Kategorie-Archiv: 17 Gastbeiträge

Heute 1. August, gestern islamischer Feiertag – allen gute Gesundheit

Eben erhalte ich aus Zürich eine Foto, die ich nicht vorenthalten möchte.

Und dann gleich noch ein Mail von Yahya, unserem muslimischen Revisoren von libref. Gestern habe ich erlebt, wie ein islamisches Fest gelebt wird. Vier Gäste, die muslimische Bekannte haben und einer hat nie telefoniert – Matthias von Hampelstern. Dafür hat er am späten Nachmittag ein Bierglas aus Detmold zum trinken erhalten. Bei diesen beiden Links müsst ihr halt etwas scrollen oder suchen. Dumm, wenn alles immer in der Ferienzeit geschieht, wo man sich Zeit zum schreiben nimmt. Seine Verwandten haben dann plötzlich den Tisch verlassen – schwarze flache, kleine Kiste in der Hand. Alle wurden von ihren Bekannten angerufen. Mann und Frau telefoniert, wenn das Kurban Bayramı zu Ende ist. Wie die Weihnachtsgrüsse bei uns.

Und ein ganz spezielles Dankeschön an einen weiblichen Gast, für die Berichtung. Sie hat mich mit einem ausführlichen Mail informiert. Wer das Blog gestern gelesen hat, findet jetzt einige Korrekturen darin. Es soll zum Ausdruck bringen, dass ich das angerufen werden toll gefunden habe. Und ich gebe zu, dass ich bei den islamischen Festtagen alles andere als sattelfest bin. Unter Eid Mubarak ist das Fest des Fastenbrechens zu finden, das untenstehend von Yahya in der Überschrift erwähnt ist. In der Wikipedia steht auch, dass nicht jedes Fest in jedem Land gleich heisst. In Facebook stelle ich fest, dass er vom Fest am 31.7.2020 spricht.

Dann finde ich auch «Das Opferfest, auch Eid ul-Adha (arabisch عيد الأضحى, DMG ʿĪdu l-Aḍḥā), ist das höchste islamische Fest.» Die Verwirrung, zumindest für mich, ist da. Dieses Fest wurde am 31.7.2020 gefeiert. Yahya, du als Dr. der Kommunikation, hast nun auch das Recht, nach deinem Text nachträglich noch was beizufügen. Merci.

Eid Mubarak, „glückliches Fest“?
Das Opferfest im Islam – eine Sinnsuche und Diskussion unter christlichen Freunden

Der Opfergedanke besteht seit es Menschen gibt. In den Religionen wurden Früchte, Tiere, aber auch Menschen geopfert. Menschen hatten Angst vor Unerklärbarem und wollten durch diese Opfer die verschiedenen Gottheiten gnädig stimmen. Opfergaben sollten versöhnen, Dankbarkeit ausdrücken und Hilfe herbeirufen.

Bereits in der jüdischen Tradition kennen wir aus der Thora die Geschichte Abrahams, der aufgefordert wird seinen Sohn Isaak zu opfern und im letzten Moment davon abgehalten wird. D.h. Gott lehnt Menschenopfer ab. Der Opfergedanke wird im Kult des jüdischen Tempels fortgeführt und verschwindet jedoch mit dessen Zerstörung im Jahre 70 durch die Römer.    Die gleiche Geschichte kennt man im Islam. Im Koran wird erwähnt, dass Ismail, nach islamischer Auffassung der Erstgeborene von Abraham, geopfert werden soll. Auch hier wird Abraham im letzten Moment aufgefordert, ein Tier zu opfern. Im Islam ist diese Geschichte aber so wichtig, dass sie als Opferfest gefeiert wird.

Paulus, der Jesus zu Lebzeiten nie gesehen hat, überträgt den alten Opfergedanken auf den Kreuzestod von Jesus Christus. Nach christlicher Auffassung stirbt Jesus als einmaliges Sühneopfer für die Menschen. Der Islam lehnt diese Dogmatik ab, in guter Reformtradition der jüdischen Propheten, in der auch Jesus steht: Es braucht ein demütiges, reuevolles Herz und keine blutigen Tieropfer.

Hier kommt nun die Frage, ist ein stellvertretendes Opfer überhaupt möglich? Das stellvertretende Tieropfer wurde deshalb beibehalten, um den Gedanken der Hingabe an Gott und der eigenen Verantwortung gegenüber Gott wach zu halten. Wenn Muslime den stellvertretenden Sühnetod von Jesus ablehnen, wie kann man dann akzeptieren, dass stellvertretend für mich ein Tier geopfert wird? Viele Muslime vollziehen diesen Ritus, ohne sich grössere Gedanken dabei zu machen. Sie entziehen sich einer Selbstreflexion und ihrer Verantwortung vor Gott.

Dr. Yahya Hassan Bajwa und zwei christliche Freunde

Bettet für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen – genau darüber haben wir gestern diskutiert … die Steine im Hintergrund gehören zur Panzersperre auf dem Julier.

3.3. Hier nochmals Yayha mit einem Mail. «Danke, dass Du meine Gedanken abgedruckt hast. Werds heute ins fb stellen.
Das Fest war das Opferfest – Eid ul Adha genannt. Eid ul Fitr wäre das «Zuckerfest» bzw. Abschluss des Fastenmonats!»

Scheint wirklich nicht so einfach zu sein, das mit den Festnamen. Habe ja auch an Ostern, vor fast vier Monaten, geschrieben: Fröhliche Weihnachten! Am meisten hat mich das Echo unserer Pfarrerin Nadia gefreut. «Oh, habe ich gelacht.» Lachen in schlechten Zeit ist eine gute Medizin. Nicht kassenpflichtig.

"Markus in Tagebuchnotizen"


Einen allzuvertrauten Text in fremder und modernisierter Sprache gelesen – voll ungewohnter, zum Aufhorchen zwingender Ausdrücke – packend wie einst bei der Erstlektüre eines Jugendbuchs, wo das Erzählte in Identifikation mit der Hauptperson selber erlebt wurde.

Ein Beitrag von Hans R. Schwarz-Ammann aus Porto Ronco, dem Nachbardorf von Brissago … vermittelt von unserem Vorstandsmitglied Dr.Verena Burkolter.

Vorbemerkt:

forse di qualche interesse per qualcuno:
l’altro ieri è venuto a termine un piccolo saggio elaborato durante lettura e studio del testo bibblico in lingua straniera («in lingua corrente, LDC ABU 1994»), pieno di locuzioni scuotanti e tanto diverse da quelle (Luther, Zürcher) memorizzate in gioventù… in breve: avevo provato di leggere Marco 1 ecc. come «diario del Gesu da Nazareth»

… einen allzuvertrauten Text in fremder und modernisierter Sprache gelesen – voll ungewohnter, zum Aufhorchen zwingender Ausdrücke – packend wie einst bei der Erstlektüre eines Jugendbuchs, wo das Erzählte in Identifikation mit der Hauptperson selber erlebt wurde

… der Frage nachgehend, was wohl das persönliche Erleben und Anliegen in jenen ersten Auftritten und Begegnungen sein konnte, welche den Inhalt der ursprünglichen Erzählungen ausmachten, die dann Markus als Gesamtberichterstattung und Biographie redigiert zusammengestellt und dabei an das Bild einer volkstümlichen Retterfigur agenpasst hat, wobei andere Interpretationen, aus Zeugnisberichten über das spätere Geschehen, auch schon auf den frühesten Anfang zurückprojiziert wurden…,

Gedanke – Einfall – Berufung – Erkenntnis – Verwirklichung

ein Versuch, nachempfindend das subjektive Erleben der Hauptperson in Markus Kapitel 1 etc. tagebuchartig aufzuzeichnen – (Text: «in lingua corrente, LDC ABU 1994»)

– …

– gehört, es sei am Jordanufer einer aufgetreten, die endgültige Wende zum Bessern versprechend, für Leben und Befinden des Einzelnen, des Volkes und der ganzen Menschheit;
in Gehaben und Rede auf alte Prophetenvorbilder und das suggestive Reinigungsbad zurückgreifend

– das wäre doch selber einmal von nahem zu beobachten

– das Ereignis am Fluss besucht: der Ruf dieses Johannes zur Neuausrichtung des je eigenen Lebens, zur radikalen Umkehr, zum Aufgeben aller abwegigen angst- und schuldbelasteten Haltungen, ist wohl die richtige Lösung bei unserem von Hindernissen verstellten Begegnungsfeld mit dem Ewigen

– und einleuchtend als einzig wahres Heilmittel für den Menschen von heute und für die ganze Gesellschaft; unter Abkehr von den etablierten Religions-Institutionen («discendenti di Abramo» Mt 3/9);
stattdessen also: individuelle Kurskorrektur («cambiate vita, e Dio perdonerà» (1/4), alles begradigend («spianare il terreno accidentato»/ das holperige Terrain ausebnend Is.40/4), und dadurch wieder auf den Weg des Herrn einschwenkend und in seinen göttlichen Be-Reich eintretend («il tempo è venuto – il regno vicino – credere il lieto messaggio»/ die Zeit ist da, das Reich nahe 1/15)

– was dann ganz praktisch bedeuten mag: bei jedem Handeln und Begegnen jene uralte Empfehlung zu befolgen, nämlich die eigenen Ansprüche gegen jene der andern abzuwägen, und Leben und lebensnotwendige Güter («abiti, viveri» Lc 3/11) miteinander zu teilen; hier und jetzt und täglich neu, freiwillig und nicht strafbedroht; zum allgemeinen Wiedererkennen des ursprünglichen Weltplans und entsprechender Zukunftsmöglichkeiten

– und nun auch persönlich die Waschung und das Auftauchen mitgemacht, und im Heraussteigen, wie neu geboren, aufblickend plötzlich gewusst: an dieser Erneuerungs-Bewegung gilt es teilzunehmen und auch selber zur weiteren Ausbreitung mitzuhelfen

– in die Einsamkeit zurückgezogen, um in eigener Sinnsuche und Selbstfindung zu überdenken, ob und wie sich eine solche Berufung und Wirksamkeit als Lebensentwurf durchsetzen liesse, weder in der Rolle eines Wunderwirkers noch als umjubelter Held oder glanzvolle Herrscherfigur (con «ricchezze»/alle Reichtümer Mt 4/8)

– und jetzt hat jener Johannes, in seiner Kompromisslosigkeit, mit den Mächtigen Schwierigkeiten bekommen und ist im Gefängnis blockiert; es wirkt wie ein persönlicher Anstoss: nun gilt es ernst: seine Arbeit ist dringend fortzusetzen

– also auf nach Galiläa, an die Versammlungsorte («insegnare»/lehrend 1/21), mit Erklärungen die Leute ermunternd, begeisternd und anfeuernd («con spirito e fuoco»/mit Geist und Feuer Mt 3/11), gerade jetzt Wort, Gegenwart und Botschaft Gottes und seine darin zugesagte Schuldentilgung anzunehmen und dem Ruf zur individuellen Lebensänderung Folge zu leisten, für neue Zufriedenheit, Wohlfahrt und Daseinswürde aller

– zur weiteren Ausbreitung des Neuen sind Mitarbeiter nötig: Leute aus dem Volk, zum Beispiel Fischer, bereit, mit dem Angebot der Botschaft in der anonymen Menge Interessenten zu fangen («gettarono le reti»/Netz werfend 1/16), und andere, die auf der Strasse und im Alltagsverkehr und Handel sie ansprechen können («passando dove si paga»/an Zollstelle 2/14)

– und es zeigt sich, wie die Hörer mit wachem Interesse («sbalorditi»/verblüfft 1/27) auf die gegenwartsbezogene Botschaft reagieren, anders als beim eintönig wiederholten Vortrag («spesso ripetono» Lk 5/33) trockener Gesetze und altgewohnter Texte, welche auf eine unsichere ferne Zukunft ausgerichtet sind, und nicht für den eigenen nächsten Schritt in der nächsten Umgebung ermuntern

– da war ein aufmerksamer Fallsüchtiger, der die Herausforderung des Neuen und ebenso die entstehende Spannung gegenüber der traditionellen Lehre vom königlich-göttlichen Zukunfts-Helden so intensiv spürte, dass er sich in einem seiner angsterregenden Anfälle brüsk aufbäumte: erst hellsichtig das Göttliche in der neuen Verheissung und ihrer Verkündung als Einheit zu sehen versuchte, aber dann, befangen im persönlichen Konflikt seiner Krankheit, sich heftig dagegen stemmte («che vuoi da noi»/was willst du von uns 1/24); indessen nach Ermahnung und mitmenschlicher Zuwendung war er alsbald beruhigt und wieder vernünftig und umgänglich geworden

– und ähnlich nachher, im Haus des ersten Mitarbeiters, bei seiner fieberkranken Schwiegermutter: sie einfach an der Hand genommen («preso per mano» 1/31) und aufgerichtet: da konnte sie sich wieder den Besuchern widmen

– abends erschienen noch zahlreiche andere Leidende und Heilungsbedürftige vor dem Hauseingang; viele konnten geheilt, gestärkt oder beruhigt davongehen ; wobei aber für die Umstände der heilsamen Begegnung alle missverständlichen Bezeichnungen, Worte oder Namen zu vermeiden waren («non lasciava parlare» 1/34), da solche die persönlich verpflichtende Einladung zur Umkehr wieder in den Hintergrund drängen

– am Morgen wurde es abermals vordringlich, ganz allein zu überdenken, ob die angegriffene Aufgabe wirklich göttlichem Willen entspricht; die Mitarbeiter jedoch konnten solch willentliche Distanznahme von einem erwartungsvollen und bewundernden Publikum in keiner Weise verstehen («tutti ti cercano»/jedermann sucht dich 1/37);
darum wiederum den Ort gewechselt, um die Botschaft in die Nachbardörfer zu bringen

– und da hat auch ein an Aussatz Erkrankter um Hilfe gebeten, beinahe erpresserisch, mit gutem Willen sei alles möglich: also gut, die Hand reichen («toccò con la mano» 1/41) als eine verfemte, lange nicht mehr erfahrene menschlichen Berührung und Annahme; dazu die Ermahnung, zur Vermeidung von Missverständnissen niemandem davon zu berichten («non dir niente a nessuno» 1/44) sondern nur seine Zustandsänderung amtlich beglaubigen zu lassen

– dennoch erzählte er dann in seiner Begeisterung überall das Erlebte, sodass es ein weiteres Mal nötig wurde abseits zu gehen, um zu überdenken, inwiefern Auftrag und Sendung wahrhaft und wirksam sind und wie das Unternehmen richtig weiterzuführen sei
– in einem Haus zur Erklärung der neuen Botschaft; die Leute drängten herzu, dass auch der Zugang und die Tür verstellt waren; zu viert trugen sie einen Gelähmten herbei, in der Hoffnung auf Heilung, und liessen die Trage vom Dach aus mitten in die Versammlung herunter; so sehr glaubten sie an die Botschaft vom befreienden Neuanfangen im Wort Gottes mit der darin angesagten Tilgung belastender und krankmachender Schuld

– solche Verheissung, den Kranken ansprechend ihm als Trost bestätigt ; worauf anwesende Gesetzeslehrer, an der Korrektheit des Zuspruchs zweifelnd, eine kritische Miene aufsetzten, besorgt um eigenes Ansehen, Tradition und Macht («posti d’onore, farsi vedere» 12/38)

– jedoch: es ist ja immer nur Gott selber, der allen vergibt in der Annahme und Befolgung der vermittelten Botschaft; und somit ist auch sein Reich und er selber darin anwesend, in der ganzen Begegnung sowie in der Person des Vermittlers; als göttliche Gegenwart, die allein den Glaubenden von aller Schuld und Angst und entsprechend auch von seinem körperlich belastenden Leiden zu befreien vermag

– erklärte dies dem Gelähmten, ihn ermutigend, er möge die Gedanken an Schuld vergessen, die Umkehr wagen und sich der neuen Lebenshaltung bewusst erheben; und er stand auf, nahm seine Trage und ging davon;

– da hat sich also sichtbar die Wahrheit der Botschaft erwiesen: Vergebung von Schuld und Behebung von Leid; und das Staunen der Menge musste Gott und sein Gegenwärtigsein als Urheber des wunderbaren Geschehens anerkennen («lodavano Dio»/ Gott priesen 2/12), als dieselbe Wirklichkeit in der Botschaft wie schon damals im eigenen ersten Hören, im entscheidenden Erlebnis am Jordan, im angenommenen Auftrag und letzlich auch im verkündenden Menschen, in seinem Reden, Handeln und ganzen Leben («il regno di Dio in mezzo a voi»/mitten unter euch Lk 17/21)

– beim Essen im Haus von Freunden, die gemäss der herrschenden Meinung nicht zur guten Gesellschaft gehörten («gente di cattiva reputazione» 2/16), zu den Vorwürfen der Frommen erklärt, wie die neue Botschaft ohne Bezug auf Volks- und Klassenzugehörigkeit Gültigkeit besitzt und besonders für alle, die unter Verachtung und Ausgrenzung und allerlei Schuldgefühlen leiden, eine Hoffnung und Hilfe darstellt;
hingegen ist die befreiende neue Sicht mit Änderung der eigenen Lebenseinstellung weit schwieriger zu verstehen und anzunehmen, wo man selbstzufrieden in der traditionellen Erwartung eines adligen Heldenführers und Wundertäters befangen ist

– die strenggläubigen Kreise und offenbar auch die Anhänger des Johannes befolgen öfters überlieferte Fastenregeln und rezitieren häufig Gebete («fanno digiuno» 2/18, «spesso ripetono» Lk 5/33); entsprechend wurde nun kritisiert, wer sich, am vorgeschriebenen Ruhetag, unterwegs vom Rand des Getreidefelds handgreiflich und tätlich etwas Nahrung abpflückte («cogliere spighe» 2/23);

– doch wichtiger als das Einhalten teils widersprüchlichen Vorschriften bleibt wie schon je die mitmenschliche Zuwendung, Anteilnahme und Hilfe («misericordia e non sacrifici» Mt 12/7, Hosea 6/6); und der Ruhetag ist als Geschenk an den Menschen zu verstehen («fatto per l’uomo» 2/27), über welches er verfügen darf; und deshalb muss auch jederzeit gestattet wie geboten sein, dem Nächsten Gutes zu tun, auch mit heilenden Handreichungen einem Leidenden gegenüber;
dem überkommenen Denken und seinen Lehrern geht das nicht leicht ein («sdegno»/Zorn, Verachtung 3/5)

– traurig («tristezza» 3/5), dass sie sich dem Neuen nicht öffnen können, weil das Einfache ihrem komplexen Lehrgebäude und den entsprechenden Erwartungen zu widersprechen scheint;
und so sehen sie die guten Wirkungen der neuen Botschaft als dämonische Zauberei an («demone» 3/22), die es auszumerzen gilt («come far morire»3/6); und dies obwohl sie ein andermal selber beglaubigende Zeichen und Wunder erwarten («segno miracoloso» 8/11)

– in solcher Haltung vermögen sie nicht zu verstehen, was gegen den Jammer der derzeitigen Weltlage einzig nottut: das Einschwenken auf den richtigen Weg, das Eintreten in die Gegenwart vom Gottes-Reich («regno di Dio in mezzo Lk 17/21); und eben nicht die Pflege und Weitergabe von traditionellen Lehren, was ein untaugliches Antreibmittel («lievito»/Sauerteig 8/15) darstellt, um Mut zur Umkehr und Wende zu machen

– ähnlich ihre Schwierigkeit, in der Unzahl kleinlicher Vorschriften das gottgewollt Wichtigste zu erkennen («tradizione insegnata mette da parte e rende inutile volontà di Dio» 7/9,13): nämlich die einfache alte Regel, Bedürfnisse und Anliegen des Andern genau gleich zu respektieren wie die eigenen (12/31), was weit mehr als Gebete, Opfer und Kult die wahre liebevolle Einstellung auf Gottes Ewigkeit bedeutet («tutta la legge» Mt 22/40);
und alles Predigen, Beten und Wunderwirken findet am Ende keinerlei Anerkennung («mai conosciuti» Mt 7/23), im Gegensatz zum ernsthaften («più seriamente» Mt 5/20) eigenen Tun im friedlichen Miteinander des Alltags

– wer wirklich vom Neuen ergriffen ist, muss das Alte überwinden und zurücklassen («per nuovo ci voglie nuovo»/für das Neue ist Neues nötig 2/22), es nicht mit dem neuen kombinieren, das Gebilde würde überlastig und könnte leicht ganz verdorben werden, wie auf altem Kleid ein Flicken von neuem Stoff, in einem alten Gefäss ein neuer gärender Wein; ebenso passt das altüberlieferte Fasten nicht zur festlichen Freude des neuen Anfangs (2/20)

– und wiederum hat ein Geisteskranker die Möglichkeit erspürt, in der Befolgung des göttliche Anrufs umzukehren, abzukehren vom Zwang des wahnhaften Zwiespalts in seinem Wesen; eine Wendung, welcher seine Umgebung indessen zweifelnd und ablehnend gegenüberstand (5/17)

– mehr und mehr Leute und von weit her kommend wollen hören, was da erzählt wird, und selber davon Nutzen ziehen – ein Gedränge, dem es immer wieder auszuweichen gilt; oft sind sie allzu befangen in den alten Lehren und Erwartungen und deshalb verunsichert, ob die neue Botschaft gültig sei;
nach ihrer Meinung müsste der Verkünder ein anerkannter Prophet und Wundertäter sein («segni e miracoli» 8/12), oder der traditionell erwartete Held und Befreier von aller Herrschaft, Schuld und Angst, oder er müsste allenfalls sonstwie seine Beziehung zum Himmlisch-Göttlichen erweisen («chi secondo la gente»/für was hält man 8/27)

– auch Verwandte und alte Bekannte haben Mühe, das Neue zu verstehen; es erscheint ihnen als zu gefährlich, und sie tun es als krankhaft ab («pazzo» 3/21); man versteht nicht, wie die Nächsten-Liebe über die Familienbande hinausgehend der ganzen Menschheit gelten muss, und wie die mitmenschliche, mitleidende Gemeinschaft aller wichtiger ist als ein selbstsüchtiges Erwähltsein in Familie, Verwandtschaft, Stamm und Volk («questi i miei fratelli, sorelle» 3/34), und wie es gilt, sich als echtes Kind Gottes, Sohn oder Tochter Gottes zu verstehen, in Gemeinschaft mit ihm, dem ewigen und einzigen Herrn und Meister («capo» Mt 23/9), Vater («padre» Mt 5/45) und Freund («amici» Jh 15/15)

– richtig Mitleid erregend der Anblick der grossen Menge Leidender, Ermatteter und Entmutigter; und niemand der sie richtig anleiten kann («compassione… stanchi scorraggiati, pecore senza pastore..» Mt 9/36); doch ist es mühsam, bei all den verschiedenen Haltungen im Volk und bei den Führern ihnen das Wahre näher zu bringen («sospirò»/seufzte 8/12);
um für alle und die ganze Welt die nötige, wirksame, befreiende Erneuerung in Lebenseinstellung und Daseinsauffassung zu erreichen, müsste das Volk aus der Trägheit seiner passiven Erwartungshaltung herausfinden, und die Führer und Lehrer auf ihren traditionsverhafteten Machtanspruch verzichten können

– gelegentlich scheinen Einzelne in ihrem besonderem Geisteszustand eine Art Wesensgleichheit zu erspüren, eine Übereinstimmung des göttlichen Ursprungs und Inhalts der Umkehr-Botschaft mit der Person des Verkünders, als eine Einheit von drei Erscheinungen im jetzt und stets gegenwärtigen Bereich Gottes («chi è» Mt 16/13);
doch öffentlich ausgesprochen würde dies, bei der verbreiteten Wundergläubigkeit und Wundersüchtigkeit, nur falsch verstanden («non dire» 3/12, «miracolo come prova» 8/11, «messia» 8/27); indessen bleibt es unerlässlich, sich persönlich in solchem Sinne der Sendung bewusst zu bleiben und von sich selber überzeugt zu sein

– einerseits behindert es die Ausbreitung des Neuen, wenn unverpflichtende Bewunderung eines Allerweltsheilbringers den nötigen Eigenentschluss zur Umkehr in den Hintergrund drängt; und dasselbe gilt vom trägen Hoffen auf einen imaginären Helfer oder ein übernatürliches Ereignis, und ebenso vom Verharren im blossem Erinnern, Zitieren und Weiterlehren alter Erinnerungen: all dies steht einem eigenständigen und jederzeit im hier und jetzt erneuerten Umkehren entgegen;
doch anderseits fragt sich, ob nicht gelegentlich ein gewisses Entgegenkommen angebracht wäre: sowohl bei den Traditionsgläubigen, wo alles Neue schon von früher her belegt sein soll, als auch bei den Mutlosen und Resignierten und Verängstigten, die jede eigene Anstrengung aufgegeben haben und alles von übernatürlichen Kräften oder Ereignissen erwarten;
es wäre also, um sie alle zu gewinnen und zur weitestmöglichen Ausbreitung und aktiven Befolgung der Botschaft, mitunter auch eine andersartige Weise der Auffassung und Deutung in gewissem Grade zuzulassen

– einige weitere Gefolgsleute ausgesucht, welchen das Wesentliche aufgegangen ist, damit sie als Helfer die Botschaft bezeugen und weltweit weitertragen können («per mandare» 3/14); und es ist wohl nötig, noch viel mehr Mitarbeiter für dieses Wirkungsfeld zu erhalten («che mandi operai» Mt 9/38)

– die neue Lebenseinstellung, mit einer ausgewogener Beachtung der eigenen Bedürfnisse und der ebensoberechtigten jedes Mitmenschen – das heisst also einfach Gott liebend in jedem Nächsten («tutta la legge»/das ganze Gesetz Mt 22/40) – muss an Beispielen ganz praktisch erklärt werden: wie die eigene neue Lebensweise ein Gegengewicht schafft zum üblichen schmerz- und angstreichen Sozialverhalten der Menschen, das so konfliktreich und dem Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft abträglich ist; einfache Veranschaulichungen der Grundregel, jeden andern genauso zu behandeln wie man es selber gerne hätte, und ohne kleinliches Berechnen oder ängstliches Vorausplanen («fare all› altro quel che voglio che mi faccia lui Mt 7/12, invece di vendicarsi» Mt 5/39, «non preoccuparsi «Mt 6/34)

– und zugleich wäre dies als gottgewolltes Vorbild handelnd und leidend selber vorzuleben, ja direkt persönlich zu verkörpern, zumal wo das Verlangen und Bedürfnis nach einer fassbaren, erlebbaren Führerfigur übermässig weiterbesteht

– ebenso muss der Wertgewinn der neuen Lebenseinstellung sinnbildhaft illustriert werden («tesoro, perla preziosa»/Schatz, Perle Mt 13/44); sich damit abfindend, dass das Wesentliche immer wieder verdrängt, vergessen oder gar nicht aufgenommen wird («andò a finire» 4/5), wo Gott nicht zuerst den Hörer zum Verständnis der anschaulichen Beispiele befähigt («Dio fa comprendere il segreto» 4/11);
wichtig bleibt, dass Ruf und Ziel sichtbar und nicht verdunkelt bleiben («chiaro» 4/22), wodurch Erfolg und Anerkennung sich genau nach dem erfolgten Einsatz richten («la misura» 4/22) ; indessen wird das Wachstum der Herrschaft Gottes auch im Verborgenen weiter geschehen und vollendet werden («cresce» 4/32)

– und dann im Sturm und in Seenot galt es einfach Mut zu machen, mit eigenem vorgelebtem Gottvertrauen, zur Beruhigung der zu Tode Verängstigten, eine ebensolche Beruhigung der Elemente vorwegnehmend;
was dann aber wiederum als übernatürlicher Zauber missverstanden wurde, und nicht als Zeichen des steten Aufgehobenseins in Gott, selbst im Tode, der jedem in Menschennatur geborenen Geschöpf bevorsteht («è necessario» 8/31), als Durchgang zu einer andern Daseinswirklichkeit im Bereich Gottes («fede invece di paura»/Glauben statt Furcht 4/40)

– um der Sendung und ihres Zieles willen, nämlich Verwirklichung der gottgewollten Weltordnung, bleibt es schliesslich unumgäglich, dass die aus den verschiedenen Missverständnissen sich ergebenden Rollen persönlich akzeptiert, übernommen und erfüllt werden, Mensch bleibend und zugleich der eigenen Gotteskindschaft bewusst

– und dies mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen und Erfahrungen, sei es gelegentlich nur Lob und unverbindlicheVerehrung, ohne aktive Umsetzung der Botschaft, oder andernorts Neid, Ablehnung und Verfolgung («è necessario» 8/31) bis in den Tod, als letztliche Beglaubigung dauernder Zugehörigkeit zum Ewigen in der Einheit mit Gott.

– …

forse di qualche interesse per qualcuno:
l’altro ieri è venuto a termine un piccolo saggio elaborato durante lettura e studio del testo bibblico in lingua straniera («in lingua corrente, LDC ABU 1994»), pieno di locuzioni scuotanti e tanto diverse da quelle (Luther, Zürcher) memorizzate in gioventù… in breve: avevo provato di leggere Marco 1 ecc. come «diario del Gesu da Nazareth»

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© libref – Zusammenstellung: Stephan MartiFinanzblog