Kategorie-Archiv: 12 Bivio

Synode libref. 2007, Bivio – 24.-26. August


Ein Rückblick
24. August Freitagabend, Rundgang im Dorf, Bivio er-Örtern

20 h, Besammlung beim Municipio, Name erinnert an Inkorporation des Ortes ins Römerreich (Municipien , italienische Städte gemäss Bundesgenossenkrieg 81- 96 vor Christus, Lex Livia & Pauplia). Ocker-Farbton des Gebäudes: Kenntlichkeit der Station für damals die Transportleute, heute die Touristen (eingeschlossen Kurverein & Tankstelle). Weg über Ebene Gravella, von lat gravolens… übel riechend, erinnernd daran, dass Julia bis anfangs 20. Jahrhundert in Ebene mäandrierte, Versumpfung, negativ, statt fruchtbarere Schaum Aaphrodite).Dann bis Anstieg Veia Surmirana beim Miteigentumsstall, Römer Karrengeleise, ins Dorf. Reformierte Kirche, katholische Kirche, Hospiz der Kapuziner, Sust, Zollstätte des Bistums im Mittelalter (Haus Grisch heute, im Engpass vis à vis katholisches Pfarrhaus), Eigentlicher Bivio, Weggabel Julier/Septimer in Dorfmitte.

21 h Referat Dr. Jan-Andrea Bernhard: Bivianer und Bündner Reformationsgeschichte (Lanzio-Bar des Hotels post, Chminéee-Feuer). Bivio mit Ideen von Reformation in Italien als Passort (Portenstation der Säumergilden) vertraut. Graubünden: Ilanzer Artikel anfangs 15. Jht. Das Land erhält das Recht, neu- oder altgläubige Pfarrer zu wählen (schon bevor Reformation durchgeführt ist, Bundestag 1620 in Davos). In Kirchen wird Messe gelesen und das Abendmahl ausgeteilt: Bspw. Sagogn, Churwalden, Bivio). Religiöser Friede ist dann durch Dreissigjährigen Krieg gefährdet, teils Bürgerkrieg. Bivio erlangt über den Bundestag das Recht, eine reformierte Kirche zu bauen. Konflikt verschärft sich mit Inquisition in Italien und mit der rätischen Mission der Kapuziner. (Gegenreformation), die anfangs 20. Jht. durch Weltgeistliche abgelöst werden (an sich im Freistaat der Drei Bünde als fremder Orden (sitz in Norditalien) verboten waren, ohne, das das Verbot durchgesetzt wurde.

Samstag Morgen:

Grusswort des Dekans der reformierten Landesskirche: Dekan Thomas Gottschall: ‚Menschenrecht und religiöser Friede’, Begriff der Toleranz ist zentral. Toleranz will auf gehobenem Niveau diskutiert sein, woanders sie zur Leerformel verkommt (Augustin: Harmonia est concordia discors). Fritz Guidon, Gemeindepräsident, heisst libref. in Bivio willkommen, verweist auf Multikulturalität, Toleranz vor Ort, seine Familie wanderte zuerst nach Bünden ein, bevor sie in Bivio ein Hotel eröffnete, ‚angenommen’ wurde. Konkurrenz belebt. Bivio bedeutet Vielfachheit, durch Vergleich, kein Einheitsbrei
Stephan Marti, zeigt den preisgekrönten Film: Aschenbrüder. Zwei Brüder werden mit dem Testament des verstrobnen Vaters konfrontiert: Antritt des Erbes unter Vorbehalt, das sie seine Asche auf dem Creux du Van in den Wind streuen. Unterweg muss brüsker Stop erfolgen. Asche verteilt sich im Auto, hüllt die Brüder in Asche. Fahrt wird trotzdem, jetzt erst recht weiterführt. Letzter Wille bleibt letzter Wille. Die makabre Rigidität der Situation kontrsstiert mit ihrer poetischen Handhabe durch die Filmer, Szenen reizen zum Lachen. Ist die letzte Wahrheit mit einem Lächeln zu sagen: Horaz sat.I, 1, 25:Ridendo dicere verum.
Nachmittags, Referat von Frau DDr. Gret Haller, Menschenrechtsexpertin (zur Zeit Uni Frankfurt); Ist ein ‚Menschenrecht auf religiösen Frieden’ zu postulieren? Die Referentin warnt vor Inflation mit Menschenrechten (Bsp. Menschenrecht einer Frau, ein Kind über die natürliche Fruchtbarkeitsphase hinaus zu erhalten?. Wie positioniert sich Religion im westlichen Abendland: Unterschied zwischen Amerika und Europa fällt auf. Die USA betonen das Primat der Religion, Europa nach den leidigen Erfahrungen im Dreissig Jährigen Kriege das Primat der öffentlichen Ordnung. Die Religion hat sich frei innerhalb ihrer zu bewegen. Was heisst öffentliche Ordnung: Die Volkssouveränität? Absolut gesetzt. Vergottung des Volkswillens? Remedur: Aufwerten der Bürgerrecht (nationalen Rechte) zu Menschenrechten? Aufgabe von libref?

Spaziergang zu einem Stein unterhalb Septimerstrasse, Abzweigung ins Val Bivio (Stallerberg). Oral history: Opferstein aus heidnischer Zeit. Mensch bringt hier ein Opfer, um sich Götter günstig zu stimmen, wenn er in ihr ihnen vorbehaltnes Bergreich eindringt. Do ut des? Ich gebe, damit Du gibst. Christlicher Gott hat sich selber zum Opfer auf Golgatha gemacht, so dass wir Opfer helfen können, statt Opfer zumuten.
Abends: Konzert inreformierte Kirche, mit Lesung zu Geschichten aus Bivio, durch Elda Simonett-Giovanoli (Septimer-Räuber, Hochzeit einst in Bivio, Poesie zur Atmosphäre. Bivio ist rau und doch mild, weil es ihr, der Dichterin, Ort ist. Der Chor ‚Cantio antiqua, Dirigent Hanspeter Rechsteiner, Chur, singt romanische Lieder (Armon & Robert Cantieni, Tumasch Dolf, Otto Barblan u.a.) und Lieder aus der deutschen Romantik (Schubert, Mendelssohn u.a.),, weltliches und geistliches Lied.
Diskussion dann: Librefs Potenzial und Zukunft: Potenzial: Seine Mitglieder, gut tausend, als demokratische Basis, dann 130 jährige Geschichte, Erfolg als Lobby für Glaubens- & Gewissensfreiheit, deren Aufnahme als Novelle in die Verfassungsrevision von 1874. Libref. hat als ein unter einst mehreren konfessionellen Milieus überlebt, die übrigen sind verschwunden. Trägt das theologisch-liberale Gedankengut weiters in die Zukunft?
Strategisch:
– Im Bereichern des Menschenrechts-Diskurses mit der Religion, heute, da öffentliche Ordnung sich an Religionsfreiheit wieder reibt (Initiativen zu Minarett-Verbot, Kopftuch etc.). Statt Volkssouveränität überbetonen; Aufwerten von bürgerlichen, innerstaatlichen Rechten zu Menschenrechten in Kooperation mit ausländischen verwandten Organisationen (bspw. auch Unitarieren). Ziel: Partnerschaft zwischen Staat & Kirche im Fokus: Schutz der Menschenwürde, – Freiheit, durchs Menschenrecht (‚Aufweichen’ von mystischem Geltungsgrund von Autorität, J. Derrida)
Pragmatisch/operativ:

– Einbau von einem Modul Menschenrecht in Religionsunterricht (Angebot von Pfr. Ursi Tanner, Fanas) , Vermitteln von Wissen eigener Urteilskraft auch im Religiösen
– Preisausschreiben, ‚Neuenschwander-Preis’ (ehemaliger Dozent an der Uni Bern) für Arbeiten unter dem Titel ‚Menschenrecht & religiöser Friede’. (Jury bspw. Welzel/NZZ, Mitglieddes Menschenrechtsrates/ UNO, Genf, für Forschung: Marisa Jaconi, Uni Genf (Stammzellenforschung, Eingriff in physische & psychische Substanz am Menschen?) Moderation bei Verleihen von Preis: Sandra Maischberger?

Sontagmorgen: Andreas Bliggenstorfer hält Berggottesdienst am Seelein auf dem Julier. Als Pult dient Stein von Panzersperre aus der Zeit des Nationalismus: Predigttext: Micha 6,8. Achtsamkeit – auf das Wort Gottes, Gott ist der Herr, die Welt ist seine, so wie sie ist.Menschenwerk, ist akzessorisch, Mensch ist nützliches Werkzeug des göttlichen Willens., as Protest bei Vergottung irdischer Herrscher in Kirche & Staat verlangt (im Mittel des Menschenrechts?), Dr. Jaha berichtet von seinen Bestrebungen, in Pakistan die Menschenrechte kundzutun, Unterrichtet zumal Rauen und Mädchen darin, hat Schule eröffnet. Frage an uns im Westen zurück. Frage an uns im Westen zurück: Wollen wir Menschenrecht universell? Wenn in Saudiarabien Demokratie, Menschenrechtspraxis einsetzt steigen die Ölpreise bei uns, insoweit das Volk gerechte Preise für seine Ressource zu verlangen hat. Wie verhalten wir uns dann?

Stephan Marti offeriert Picknick am See. Abschluss der Synode (griechisches Wort für lateinisch Bivio) 13 Uhr Abfahrt der Post. Herzlichen Dank allseits, Gute Heim- & Wiederkehr!

Jean-Claude Cantieni, Chur

Das Huhn oder das Ei bzw. die öffentliche Ordnung & Religion: Was war zuerst?


Was Glauben- & Gewissensfreiheit ist, glauben wir zu wissen. Niemand hat vorzuschreiben, was ich zu glauben habe, in meinem Gewissensentscheiden bin ich frei – solange, werden Skeptiker einwenden – als ich mich zumindest äusserlich an die ‚öffentliche Ordnung ‚ halte.

Und doch: Die öffentliche Ordnung entwickelte sich in der Aufklärung, vorher wurde von oben nach unten regiert: In Glaubenssachen galt ein cuius regio, eius religio: Unternehmen haben wie der Fürst zu glauben. Das wurde im 18. Jahrhundert anders, die französische Revolution setzte Volksrechte in Kraft, und die UNO verlieh den Bürgern Menschenrechte. Sie sind Rechte. Was heisst das. Sie sind eine Autorität. Das Recht befiehlt. Wer im Recht ist, gestaltet sein Vertragsverhältnisse nach seinem Recht. Rechte richten sich unter den Bürgern, Menschen, in der Schweiz nach dem Obligationenrecht, und Obligation ist, der Name sagt’s, eine Obligation, Verpflichtungscharakter, Autorität, öffentliche Autorität. Worin nun gründet diese? Seit er Aufklärung beobachten achtsamer Bürger, dass aus der öffentlichen Ordnung immer mehr eine biologische wird. Die öffentliche Ordnung greift direkter auf das Leben der Person, nicht die Person selbst, im schlimmsten Falle damals, als die Nationalsozialisten Biomasse vergasten. Was das Individuum zum Subjekt seiner selbst erhebt, bleibt auf der Strecke. Das Leben selbst wird Objekt von Vorschriften etwa in der Stammzellenforschung, im Heimschaffen von Flüchtlingen. Nackte Existenz wird ausgegrenzt. Biographien von Individuen werden zu ‚Biopolitik’, rügt der italienische Rechtsphilosoph Giorgio Agamben in Anlehnung an Michel Foucault. Es entsteht ein totalitärer Zugriff auf jeden Einzelnen. Das Lager als Matrize der Moderne?

Als Antwort auf globale Fluchtbewegungen und Terror werden Grund- und Freiheitsrechte ausser Kraft gesetzt. Als Beispiel dafür sieht Agamben die Flüchtlings-Camps in der Europäischen Union und das amerikanische Gefangenenlager in der Guantánamo-Bucht auf Kuba (war schon im Finanzblog ein Thema), wo Menschen eine biologische Gefahr statt politische Gegner sind. Agamben zufolge wird der permanente Ausnahmezustand zum neuen Regulator des politischen Systems. Er wird in diesem Schreckens-Szenario neben Staat, Territorium und Nation zum vierten Element der politischen Ordnung als Biomacht, die sich mit dem Ausbau von Volksrechten trifft, nach welcher heute lautstark gerufen wird.

Spricht die Biomacht Staat nicht eher die Masse als Objekt technischem Disziplinierens an? Agamben: Wir sind Bürger eines Naturkörpers, welcher von der Politik ergriffen wird. Eine Komplementarität zwischen dem Subjekt und seinen Sujet, dem Recht, ist deshalb geboten. Wie anders als im Kontext von Öffentlicher Ordnung und Menschenrecht im Dienste von Glaubensfreiheit und religiösem Frieden soll das erreichbar sein? Wer eher als liberale Protestanten sollen dafür zu gewinnen sein, sich für den Dialog zwischen öffentlicher Ordnung und Glaubensfreiheit in der Achtsamkeit aufs Wort Gottes, statt menschlich vergottete Satzung zu engagieren, indem Biomacht und Autorität des Rechts dadurch zu entflechten sind, dass die Autorität des Rechts in seinem mystischen Grund als Ursache von Recht als Biomacht aufzudecken ist? Die Mechanismen des Rechts, von denen schon Kafka schreibt, dass sie ‚kafaesk’ sind, sind zu analysieren, denn das Lebens- & Sterbrecht des Subjekts sind immer mehr relativiert, und zwar durch Nützlichkeitsdenken, Utilitarität, wie sie für eine freiheitliche Ordnung obsolet ist. Menschen, die frei sind, haben keinen Grund, sich einer Nutzensmaxime zu unterwerfen. Sie arbeiten einander freiwillig in die Hand, selbst ohne, dass die Doktrin von der den Markt ordnenden ‚Hand im Hintergrunde’ von Adam Smith als Magier ins Spiel zu rufen ist. Vielleicht, dass das Eintreten für die Glaubens- & Gewissensfreiheit als Menschenrecht dafür reicht, dass Menschen als Subjekte sich für einander interessieren, mit einander handeln statt kriegen. Öffentliche Ordnung ist dann ein Reflex davon, eine Mächtigkeit, Leben zu befördern und sterben zu lassen, und keine absolutistisch angehauchte Autorität mehr. Sie wird zur Partner von Glaubens- & Gewissensfreiheit. Statt dass die öffentliche Ordnung, aus der sich Religion weit zurückgezogen hat und womit diese Ordnung zur Biomacht wurde, welche als solche nach einer Ordnung des Ausgrenzens sich ihre Individuen unterwirft, Freiheit der Religion ‚mit historischer Begründung’ im leidvollen Erinnern an Glaubenskriege nach ihrem eignen, staatlichen Gusto zubilligt, spielt sich dann ein ‚Freie Kirche & freier Staat’ ein, die Freiheit, Gott zu geben, was ihm gebührt, und dem Staate, was diesem zusteht. Die vervielfältigende Differenz zählt, welche die Religion in der Glaubens- & Gewissensfreiheit kultiviert und keine Einheit, auf welche die öffentliche Ordnung hin konditioniert, ist gesucht. Solche ‚Différance’ (Jacques Derrida) ist das Ziel, für welches der liberale Kulturprotestant einsteht, mit einem Menschenrecht pro-testiert.

Text: Jean-Claude Cantieni, Chur

Jean-Claude Cantieni

… der Philosoph und Denker Jean-Claude Cantieni – wer das Masterpasswort kennt, kann auch Texte mit eigenen Fotos ergänzen – der Finanzblogger

Bivio-Vortrag Dr. Dr. h.c. Gret Haller


Zum Vortrag von Dr. Gret Haller an der Bivio-Synode von Libref (25. Aug. 2007)

Religiöser Frieden und Menschenrechte

In ihrem temperamentvollen Vortrag von rund einer Stunde Dauer stellt sie zuerst die Inflation des Begriffs Menschenrechte (MR) fest. Es gibt unsinnige MR-Postulate, wie z.B. jenes gewisser älterer Frauen, welche aufwendigste medizinische Hilfen für das Kindergebären einfordern als MR für das Gebären können.

Frau Haller gruppiert ihre Ausführungen nach folgenden drei Grundfragen:

1.) Religionsfreiheit als MR auf verschiedenen räumlichen Geltungsebenen.
2.) Öffentliche Ordnung und Religion in ihrem Zusammenhang
3.) Grenzen der Religionsfreiheit

Zu 1.) MR-Konvention der UNO ist weltweit auf globaler Basis wirksam, und einklagbar geworden.

Zu 2.) Die Bosnienerfahrungen und aktuelle Ereignisse haben die Referentin hellhörig für unterschiedliche Traditionen im Umgang mit Religion und Staatlichkeit gemacht. Entscheidend für Europa waren die Schrecken des 30.jährigen Krieges im Zeichen der Religion. Der westfälische Frieden von 1648 unterstellt die Religion staatlicher Ordnung.

Der europäische MR-Artikel: Freiheit, die Religion betreiben zu dürfen, aber dadurch dürfen andere nicht beeinträchtigt werden! Nationen ersetzen Religionen … keine Religionskriege mehr (dafür nationale Feldzüge).

Es gibt eine historische Konditionierung: die amerikanische oder die europäische Fassung des Problems.:

a) die amerikanischen Freiheitsrechte (amendments): Einwanderer unterstehen einer Bekenntnispflicht (Puritaner wollten ja als Europaflüchter in Amerika einen Gottesstaat errichten). Die Freiheit in der Religionsausübung ist demnach wichtiger als eine staatliche Ordnung. Anders in Europa

b) In Europa, in der Schweiz nach dem Sonderbundskrieg, nach der Gründung des Bundesstaates, zwingen die freisinnigen Sieger die katholischen Verlierer in die neue Staatsordnung, also eine reduzierte Religionsfreiheit im Sinne des allgemeinen Religionsfriedens («Wir haben „Religionsfreiheit politisch im Blut!» ;siehe Kappeler Milchsuppe oder die relativ schmerzlose Wahl einer jüdischen Frau Dreifuss in den Bundesrat). Der Ruf nach einem Minarettverbot ist wohl eher ein Akt reiner Ausländerfeindlichkeit als eine grundsätzlich religiöse Forderung.

Zu 3.) MR sind auch demokratische Mitwirkungsrechte, sie sind aber nicht durch Waffengewalt durchzusetzen.Der Bürger ist durch die MR ein Rechtsunterworfener, aber auch ein Berechtigter. MR sind einklagbar, sie finden aber ihre Grenzen, wo die Freiheit der andern beginnt. Religionsfreiheit war für Puritaner sehr wichtig, in Europa aber, wie schon festgestellt, staatlich eingegrenzt. Die Sekten zogen nach Amerika, … so dass Huntington die weltweiten Religionskriege als unvermeidlich betrachte … aber die europäische Erfahrung ist eine andere: Durch MR kann auf die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung eingewirkt werden. Religion geniesst bis zu jenem Grade die Freiheit, bis sie selbst die Freiheit anderer begrenzt und so den öffentlichen Frieden gefährden kann.

Nach Handnotizen des Vortrages zusammengefasst durch: Werner Gallusser, Basel, 29. Aug. 2007

Hier noch ein kleiner Nachtrag von sml

Dr. Gret Haller

Dr. Dr. h.c. Gret Haller

… Frau Dr. Dr. h.c. Gret Haller …

Prof. Dr. Werner Gallusser Basel

… Prof. Dr. em. Werner Gallusser kann man stundenlang zuhören …

Humangeograph Prof. Dr. em. Gallusser

… Zuhören, eine Kunst die er perfekt kann …

Europa, Asien, Amerika und Afrika in Bivio

Die Synode in Bivio ist zu Ende – insgesamt ein Erfolg mit insgesamt über 60 Teilnehmern. Vorab nur einen kleinen Querschnitt.

Höhepunkte gab es viele, diese zu werten ist alles andere als einfach. Jeder sieht dies vielleich etwas anders. Die einen zielten auf die Vergangenheit, andere in die Gegenwart und einige in die Zukunft. Für mich persönlich sind diejenigen für die Zukunft am wichtigsten, die der Gegenwart am interessantesten und die in die Vergangenheit am lehrreichsten und der höchste Höhepunkt war für mich am Schweiss treibendsten und auf auf 2750 gelegen.

Ein (nocht nicht) Mitglied hat sich aufgeregt, das wir das Wort Synode (Konzil) benützen. Wir haben es als Wortspielerei genommen. Bivio und Synode bedeuten Ähnliches. Bi-vio zwei Wege und Synode – synodus (altgr. für gemeinsamer Weg, Zusammenkunft). Und die Zusammenkunft und ein gemeinsamer Weg scheint uns gelungen zu sein. Selbst schuld, wer nicht dabei war. Er hat neben dem Programm auf die intensiven Diskussionen bis in den morgen verpasst. Bedauert wurde von einigen, dass nicht mehr Mitglieder den Weg nach Bivio fanden. Andere haben die grossen Strapazen auf sich genommen – der Jüngste war ziemlich genau 80 Jahre jünger, als der älteste Teilnehmer. Einer hat aber nicht überall teilgenommen – der Nuggi (Schnuller) hätte ihn an den Diskussionen gehindert …

römische Wagenspur

… römische Wagenspur – die Reise von Bivio bis zum Julier hat früher vermutlich länger gedauert, als heute von der Romandie …

Gret Haller

Dr. Dr. h.c. Gret Haller – schon alleine für ihr Referat hätte sich gelohnt, die unsäglichen Strapazen auf sich zu nehmen und bis ins Bünderland zu kommen. Vielleicht erzählen wir noch einmal etwas mehr über das was die Referentin die den Weg von Frankfurt am Main auf sich nahm zu sagen hatte. Nur mal zwei kleine «interessante» Details. Der Unterschied zwischen Europa und den USA. In Europa «steht» der Staat über der Kirche und in Amerika ist die Kirche dem Staat «übergeordnet». Die geschichtlichen, rechtlichen … Aspekte, machen das Verständnis der unterschiedlichen Kulturen wohl für manchen einfacher. «Es wäre falsch, den Verein libref. aufzulösen, er ist vermutlich auf dem richtigen Weg und dürfte in Zukunft eine wichtige Funktion erfüllen …». Besten Dank Frau Haller, für ihre Anstösse an einen Verein, den sie bisher nicht gekannt haben …

Reiner Anselm

Prof. Dr. Reiner Anselm, heissen wir als Einzelmitglied bei uns ganz herzlich willkommen. Er hat wohl die beste Idee für unsere Zukunft geliefert. Ein externes Netzwerk zusammenstellen und … aber das verraten wir noch nicht. Merci auch dafür, dass du Frau Haller nach Bivio gebracht hast. Ihm ergeht es ähnlich wie unserem Vorstand. Wir haben seine Studenten gratis aber sicherlich nicht vergebens eingeladen. Keiner kam. Zürich – Bivio, Genau drei Stunden und eine Minute. Reiner musste noch nach München. Liegt doch fast am Weg! Das ist die heutige Zeit. Schon nur die Halbpension ist erwähnenswert – Hotel Post Bivio. Danke den Geschwistern Lanz für unsere Sonderwünsche und dass wir die Filme Aschenbrüder und Totengräber in der Lanzio Bar mit vollem Disco-Sound abspielen konnten …

Prof. Dr. Jan Andrea Bernhard

… wo auch Dr. Jan Andrea Bernhard von der Arbeitsgemeinschaft für freie Theologie Graubünden (AFT) seine Grussworte an uns richtete …

Dekan Pfr. Thomas Gottschall

… jemand hat den Dekan der Synode (hier sind die reformierten Pfarrer gemeint) und Kirchenrat der evangelisch reformierten Landeskirche Bünderland Pfr. Thomas Gottschall mit Herr Thomas Gottschalk angesprochen. Nicht nur der Vorname ist identisch, beide sprechen hervorragend und mit Schalk …

Fritz Guidon

… der Gemeindepräsident Fritz Guidon erzählt über «seine» Gemeinde mit rund 220 Einwohner (aber fast der Gemeindefläche der Stadt Zürich) …

Elda Simonett-Giovanoli

… Bergluft hält geistig und körperlich jung – die Schriftstellerin und (ehemalige) Lehrerin von Bivio Elda Simonett-Giovanoli – hier Erinnerungen und ein Bild aus ihrer Kindheit. Sie erzählt einige Geschichten aus ihrem Buch – auf Deutsch. In Bivio ist sie cittadina importanti, zumal die italienische Wikipedia weiss dies …

Erica Fasciati

… vielleicht wird es auch die Künstler Erica Fasciati (Seite 35)mit eigener Galerie, wo zur Zeit eine Ausstellung gezeigt wird, die man auch aus religiöser Sicht betrachten kann …

Cantio antiqua

… des Gesangs Ensemble «Cantio antiqua» singt in der reformierten Kirche auch in der dritten Landessprachen des Kantons – Romanisch – wobei diese Aussage nur für das offiziell Italienisch und mehrheitlich Deutsch sprechende Bivio gilt – sehr viele hier können alle drei Sprachen und wenn erstaunt es, Englisch auch noch …

Andreas Bliggenstorfer

… die Predigt mit Pfarrer Andreas Bliggenstorfer findet aber auf dem Julierpass statt – eine Bergpredigt mit Glockengeläute. Dieses verklingt erst gegen die Mittagszeit, als die Wiederkäuer zum Verdauen abliegen. Ob sie es uns überl nehmen, dass wir nachher am See unter anderem auch Bündnerfleisch geniessen? Aber vielleicht kommt es ja aus Brasilien oder gar Australien

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… Dr. Yahya Hassan Bajwa – sein Lebenslauf und seine Gesinnung – Schweizer, Pakistaner, Muslim, neu Einzelmitglied bei libref. – eine imposante Persönlichkeit mit echt ökumensicher Einstellung. Was er sagt, macht er auch. Er spricht von seiner Schule für mittellose Mädchen und Frauen in Pakistan (alles Wichtige erfahren sie dort unter «weiter»), von LivingEducation. Die Kollekte wird dorthin überwiesen – Hotelrechnung gibt es keine, die Revisoren werden dies nach vollziehen können (lieber mental, als nur Beleg mässig). Alles zusammen eine Summe, damit eine Schule mit 80 Schülerinnen, von den rund 80 Prozent Christen sind, einige Tage leben können. Ob Christen oder Muslim – man schaut nicht auf die Religion …

… die Mosche ist rund 20 Minuten zu Fuss entfernt – gleich weit weg wie die Kirche. Es gibt dort in Pakistan weder einen Kirchturm, noch ein Minarett. Nicht weil es verboten ist oder aus Vorsicht, gar Angst – man hat kein Geld dazu. Jedes Gebäude hat einen rund 50 cm hohen Turm, damit sie sich von den andern Häusern doch etwas abheben …

… «betet für alle die in Regierung und Staat Verantwortung tragen» ist nicht nur ein christliches Gebet, auch Muslime beten es – Yahya wird dieses Plakat, das zur Zeit in der Schweiz auf Plakatwänden klebt, in seinem Büro aufhängen. JaJa. Nicht NeinNein. Aber richtig ausgesprochen heisst er «Jachja» …

Bliggenstorfer und Bajwa

… Ja ja, gekommen ist er wie vermutet mit seinem Motorrad – nicht aus Asien, wo er vor einigen Tagen noch war. Und unter dem Pullover trägt er das Symbol der Vergänglichkeit, den Totenschädel. Friedlich auf andere Kulturen aufmerksam machen, das ist was die Liberalen lieben. Nicht wie die Hells Angels in meinem Nachbardorf. Vor kurzem las ich auf einem T-Shirt: «Sind Engel auch Vögel?» Bajwa bedeutet Falke – herzlichen Dank für deine Einstellung und dein Referat.

… und danke an alle, die zum Gelingen beigetragen haben. Einen speziellen Dank an unseren Präsidenten, der das Ganze inszeniert hat – eine tolle Idee, ein dreitägiges Erlebnis …

Afrika in Bivio

… und der letzte Höhepunkt, die Aussicht beim Aufstieg zur normalerweise nicht zugänglichen Stelle, wo man die Grenze vom afrikanischen Kontinent zum Ozeanboden überschreiten kann. Diese Übergangszone ist sonst immer in über 5000 Meter Wassertiefe und mehreren 1000 Meter Sedimenten überdeckt …

Erde den Himmel küsst

… dort wo die «Erde den Himmel küsst». Ein krönender Abschluss, zumindest für den Einzigen der Synode-Teilnehmer, der vor der Rückfahrt (250 km) noch einen «kleineren» Spaziergang unternahm …

Details der Synode in Bivio werden in unregelmässigen Abständen folgen. Wenn sie sich keinen Beitrag entgehen lassen wollen, «abonnieren» sie sich das Blog.

Text und Fotos: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Frau Dr. Dr. h.c. Gret Haller bei libref. zu Gast


In Bivio und auf dem Julier werden wir nicht nur Topp-Referenten haben, sondern auch herrliches Wetter …

… denn wir versuchen unseren «Draht nach oben» stets aus zu nützen. Spass beiseite, vom Freitag bis zum Sonntag (und das für CHF 150 inkl. Halbpension – Basis DZ) befassen wir uns vor allem mit liberaler Religion. Jederman und jede Frau ist herzlich eingeladen, ob liberal, evangelikal, oder reformiert oder katholisch, ob Muslim, Sihks, Alevit oder in gar keiner Religion – wir werden alle vertreten sein. Seien sie herzlich willkommen. Für die Vorträge, die Bergpredigt aus (ja aus, nicht am) dem See mit den aktuellesten Berichten aus Pakistan von Dr. Yahya Hassan Bajwa oder der beiden preisgekrönten Kurzfilme «Aschenbrüder» und «Totengräber», den Rundgang etc. ist keine Anmeldung erforderlich – Zimmer können direkt beim Hotel Post in Bivio – 081 659 10 00 – wer an den Veranstaltungen teilnimmt bezahlt nur den Spezialpreis.

Ganz speziell freuen wir uns auf das Referat von Frau Dr. Dr. h.c. Gret Haller«Huhn oder Ei?» – Religiöser Frieden und Menschenrechte.

Lesen sie selbst, was sie am meisten interessiert, suchen sie sich die Publikationen heraus, die ihnen am meisten Spass machen, aber bitte vergessen sie die Zeit nicht und verpassen sie Bivio nicht. Das Referat findet am Samstag, ca. ab 14.15 statt. Hier nur so zwei drei Vorschläge …

WAS MACHEN DIE GÖTTER IN DER POLITIK ?
Die Schweizer Publizistin Gret Haller über den neuen Fundamentalismus und die Verantwortung Europas … weiter

AMERIKANISMUS, ANTIEUROPÄISMUS UND ANTIAMERIKANISMUS. Emotion und Ratio in den transatlantischen Beziehungen … weiter

VERANTWORTUNGSVOLLE UNTERNEHMEN – EIN WIDERSPRUCH IN SICH ? Keynote-Referat anlässlich der Preisverleihung «The Public Eye Award 2006» an der Gegenveranstaltung zum World Economic Forum (WEF), 25.Janaur 2006 in Davos

… «Geht man bei den Menschenrechten von einem Konzept der Pflichten aus, dann gibt es neben den Menschenrechten auch Menschenpflichten. Menschenrechte sind Freiheitsrechte gegenüber dem Staat, sie garantieren dem Individuum, dass es nicht vom Staat in seiner körperlichen Integrität und anderen Freiheiten beeinträchtigt wird. Jeder Mensch darf seine Menschenrechte dem Staat gegenüber einfordern und einklagen. Was aber soll geschehen, wenn sich nicht der Staat, sondern mein Nachbar so gebärdet, dass meine Menschenwürde verletzt wird ? Diese Frage beantwortet das Konzept der Pflichten im direkten Verhältnis zwischen mir und meinem Nachbarn. Mein Nachbar hat die moralische Pflicht, sich so zu verhalten, dass meine Menschenwürde respektiert bleibt. Und weil mein Eigennutz darin besteht, dass er sich so verhält, habe auch ich ein Interesse daran, mich so zu verhalten, dass seine Menschenwürde respektiert bleibt. Jeder ist also – sozusagen aus Eigennutz – verpflichtet, die Menschenwürde des Nachbars zu respektieren, damit seine eigenen Menschenrechte gewahrt bleiben. Das Freiheitsverständnis in diesem Konzept basiert auf der Vorstellung vom tugendhaften Bürger. Heute bezeichnet man dieses Freiheitsverständnis auch als kommunitaristisches Freiheitsverständnis. Es geht von der Vorstellung aus, dass sich die Individuen auf freiwilliger Basis zu Gemeinschaften zusammenschliessen, innerhalb welchen man sich gegenseitig anerkennt, und die verschiedenen Gemeinschaften, welche in einem bestimmten Raum zusammenleben, sollen sich auch gegenseitig anerkennen. In diesem Konzept der Pflichten kann die Pflicht so umschrieben werden, dass die Würde der anderen Menschen in der Gemeinschaft und die Würde der anderen Gemeinschaften respektiert werden soll … weiter …»

Es ist jeder selbst schuld, wenn er nicht nach Bivio kommt. Oder sind sie mit obigem Textausschnitt nicht einverstanden? Oder sind sie der Ansicht, dass das «Minarett-Verbot ein Schweizerischer Exportschlager» ist? Wir werden kein Minarett in Bivio haben, aber einen, der dieses Minarett bestens kennt und einen der die Wirtschaft, Politik und Religion wissenschaftlich analysiert und noch viele viele andere … und ich komme direkt aus Langenthal. Hier haben wir (noch) keine Minarette, nur «Totengräber» und «Aschenbrüder» und auch Patrik Freudiger. Päddy, wenn du Zeit hast, du bist herzlich nach Bivio eingeladen, wir haben schon oft mit einander diskutiert, sind manchmal nicht gleicher Meinung, aber wir akzeptieren andere Meinungen. Die Frage ist wer hat Recht und das wird vielleicht nicht einmal die Geschichte aufzeigen können. Aber wir können in Bivio diskutieren, weitere zum Handeln auffordern und haben die Menschenpflicht, eine (noch) bessere Welt zu gestalten.

Text: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Frankfurt – San Bernardino – Cazis – Bivio


Es gibt einige eindrückliche Kirchen auf dem Weg nach Bivio zu unserer Synode von Freitag bis Sonntag – es hat noch einige Hotelbetten frei – Prospekt über die Synode.

Wir haben uns die Frage gestellt, was verbindet Bivio mit Frankfurt am Main. Es sind die Altare, genau genommen der Herz-Jesu-Altar im Kaiser-Dom Sankt Bartholomäus und derjenige in der katholischen Kirche von Bivio. Es gibt ein Problem. Nicht, dass die Kirche normalerweise geschlossen ist – wir dürfen sie besichtigen – danke. Aber der Altar von Yvo Strigel der ursprünglich in Seth (oberhalb Schuls) war, ist wohl in Frankfurt zu besichtigen. In Bivio befindet sich der knapp vierhundert jährige Altar, welcher auch von Yvo Strigel gebaut wurde, nicht in der Kirche – er wird restauriert.

San Bernardino Dom

Bei der Anfahrt nach Bivio aus dem Tessin, via das Bündnerische Misox liegt am Südportal des San Bernardino Tunnels und des Passes das Dorf San Bernardino mit der einzigen mit einem Steindach versehenen Kuppelkirche im Alpenraum. Und dann gäbe es da noch eine Kirche an zu schauen – insbesondere die Deckengemälde. Aber ich denke, über die St. Martins Kirche Zillis wird einmal Ursi Tanner im Blog schreiben. Für solche publizistische Belangen gibt es keine Prädestiniertere als unser Mitglied das ein Buch über die biblischen Bilder der Martinskirche Zillis verfasst hat. Vielleicht treffen wir sie sogar in Bivio an …

Kirchen Cazis

… wer wie ich vom Unterland kommt, kann die Autostrasse verlassen und auf der Hauptstrasse durchs Domleschg fahren und trifft auf die beiden Kirchen von Cazis. Dank den Pfahlbauern dürfen wir davon ausgehen, dass jederman heute weiss, wo das Domleschg ist – dort wo sie das Salz abholten. Wir haben damals Salz liegen lassen – aufgelöst in Schweisstropfen. Der Brevetierungsmarsch. Etwas Gutes hatte es an sich. Wir haben jede Kirche, jede Kapelle, jedes Schloss, jeden altertümlichen Turm und jede Burg zwischen Tamins und Thusis besucht. Es ist vermutlich die Region in der Schweiz, die auf 15 Kilometer Luftlinie am meisten dieser Bauwerke auf zu weisen hat – bei den Burgen sind es nicht einmal Grossstädte, die von der Anzahl her «gefährlich» werden könnten. Sehr empfehlenswert, aber lassen sie die Vollpackung wenn möglich zu Hause … verpflegen können sie sich auch unterweg. Die erste «kleine Unterlage» pflegen wir in Reichenau zu uns zu nehmen …

Bunker von Cazis

… hier sollten sie unbedingt anhalten – Bunker, Wassertank? Nein, die vor 10 Jahren vollendete Steinkirche der evangelischen Kirchgemeinde Cazis – reifen aufgehenden Kastanien gleich. Eine der eigenwilligsten Kirchen, die ich je gesehen habe – aber auch eine der eindrücklichsten … urteilen sie selbst …

Cazis Kirche Front
Steinkirche Cazis
Steinkirche innen
Cazis Kunst
Steinkirche Kunst 2

Fotos und Text: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Merci an Pfarrer Wipf vom SEK für die tolle Reaktion


Die Antwort vom Präsidenten des SEK – Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund wollen wir nicht vorenthalten. Wir bleiben in Kontakt und für Bivio wünscht Pfarrer Thomas Wipf uns gutes Gelingen und Gottes Segen und bittet uns, seine Grüsse auszurichten, was wir sehr gerne machen werden.

Diese Antwort erfolgte auf unseren Beitrag und die Ergänzung unseres Präsidenten – übrigens, der 200. Blogbeitrag.

Lieber Herr Marti

Vielen Dank für Ihre Informationen mit dem Hinweis auf die Veranstaltung in Bivio. Sie nehmen ein interessantes und wichtiges Thema auf. Leider ist es mir nicht möglich, Ihrer freundlichen Einladung zur Teilnahme zu folgen.

Eben hatte ich langes Telefongespräch mit Pfarrer MBM (Anm. sml: Pseudonym «Balts». Er ist mir – als regelmässigem Leser des damaligen Schweizerischen Reformierten Volksblattes – natürlich ein Begriff und ein Gespräch mit ihm ist immer sehr anregend. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, dass anscheinend Anfragen an den SEK nicht beantwortet worden sind. Obwohl wir täglich viele briefliche und elektronische Anfragen bekommen, passiert es selten, dass sie nicht beantwortet werden, aber es kann halt auch einmal geschehen. Vor allem bin ich als Präsident des Rates natürlich nicht in der Lage, dies zu überblicken. Selbstverständlich habe ich in der Geschäftsstelle jetzt den Auftrag erteilt, der Sache nachzugehen.

Ein Blick in den Blog libref, den Sie mir empfohlen haben, zeigte mir zweierlei: interessante Beiträge und eine kleine Diskussion unter der Titel: „Menschenpflichten: wieso schweigt der SEK?“. Ich bin dankbar, dass ich nun auch direkt darüber informiert worden bin, denn ich muss zugeben, dass ich sonst wohl nicht auf diesen Vorwurf gestossen wäre. Im Allgemeinen „schweigt“ der SEK natürlich nicht, was uns von vielen Seiten dankbar bestätigt wird. Auch zu den Menschenrechten haben wir uns intensiv geäussert. Ich erinnere an die ausführliche Dokumentation und Position des SEK „Den Menschen ins Recht setzen – Menschenrechte und Menschenwürde aus theologisch-ethischer Perspektive“ (2006), das dazugehörige sek bulletin 4/2006 oder die jährlichen Aufrufe zum Menschenrechtstag (Anm. sml: als Beispiel das Schreiben von vergangenem Dezember).

In Ihrem Blog kann ich mich natürlich aus zeitlichen Gründen nicht selber vernehmen lassen. Ich bin aber dankbar, wenn Sie das „Schweigen des SEK“ darin bei Gelegenheit ein wenig relativieren könnten.

Falls Sie Interesse haben bin ich sehr gerne bereit, einmal eine Delegation von libref zu einem Austausch in den SEK nach Bern einzuladen.

Ich wünsche Ihrer Versammlung in Bivio gutes Gelingen und Gottes Segen und bitte Sie, meine Grüsse auszurichten.

Mit herzlichem Gruss
Thomas Wipf

Danke für diese Antwort Herr Wipf. Im Blog haben wir die Diskussion beim Bericht über die swisseglise aufgenommen und ich werde in Bivio bei der ehemaligen Redaktorin des erwähnten «Schweizerischen Reformierten Volksblattes» (SRV), noch einmal den Wunsch äussern, so viele Ausgaben wie möglich elektronisch zu erhalten. Vermutlich sind sie bei der Druckerei noch gespeichert und wir könnten dann die verschiedenen Berichte zum Thema Menschenrechte, die vor Jahren erschienen sind, im Blog aufschalten. Das SRV wurde vor rund zwei Jahren eingestellt. Nicht als Ersatz, aber als Sprachrohr zur Welt haben wir das Blog gebründet, das pro geschriebenen Beitrag mittlerweilen über 1000 Visits hat – über 50 Prozent aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.

Menschenpflichten: wieso schweigt der SEK? – 2. Teil


Hier eine Ergänzung zur Anfrage an den SEK – Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund – aus dem früheren Blogbeitrag.

Ein Gedankenanstoss für den Kontakt mit Pfr. Thomas Wipf:

«Die Mühe des SEK mit den Menschen(rechts-) Pflichten erinnert an den aktuellen Diskurs um das Verhältnis zwischen Völkerrecht und Volksrechten, den Bundesrat Chr. Blocher eröffnete. Die Diskussion in Deutschland um eine Leitkultur erscheint damit verwandt, und nun doppelt der SEK mit der Werte-Diskussion nach. Der Kern all dieser Dispute mag sein, dass eine Welt-Staat-Idee fehlt, d.h. ist ein Defizit, obwohl sich die Religionsstifter zwischen Konfuzius, Buddha & Christus im ‚ethischen Kodex’ eins waren. Ja der erste bekannt gebliebene Gesetzestext des babylonischen Hammurapi verpflichtet schon zum Schutze des Schwächeren, von Witwen, Waisen.

«Sein Codex umfasste einen Prolog, die 282 Gesetzesparagraphen und den Epilog, aufgezeichnet wurde er unter anderem auf einer ca. 2,25 m hohen Stele (ein freistehender Pfeiler) aus Diorit. Diese Stele wurde 1902 bei Ausgrabungen in Susa (Anm. sml: nicht das geschichtsträchtige Susa im Piemont) gefunden. Ihr ursprünglicher Standort ist unbekannt, vermutlich wurde sie von einem Eroberer aus einer babylonischen Stadt geraubt. Die Stele von Susa befindet sich heute im Louvre in Paris. Eine Kopie kann im Pergamonmuseum in Berlin besichtigt werden. Hammurapis Rechtssammlung war keineswegs einzigartig. Bereits 300 Jahre zuvor schuf der sumerische König Urnammu ein ähnliches Werk, und 100 Jahre vor Hammurapi ließ Lipitschar, König von Isin, ebenfalls eine Stele beschriften, d.h. das Recht ist ‚mit historischer Begründung’ als Pflicht geschaffen worden.» (Quelle: Wikipedia)

Noch heute erinnert unser Obligationenrecht (ZGB) daran. Obligo ist Verpflichtung. Das Obligationenrecht ist Quelle der Privatrechte aus Vertrag, illegitimem Handeln und Gesetz. Aufs Menschenrecht auf religiösen Frieden in theologisch-liberalem Sinne ‚umgemünzt’: Es ist die Pflicht, sich für den freien Zugang zu Gott jedermanns fernab von Dogmen, Zeremoniells , Vergottung einer Kirche etc. zu engagieren. Menschenrechtspflichten sind in der UNO-Charta zwar nicht explizit erwähnt, noch weniger eine Menschenrechtsverpflichtung auf religiösen Frieden, doch ist die (bewusste) Fiktion einer solchen Verpflichtung die Basis dafür, von Menschenrechte zu sprechen, sie durchzusetzen, wenn Menschen(rechte) verletzt werden. Um ein Verletzen von Menschen, nicht ein Verletzen von Menschenrechten dreht sich die Frage, wie längst hervorgestrichen worden ist, und insoweit sind Menschenrechtspflichten einzig ein diplomatischere Trick, um Menschenrechte zu behaupten zu haben, die immer noch einen schweren Stand haben (bspw. in der Ausweisungspraxis der Schweiz im Verhältnisse zu den Schwächsten im Asylwesen). Die Menschenrechtsverpflichtung ist die im Menschenrecht innewohnende Verpflichtung, das entsprechende Menschenrecht (auf religiösen Frieden) einzufordern, wenn Menschen in ihrer Glaubens- & Gewissensfreiheit beeinträchtigt werden: Propagieren von einem Recht auf religiösen Frieden, Begleiten von Prozessen, darin Glaubensfreiheit berührt ist, etc., bis sie im Willen der Völker und Länder als Freiheits-Garantie zu verankern ist: Ein ebenso hohes Ziel wie Demokratie, in welcher die Menschenrechts-Pflicht zu religiösem Frieden ‚inbegriffen’ zu sein scheint.»

Text: Jean-Claude Cantieni, Chur

Kirchtüre

Kirche Bivio

Anm. sml: Die reformierte Kirche Bivio ist offen, genau gleich wie die Mosche, nicht aber reformierte Kirchen in Zürich …

katholische Kirche Bivio
Öffnungszeiten

… Menschenrechte – Menschenpflichten – Religiöser Frieden kommen oft mit Krieg in Kontakt. Der Finanzblogger würde gerne einmal in die Kirche schauen, denn in Folge des Deutschen Krieges (auch Preussisch-Österreichischer Krieg genannt) von 1866 besteht eine Verbindung zwischen Bivio (220 Einwohner) und dem Kaiser-Dom Sankt Bartholomäus in der Finanzmetropole Deutschlands – in Frankfurt am Main genannt Mainhatten, für die einen der 2/3 Millionen Einwohner Sonnenseite, für die andern Schatten, bewölkt … Gegensätze, Rechte, Pflichten

Foto-(Montage) und Bemerkungen dazu: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Menschenpflichten: wieso schweigt der SEK?


«Die Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten ist eine Initiative des InterAction Council, die als Gegengewicht und Ergänzung zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1997 den «Vereinten Nationen und der Weltöffentlichkeit zur Diskussion vorge­legt» wurde. Angelehnt an den Text der Menschenrechtserklärung, beschreibt sie statt Rechten eine Reihe von Pflichten, die allen Menschen auferlegt sind, allen voran, andere Menschen menschlich zu behandeln.

Inhalt

In mehreren Artikeln wird menschenfreundliches Handeln genauer behandelt. So gehört es zu den grundlegenden Richtlinien, sich friedlich zu verhalten, andere Menschen freundlich und verständnisvoll zu behandeln und hilfsbereit zu sein (siehe auch die Goldene Regel). Kein Mensch, kein Staat, keine Organisation, keine soziale Gruppe und kein staatlicher Apparat steht über den Dingen oder jenseits von Gut und Böse. Jeder Einzelne ist seinem Gewissen unterworfen, trägt die Folgen seines Handelns und soll sich im Geist der Brüderlichkeit verhalten. Dies verbietet das Kriegführen, die Gewalt und den Terrorismus, schließt allerdings die Selbstverteidigung im Falle eines Angriffs nicht aus.

In einem anderen Artikel wird ein Leben in Wahrhaftigkeit und Toleranz gefordert. Dies bedeutet zum Beispiel, dass niemand (auch kein Politiker, Reporter oder Wissenschaftler) seinen Mitmenschen belügen, betrügen oder manipulieren soll. Hass, Gewalt und Krieg im Namen einer Religion, einer Weltanschauung oder einer politischen Meinung widersprechen dieser Erklärung. Religionsgemeinschaften und Autoritäten, die Feindschaft, Gewalt, Intoleranz oder gar Krieg predigen, verdienen den Verlust ihrer Gefolgschaft und ihres Ansehens.

Einen hohen Stellenwert hat die Gleichwertigkeit von Mann und Frau und die Partnerschaftlichkeit in der Ehe. Das Zusammenleben von Mann und Frau soll von Liebe, Treue, Dauerhaftigkeit und Respekt geprägt sein. Die Ehe soll den Ehepartnern und den Kindern Geborgenheit und Schutz geben. Es darf niemand gegen seinen Willen gezwungen werden, jemanden zu heiraten. Sexuelle Ausbeutung und Gewalt werden als verwerflich abgelehnt.

Ein weiterer Artikel fordert ein gerechtes und faires Verhalten und einen angemessenen Umgang mit Eigentum. Jede Form des Diebstahls, der Ausbeutung, des Betrugs, der Übervorteilung sowie eine ungerechte Wirtschaftsordnung werden als ungerecht und unmenschlich betrachtet. Jeder Mensch soll sein Eigentum so gebrauchen, dass es zugleich der Allgemeinheit dient, Luxus und Protzen werden abgelehnt.

Die Ehrfurcht vor dem Leben beschränkt sich in dieser Erklärung nicht auf das menschliche Leben, sondern schließt Tiere, Pflanzen, den Erdboden, das Wasser und die Luft mit ein. Die Menschen sollen Sorge dafür tragen, dass die Natur und die Mitgeschöpfe geschützt und erhalten werden.

Der letzte Artikel legt fest, dass keine Bestimmung dieser Erklärung so ausgelegt werden darf, dass ein Staat, eine Organisation, ein Staatsapparat, eine Religionsgemeinschaft, eine soziale Gruppe oder ein einzelner Mensch die Menschenrechte von 1948 verletzt.

Unterzeichner
Die Erstunterzeichner der Erklärung waren: Helmut Schmidt, Malcolm Fraser, Andries A.M van Agt, Anand Panyarachun, Oscar Arias Sanchez, Lord Callaghan of Cardiff, Jimmy Carter, Miguel de la Madrid Hurtado, Kurt Furgler, Valéry Giscard d’Estaing, Felipe González, Salim al-Hoss, Kenneth Kaunda, Lee Kuan Yew, Kiichi Miyazawa, Misael Pastrana Borrero, Schimon Peres, Maria de Lourdes Pintassilgo, José Sarney, Shin Hyon Hwak, Kalevi Sorsa, Pierre Elliott Trudeau, Ola Ullsten, Georgios Vassiliou und Franz Vranitzky.

Weblinks

* InterAction Council: Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten (Vorschlag vom 1. September 1997)»

Obiger Text ist aus Wikipedia kopiert: Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten (hier mit unterlegten Links).

Warum zuerst Menschenpflichten? Hier steckt Brisanz dahinter. Die Menschenpflichten wurden erst 1997 unterzeichnet, von hochrangigen Experten vorbereitet und befürwortet. Aber nicht von allen. Einer, nennen wir den mal Balts, wollte über das «wieso nicht» mehr wissen und hat vor Monaten ganz offiziell den SEK um Stellungnahme gebeten. Und wie aus Weinfelden geschrieben, der Zufall wollte es, dass Thomas und Andreas sich per «Du» kennen und ich so ein ganz klein wenig die Hintergründe um Pflichten und eben Rechte. Das ergab dann die interessante Diskussion. Der Balts hat aber kürzlich noch einmal an den SEK geschrieben, weil er noch keine Antwort bekam. Wäre doch toll, wenn die Antwort von Thomas Wipf hier als Kommentar erfasst würde. Falls er den Briefwechsel nicht hat, etwas könnte ich liefern – es müsste halt gescannt werden. Oder gesandt, die Adresse habe ich auch auf der Visitenkarte.

So, nun muss ich langsam Schluss machen, ich will noch Richtung Chrämerhuus. Vielleicht treffe ich einen von «Die Aschenbrüder» und/oder «Die Totengräber», denn schliesslich haben wir mit diesen Filmen in Bivio was vor. So hat man halt so seine Pflichten und nicht nur Rechte. Auf dem Wuhrplatz hat auch schon ein anderer Balts gespielt. Ja man kennt sich in Musik, Film und Kirche und manchmal auch echt kreuzweise.

Und manchmal lernt man sich auch als Quartierbewohner kennen und diskutiert. Im Februar 1985, bei Kälte und Sturm mit schreiender Tochter, «Gang doch e chli der Aare naa, Dere schöne, schöne, schöne grüene Aare naa, Dere Aare naa», genau der Aare entlang hat mir einer der an der gleichen Strasse wohnte, gesagt: «Toll wie sie mit ihrem Bobbie (St. Galler mögen mir allfällige Schreibfehler verzeihen) spazieren gehen. Das ist nicht nur ihre Pflicht, geniessen sie dieses Recht.» Die eine ist mittlerweilen etwas grösser, denn damals mit vierzehn Tagen, studiert demnächst in Madrid weiter «International Relation» und der andere hat die Menschenpflichten unterschrieben – Bundesrat Dr. Kurt Furgler.

Ich nehme an, dass der SEK nicht stiller bleibt, kein Has ist und auf «Balts» (nicht der Ueli) Brief antwortet. Als Pseudonym hab ich eben Balts gewählt, weil dies schöner ist, als MBM. Und der bekannte Balts hat vor Jahren glaub ich sogar am Wuhrplatzfest mit dem Stillen Has das folgende Lied musikalisch begleitet. Und wieso das Stück Tequila halleluja? Weil ich heute schon einmal zufälligerweise über Tequila geschrieben habe …

Tequila halleluja

CD «Chole», 1998, (Soundservice 70398-2)
Text: Endo Anaconda, Musik: Frank Gerber

Ha tröimt i heig der Jesus troffe ire miese Bar
Wie ne Abwart i de Trope mit syne länge Haar
Mir hei zäme zwöi Herrgöttli gnoh u die halbi Stadt yglade
E Vollruusch mit däm heilige Maa cha myner Seel nid schade

U d Lüt hei afa bätte u gränne wäg de Chole
Der Jesus het kes Bargäld gha, nume ds Hemmli u d Sandale
Wo drum sy Père, der Liebgott, de Mönsche d Chole heig verteilt
heig är us Wasser Wy gmacht, het är üs verzellt

Är het über alles wölle rede am Grund vomene Glas
Är het üs üsi Sünde glost u groukt mys letschte Gras
Tequila halleluja, der Himmel het Kredit
u niemer hätt sech dänkt, dass es e falsche Jesus syg

Hei Chrigu, bring Four Roses, aber bitte schryb se aa
Zahle muess der Moses, i bi morn scho nümme da
Der Moses chunnt cho zahle, hei Chrigu, tue nid doof
süsch chasch zu mir cho reklamiere, i bi vom Chef der Goof

Wär hütt nid chotzt dä isch ke Guete u d Lüt hei gsoffe wie ne Chue
Chrigu, heschs notiert, der Jesus isch drum zue
Wo d Party isch am schönschte gsy ke Spur vom liebe Gott
u i ha nes brochnigs Nasebei und Lokalverbot

Dä het über alles wölle rede am Grund vomene Glas
Är het üs üsi Sünde glost u groukt mys letschte Gras
Tequila halleluja, der Himmel het Kredit
u niemer hätt sech dänkt, dass es e falsche Jesus syg

Gefunden bei stiller has

… und weil der Text eigentlich passt …

Tequila - Agave

… und ich einige Pflanzen zum zubereiten von Tequila besitze. Aber hoffentlich dient diese riesige Agave in den nächsten Jahren nur zur Augenweide – es gibt auch vereinzelte in Frankreich.

Hier noch die «Allgemeine Erklärung zu den Menschenrechten» – die Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948.

Foto und Text: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Menschenrecht; Glaubenssache?


«Die Bivianer Synode von diesem Sommer wird mit der Hypothese des religiösen Friedens als Menschenrecht arbeiten, ohne, dass dieser Friede explizit in der Menschenrechtskonvention steht. Ist er ihr doch frei zu unterlegen?»

«Recht und damit Menschenrecht gilt, ist einem Gelten zugeordnet, d.h gilt als keiner Natur- oder Seinsordnung zugewiesen, und doch ist es Gesetz, übt als gesetzliches Sein Impulse oder gar Imperative aus. Ein Sein ist, ist nicht mehr zu hinterfragen. Moses kleidete das Gesetz deshalb schon in Gebots-, statt Verbotsnorm, und doch tat dem Recht nie gut, wenn es als schriftlich fixierter Text sakrosankt verstanden wurde. Von der Bibel, Glaubenssache, gilt dasselbe. Die Menschen wurden mit der ‚fertigen’ bzw. im Alten Testament präfigurierten Botschaft Jesu ja schon nicht fertig, und so töteten sie – wie seit je – ihren Überbringer, auch wenn er eine ‚gute Sache’ verkündete und sich zugleich hütete, sie in Buchstaben – darin der Stab steckt, welcher über dem Delinquenten gebrochen wird – zu zementieren. Beim Guten an sich schon sind wir uns nie sicher, es bringt uns um Sicherheit, und so bleibt, die Menschenrechte wie Glaubenssachen, heilige Schrift, eher aus dem liberal verstandnen Rechten, statt moralischen Guten heraus auszulegen. Wenn Friede insoweit eher als Recht bzw. Pflicht denn Moral gilt, als Verpflichtung, das Gute von einer Warte aus, welche nicht das Recht selbst schon definiert, zu maximieren, mag sich rechtfertigen, diesen Frieden als in der Menschenrechtscharta involviert zu betrachten.

Papst Benedikt XVI warnt in seiner neuen Christus-Biographie davor, Jesu Biographie damit zu verkürzen, dass seine Person strikt historisch verstanden werden wolle: Er kritisiert, als Autor, nicht als Papst ein objektiv-historisches Verständnis Jesu. Doch, wenn das rechte Verständnis aus der biblischen Geschichte nach einer archäo-logischen Methode als vor- oder sur-logisch-realistischen Methode in einer Weise zu fliessen hat, die noch von keiner Vernunft autoritativ diktiert war, die bestimmte, was als Aussage, Botschaft, zugelassen war und was, weil nicht vernünftig, unterdrückt wurde, zu gar keiner Aussage kommen durfte, jetzt wie schon damals, als die Evangelien verfasst wurden? Erzählen die ‚Heiligen Schriften’ ihre ganze Wahrheit m.a.W. erst etwa nach einer Archäo-Logie des Wissens und Glaubens einer Art (Um-)Bruchlinie von Wissen und Glauben entlang? Brauchen und brechen hängen etymologisch zusammen, und in brauchen, dialekt bruchen, steckt lateinisch frui, fruchten, auch sorgen, bewahren, erwahren.

Der Prophet Elija wird, wie der ehemalige anglikanische Bischof und Harvard- Theologieprofessor John Shelby Spong aus dem ersten Buch der Könige nacherzählt, Gottes gewahr, nachdem er ein Erdbeben im Gebirge überstanden hatte. Keineswegs im Feuer von verzehrender Macht offenbarte sich Gott, selbst Seine Stimme ging im Lärm unter, doch als ein ‚sanftes Sausen’ nach dem Naturgrollen verblieb, vernahm der Prophet die Anweisungen Gottes. Erst über die Naturgewalten hinaus, die Auflösung der Mächtigkeiten, Gewalten, auch die der Autoritäten von Kirche und ‚heiligen Schriften’ hinaus also offenbart sich Gott, folgert der Autor. Die Bibel, dass ‚am Anfang das Wort war’, dass die Bibel das Wort Gottes ist, dieses ursprungsmythische und damit gewaltgeladne Sein als biblische Aussage steht im Französischen für Komplementarität zwischen commencer & commander (Jacques Derrida). Metayphysische autoritäre Autorität leitet sich davon ab. Spong frägt deshalb nach einer von Gott erfüllten Menschheit , durch welche die Quelle der Liebe in der heiligen Schrift fliesst. Liebe, nicht das Wort ist – im Anfange. Das Medium Wort ist keineswegs schon die Botschaft. Jesus ist dann das menschliche Gesicht Gottes, Aufruf zur Reformation unseres Christentums im langen Schatten, welchen die Geschichte der Bibelauslegung auf die Bibel geworfen hat und in welchem Kreuzzüge stattfanden, Missionszüge ‚Naturvölker’ kujonierten, Arroganz andern Religionen sich ausbreitete. Das Menschenrecht kann insoweit selber Glaubenssache werden, dass wir eine ursprünglich-projektive Absicht in ihm vermuten, welche an die Oberfläche kam, als das kathegorisch-absolutistische ‚Ancien Régime’ in ganze Europa in einem politischen Erdbeben sich auflöste, sich hinter ihm ein ‚sanftes Säuseln’ – in Form von Menschenrechten und –pflichten – nach alttestamentarischem Gleichnisse einstellte. Ob uns deshalb in den Menschenrechten ein Jesus mit einer Vision von einer neuen Menschheit, von dem, wozu menschliches Leben in Freiheit fähig ist, entgegenkommt? Vielleicht. Als liberale Reformierte konzentrieren wir uns darauf, wenn wir nach der Glaubenssache Menschenrecht auf nachbarschaftlichen religiösen Frieden fragen, um zur Berufung zurück zu kehren, eine Welt aufzubauen, in der alle das sein können, wofür Gott sie bestimmt hat. In dieser Berufung pro-testieren wir allem gegenüber, was diskriminiert – zeugen für eine von Gott erfüllte Menschheit, indem wir die Menschenpflicht auf uns nehmen, für jedermanns freien Zugang zu Gott zu streiten. Heute wieder von innen und aussen strapazierte Glaubensfreiheit, welche uns Liberale als Schweizerischen verein 1871 ins Leben gerufen hat , beinhaltet die Obliegenheit sie als Menschenrechtspflicht zu realisieren.

Jean-Claude Cantieni, Chur

Schon angemeldet? Synode Menschenrechte – Menschenpflichten – Religiöser Frieden vom 24. – 26. August 2007 in Bivio