… nicht «vorwärts marsch». 2022 war nicht gerade «mein Lieblingsjahr».
Vermutlich haben wir im zu Ende gehenden Jahr häufiger in den News gelesen, als in den meisten vergangenen Jahren. Frieden in Zvisite haben sie vermutlich nicht gelesen. 28 000 Reformierte sind letztes Jahr in der Schweiz aus der Kirche ausgetreten. Viele scheinen den Glauben wirklich verloren zu haben. Wie werden die Zahlen in Zukunft sein? Mehr? Weniger? Garantiert aber keine Netto-Wiedereintritte. Bei den Katholiken waren es etwas mehr, prozentual etwas weniger. 1970 gab es 49% evang. Reformierte und 47% röm. katholische in der Schweiz und 4% Übrige. 50 Jahre später waren es 22% evang. Reformierte (minus 55%) und 34% röm. katholische (minus 27 2/3%). Der Rückgang bei uns Reformierten war doppelt so gross, wie bei den Katholiken.
«Wer hat Angst vor Religion?» (links und rechts mit «> oder <» geht es weiter). Es scheint auch neue Werbemethoden zu geben – zumindest solche, die ich noch nie gesehen habe. Ein handbrieflich geschriebener seitenlanger Brief, man möge in der Bibel Psalm 37, Vers 29 lesen – Die Gerechten werden die Erde besitzen. Sorry, wenn es bei mir auch Schreib- und grammatikalische Fehler hat … aber dieser BrieE schlägt mich. Interessant, wenn man mal graphologische Schulung durchlebt hat. Entschuldigung, aber die Angeschriebene wird sicher nicht im Entferntesten an jw.org denken (Link können sie selbst eingeben), sie ist eines unserer Einzelmitglieder. Da kommt mir ein Entscheid in den Sinn und dass eine ehemalige Schulkollegin mich fragte, als wir 34 Jahre alt waren, ob ich auch Kinder habe. Ihr Grosskind war etwas älter, als meine 4 jährige Tochter.
Andere Ansichten, andere Methoden. Ja, so zahle ich indirekt ziemlich genau einen Franken an die Kaserne der Schweizergarde im Vatikan. Im katholischen Kanton Luzern sprachen sich dagegen rund 70% der Bevölkerung gegen eine solche Spende aus. Das gibt Gesprächsstoff und einen weiteren Austrittsgrund. Einen Franken, der mich nicht reut. Ich habe auch schon den «Schutz» der Garde in Rom genossen. Aber eigentlich waren die Gespräche mit einem ehemaligen Offizier am Wohnort des Durchschnittsgottes viel interessanter. Heute starb Joseph A Ratzinger, der pensionierte Papst Benedikt XVI, der diese friedliche Armee wohl besser kannte. Und der Kaiser verneigt sich vor dem König. Edson Arantes do Nascimento – genannt Pelé – ist vor zwei Tagen gestorben. An diesem 29.12. habe ich nicht an den Todestag meines Vaters gedacht. Schlimm? Auf der einen Seite ja, auf der andern muss es weitergehen, nicht immer an das Schlechte zurückdenken.
Jeder soll selbst glauben, was er will. Es soll keinen Zwang geben. Ein Verbot ist ja eigentlich auch ein Zwang? Oder das Gegenteil? Das Verhüllungsverbot … der Bundesrat hat Verspätung. Das ist normal, dass nicht ganz alles klappt, schliesslich werden die Verantwortlichen auch nicht namentlich vorgestellt … müsste wieder mal mit Patrick aus Langenthal diskutieren – der bei «über uns» mit der freudigeren Frisur – diesmal gleicher Meinung und das Schlusswort bei «Klarsicht» hat Saïda Keller-Messahli.
Zwei spezielle Kirchen habe ich im Dezember besucht. Nach dem Treffen mit dem Kirchgemeindeverband Bern die «Lichtkirche Scherzligen» neben der Schadau Thun. Danke für die Besichtigung und der kurzen Diskussion mit Pfr. Nägeli.
Und nach 24 Jahren das erste Mal den Temple de Saint-Ambroix, der reformierten Kirche.
Die Kirche von Thun hat wohl die längere Vergangenheit, als die im Departement Gard in Südfrankreich. Aber beide machen eigentlich Schlagzeilen. Bei der einen der Kirchgemeinderat und bei der andern die neue Pfarrerin. Wer spricht als erster mit ihr, als sie den Temple sucht?
Sie dürfen dreimal raten. Und dann, wo parkieren? Die Dame mit dem «Knoblauchstand» ist an diesem Tag nicht auf dem Wochenmarkt, aber das ist der andern Marktfrau mit dem überteuren Käse gar nicht genehm. Kirche hin oder her, heute ist Markt! Extrem heller Appenzeller und darauf ein Stück, das wie Emmentaler aussieht … es ist Fol Epi – vom fünft grössten Käsehersteller der Welt. Es scheint, dass 2022 alles erlaubt ist. Alle auf dem Markt machen das nicht. Vor dem Eingang zum neuen Tempel von 1877 wird Wein verkauft. Wir grüssen, sprechen einige Worte, aber kaufen den Wein bei ihrem Mann … im l’ancien Temple von 1822 … seit 24 Jahren, mit regelmässigen Öffnungszeiten … jeden Dienstag. Ab 1560 gibt es hier die reformierte Religion und nächstes Jahr, das morgen beginnt, wird das 450-igste Jahr eingeläutet, seit es hier eine reformierte Kirche gibt. Hier noch ein Artikel aus dem Midi Libre (Andreas komm einmal nach Saint-Ambroix, dann kann ein ehemaliger Asg (Armeeseelsorger) mit einem französischen Kollegen diskutieren).
Im Hintergrund bei obigem Bild ist noch die Ausstellung über MLK – Martin Luther King von «Croire et Vivre» zu sehen …
… und ein Eindruck vom Gospel-Konzert der Terre Habitée.
Und der schönste Besuch im Dezember in einer Kirche – einer französischen Untergrundkirche (letztes Bild) – beim einjährigen Jubiläum. Auf diese Art sollen sie das 2023 erleben … viel Spass und Erfolg.