Kongress der IARF in Siebenbürgen


Der Schwerpunkt der Konferenz in Klausenburg (Clujnapoca) waren einerseits die Frage eines Menschenrechts auf religiösen Frieden, wie ihn Franklin Roosevelt nach1945 formulierte und wie sie seitens eines Menschenrechtsexperten des Aussendepartements der Niederlande an der IARF-Tagung von letzter Wochevorgetragen wurde, und anderseits der Religionsunterricht bzw. die religiöse Erziehung in der Schule zu einer globalen Ethik, welche durch einen Vertreter der ‚Weltethos-Stiftung’ (Prof. Hans Küng) formuliert wurde. – Ich votierte dafür, dass der Menschenrechtsbegriff in seiner Interpretation auf den einstigen Naturrechtsbegriff zurück bezogen wird, um das (Menschen-) Recht an bspw. den Ehrfurchtbegriff von Albert Schweitzer, d.h. an eine dem Menschen in seiner Interessenssphäre übergeordnete Instanz zukoppeln. Europa hatte seinen letzten Anlauf mit dem Naturrecht (Chr. Wolf Samuel Pufendorf et alii) genommen, ein (für damals) universelles Recht zu
schaffen, nachdem diese Aufgabe früher dem römischen Recht und dann dem Kanonischen Recht zugefallen war. Immer zeigte sich, dass das Recht aufeinen kulturellen ‚Hintergrund’ aufbauen muss, woanders seine Herkunft (in Recht steckt etymologisch Rache, für das Recht sorgten bis zum Griechen Aischylos die Erinnyen, Eris, Streit, Rachegöttinnen, welche in den‚Eumeniden’ des Tragödiendichters durch die Göttin Athene zugunsten eines Tribunals für Athen vertrieben wurden).

Als Motiv für ein Intensivieren des Dialogs unter liberalen Kräften der Religionen nannte ich in Klausenburg, dass der europäische Konstitutionalismus (in der Tradition von Kodifikationen) womöglich am Ende stehe, nachdem Frankreich und Holland eine EU-Verfassung in einem Referendum verwarfen, England ein Plebiszit zurückstellte. (Dass die Menschen den Kirchen fern bleiben, ist derselbe Tenor.) Der französische Soziologe Jean Claude Barbier aus Bordeaux ergänzte, Nord-Afrika diskutiere seit je, stimme nicht ab. Ob die Religionen mit einer Kultur des Dialogs beispielhaft zu werden haben, fragte ich und regte an, dass die IARF eine Grammatik im Umgange mit den Religionen entwirft, indem wir unterstellen, dass eineinheitlicher Religionsbegriff neben den einzelnen immer weiter religiösendivergierenden Vorstellungen denkbar ist, welcher in der Rolle besteht, diesen Vorstellungen insgesamt zuzukommen? Menschen mit verschiedenen Religionsbekenntnissen haben sich immer noch darin einzig zu sein, dass Bekenntnisse keine gewillkürten, d.h. von der Idee der Gerechtigkeit nichtgebilligten, Unterschiede zwischen Menschen anstellen dürfen. Auf eine solche Bestimmung der Gerechtigkeit im Umgange zwischen den Religionen und ihren Angehörigen können wir uns glaublich einigen, indem die Begriffe des gewillkürten Unterschieds (Minderheitenschutz, Toleranz, Fairplay etc.) bzw. eines sinnvollen Ausgleichs im Dialog von jedermann gemäss seiner eignen Gerechtigkeitsidee her zu deuten sind, welche bestimmen, welche Ähnlichkeiten und Unterscheide zwischen Menschen von Belang sind. Der Unterscheid zwischen Gerechtigkeit und Gerechtigkeitsvorstellungen innerhalb der Religionen löst selbstverständlich keine wichtigen Probleme, doch erträgt zur Rolle der Grundsätze bei, wie Religionen sich zu begegnen haben, welche das sogenannte Gute für ihre Mitglieder wollen. Ergeben dürfte sich dabei, dass dieses Gute zwar für sich bestimmbar sein muss, dass es vom Rechten, etwa den Institutionen der Kirche, des Staats, der Gesellschaft bestenfalls zu ‚maximieren’, doch keineswegs inhaltlich zu diktieren ist, damit die Bekenntnisfreiheit als liberale Errungenschaft zu wahren ist (frei nach dem amerikanischen kürzlich verstorbnen Rechtsphilosophen John Rawls: Atheory of justice). Was davon und wie essentiell bzw. effektiv zu werden hat? Vielleicht nehmen wir den einen oder andern Ansatz im SVFC auf?

Die Konferenz diente auch dazu, die Verleihung des nächsten Albert Schweitzer-Awards zu besprechen, welche die IARF vergibt und die 2006 womöglich an der Uni Bern zu erfolgen hat, um damit auch einen liberal-theologischen Akzent zu setzen. Schweitzer bezieht sich in Schriften seinerzeit auf die liberale Schule an der Uni Bern.

Klausenburg zeugt in seinen Bauten im Wesentlichen von der Habsburger Monarchie: Klein Prag oder Wien, doch schmerzt der Kontrast zwischen den Paradebauten (auch teils der Kirchen) und dem Leben der Menschen, unter denen viel sichtbare Armut herrscht, welche durch die immensen Überschwemmungen der letzten Zeit leider noch verschärft wurde. Ob die Regierung zuerst für die Ärmsten sorgt?

Die Konferenz war im Hauptgebäude der Unitarier (Aula, Kirche, Auditorium) untergebracht. An den Wänden reihten sich Portrait an Portrait von verdienten Menschen aus der Geschichte e des siebenbürgischen Unitarismus: Auch hier der Kontrast: Wie viel Fleiss, Entbehrung brachte die Geschichte auf, um wieder auf ihre Anfänge zurückgeworfen zu werden. Die unitarische Kirche als Gastgeberin kann Pfarrlöhne (ca. 200 ‚ministers’ ) einzig dank der Hilfe der Unitarier in Amerika & England zahlen, das Geld für Literatur fehlt. Ganz anders die mächtige orthodoxe Kirche, die – als staatstragend seitens der Regierung verstanden – kaum wirtschaftliche Sorgen kennt. So salopp, ja zynisch es klingen mag: Der Kontrast als tägliche Lebenserfahrung ist ein mächtiger Motor: Wir durften ein Konzert mit jungen Musikern der High Shcool erleben, die zeitgenössische siebenbürgische Komponistenmusizierten, das aufregend schön war, für eine hoch entwickelte musikalische Volksseele und den Willen zur technischen Perfektion zeugte – und der Link sei für einmal erlaubt. Ein Musikstück nennt sich ‚Floh-Abendmahl’. Es unterstreicht mein obig genanntes Votum für Religion als Menschenrecht in der Interpretation als Naturrecht: Religiöser Friede unter Menschen ist einer auch mit der Schöpfung. Unsere heutigen Religionen haben die Naturreligionen zum eignen Nachteile verdrängt statt komplimentiert. Religion hat damit ihre Mitte eingebüsst, Menschen mit der Fragekonfrontiert, ohne eine Antwort zu geben: Wer sagt, dass ich bin (Maria Pap, Pfarrerin, Klausenburg).

Wir stiessen in Klausenburg auf äusserst zuvorkommende Organisatoren der Konferenz. Eine Art Charme waltete in der Konferenz, welcher sich aus dem Leben der Klausenburger auf uns übertrug. Ich bin zuversichtlich, dass wir die reine Erinnerung an unsere Kappeler Milchsuppe, den Geist der Geschichte, ähnlich für die Herbst-Konferenz zu aktualisieren haben.

Mit freundlichem Grusse,

Jean-Claude A. Cantieni

Jean-Claude A. Cantieni, Chur


Unser Präsident Jean-Claude A. Cantieni (JCC) nimmt sich mit seinem Vorstand fünf Jahre Zeit, die «Schweizerische Vereinigung für freies Christentum», die Liberalen der reformierten Landeskirche, der heutigen Zeit, dem 3. Jahrtausend anzupassen – neu zu reformieren.

Lieber Jean-Claude

Die Suche nach einem Präsidenten, der eine herausfordernde, anspruchsvolle Aufgabe annimmt, ist vor rund zwei Jahren gelungen. Fünf Jahre «Narrenfreiheit» sind zugesprochen worden, den Verein an die heutige Gegebenheit der Landeskirche und der Bevölkerung der Schweiz anzupassen. Ziel sollte sein, unsere Kultur mit zu prägen, für die Zukunft zu gestalten, unseren Verein mit seiner Religion als Vermittler, Wegbereiter einzubringen.

Eine verzwickte Aufgabe in unserer «Multi-Kulti-Zeit» – aber entsprechend eine anregende. Viel Erfolg.

Lebenslauf von Jean-Claude A. Cantieni – gefunden bei hSu Informatik:

  • Geboren 1946 (7. September)
  • Absolvierung der Schulen bis Matura A (humanistisches Gymnasium) an der Kantonsschule in Chur
  • Studium und Abschluss der Rechte an der Uni Zürich mit Akzent auf Rechtsgeschichte, historischer Hilfswissenschaft
  • 5 Jahre juristischer Mitarbeiter von kantonalem Grundbuchinspektor, u.a. Begleitung von Grundbuchanlagen im ganzen Kantonsgebiet
  • Anwaltspatent
  • Ständiger juristischer Mitarbeiter in Churer Anwaltskanzlei, Aktuariate an verschiedenen Gerichten (Bezirksgericht Albula, Verwaltungsgericht Graubünden, Kantonsgericht Graubünden)
  • Archivordnungen, ab 1980 (heute ca. 40 Mandanten, vor allem Gemeinden, daneben Kirchgemeinden, Privatarchive), Idee und Entwicklung mit Programmierer Gaudenz Carisch, Riom, von Datenbank zur EDV-gestützten Archivierung speziell von Gemeindearchiv-Datensätzen, Zusammenarbeit mit Dr. P. Toebak: Dokumenten-Management
  • Lehrbeauftragter‚ Information & Dokumentation an Fachhochschulen HWV und AT, Chur
  • Redaktionstätigkeit, letzte Publikation: Geschichte des Casti Aspermont, Sagogn, Chur, 2001, zur Zeit ‚Richard La Nicca, Bilder der Baukunst’, erscheint Ende 2004
  • Präsidien und Vorstandstätigkeit in kulturellen Vereinigungen, Präsident des landeskirchlichen «Schweizerischer Verein für freies Christentum»

Text (ohne CV) und Foto: Stephan Marti-Landoltfinanzblog

Le Protestant – Mai 2005


«Le Protestant» – protestantisch, modern und nächstes Jahr schon 175 Jahre alt.

Im Leitartikel vom Mai 2005 lesen Sie von Prof. em. Bernard Reymond unter dem Titel «Très intelligent et bon théologien» (sehr intelligent und guter Theologe) einen Beitrag über Papst Benedikt XVI.

Mehr über die theologischen und architektonischen Kenntnisse von Bernard Reymond in der «Évangile et Liberté», dem Französischen Pendents des «Le Protestant».

Text und Fotos: Stephan Marti-Landoltfinanzblog

Prof. Dr. Werner Gallusser, Basel


Farbe bekennen, eine eigene Meinung haben und zu dieser stehen. Dies ist heute in Religion und Kultur noch fast gesuchter, als in Politik und Wirtschaft. Schade, wenn wir dich nicht hätten, dich müsste man erfinden – du bekennst Farbe.

Lieber Werner

nimm es mir nicht übel, aber wenn ein Weblog – kurz Blog ins Leben gerufen wird, dann muss man irgendwo einmal einfach anfangen. Mit allen Fehlern leben lernen, die nicht du hast, sondern das Blog in der Startphase und die du, dem Liberalismus verbunden, süffisant mir kund tun wirst.

Über dich könnte man stundenlang im Internet recherchieren – 300 mal ist «Werner Gallusser» bei Google vertreten und wer noch mehr von Werner Gallusser lesen will, der sollte sich nicht nur seine Bücher sondern auch einige freie Tage besorgen.

Und du Werner bist weit gereist, verstehst deshalb auch den Spass deines Namensvetter und wenn du keinen digitalen Fernkurs brauchst, dann kannst du gleich als Autor und nicht nur als Besucher blogen.

Zum Beispiel kannst du, Professor Doktor emeritiert (pensioniert) des Geografischen Instituts der Universität Basel in einem neuen Beitrag weitere spezielle Punkte aus deinem Lebenslauf preisgeben – oder einen gescheiten, aufheiternden, nachdenklichen Beitrag verfassen. Und ab und zu auch mal in deiner riesigen Sammlung etwas hervorkramen und ins Netz stellen.

Kontaktaufnahme: werner (dot) gall (at) bluewin (dot) ch

Werner, ich wünsche dir einen guten Start in das Blog.

Text und Foto: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Rückkehr des Religiösen


Bundesrat Pascal Couchepin und Pfarrer Thomas Wipf sprechen an der FDP-Tagung über «Rückkehr des Religiösen: Herausforderung für die liberale Gesellschaft?»

An der vor rund 100 Teilnehmern besuchten Fachtagung der FDP Schweiz vom 21. Mai 2005 referierten

Bundesrat Pascal Couchepin, Vorsteher des Eidg. Departements des Innern über Religion in Gesellschaft und Politik

und

Pfarrer Thomas Wipf, Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes über «Die Wertegesellschaft in einem veränderten Umfeld».

Foto: www.fdp.ch
Text: Stephan Marti-LandoltFinanzblog