Es wäre anmassend, wenn ich ausführlich über Albert Schweitzer schreiben würde, der vor genau 50 Jahren am 4. September 1965 in Lambarene, Gabun, starb.
Da kennen andere sein Lebenswerk besser. Vielfach nimmt man einflussreiche Menschen erst war, wenn sie sterben. Ich vermute, es war ein SJW, als wir in der Schule das erste Mal über und von Schweitzer gelesen haben. Für mich ist er so etwas wie der Pestalozzi für die Kranken aus Afrika.
Oft hört man, dass Schweitzer ein Schweizer war, andere Quellen erwähnen, dass er in Frankreich geboren sei. Genaugenommen war er in Kaysersberg, damals zum Deutschen Reich gehörend, auf die Welt gekommen.
Das ist eigentlich alles nebensächlich. Seine Idee muss weiterleben. Aus diesem Grunde haben wir auch auf den heutigen Tag eine kleine Spende an Médecins Sans Frontière überwiesen.
Die Schweiz steht nicht immer im Mittelpunkt, aber oft am Rande. Vor 600 Jahren endete Jan Hus, der Frühreformator, in Konstanz auf dem Scheiterhaufen. Und 100 Jahre später die Schlacht von Marignano – heute noch ein historischer Disput. Wie hätten wir auch in der Schule begreifen sollen, dass hier Weltgeschichte geschrieben wurde, militärische Strategie zum Umdenken gezwungen wurde. Die erste grosse Schlacht seit der Antike, bei der sich ein Heer zurück gezogen hat – die Eidgenossen. Schweizerischer könnten die nicht gehandelt haben.
Am schweisteristen ist uns aber die Gegenwart. Einige geben sich modern. Die NZZ zum Beispiel.
Könnte es gar sein, dass der Werber und der Auftraggeber gar nichts gedacht haben. Liberal kann jeder sein, ob links oder rechts – oder wie viele in der Mitte. Liberal ist, oder sollte ich besser sagen/schreiben, war das Gegenteil von konservativ. Sorry, wenn ich mich in einigen Blogbeiträgen wiederhole. Aber der Quatsch, den einige mal angesehene Blätter schreiben, stinkt heute eigentlich zum Himmel. Da freut es mich, wenn Daniel Binswanger ab und zu im TA-Magzin Gegensteuer hält. «Die Wirtschaftsliberalen werden konservativ.» Auf die Religion gemünzt hören zumindest unsere Liberalen der Kirche diesen Satz des öfters seit Jahren von mir. Deshalb haben wir mal vorsorglich www.proref.ch – progressiv-liberal – reserviert.
Die Zürcher, die reformierten Zwinglianer, sind uns voraus. Da kennt man ja auch den «Grünen Güggel» – so was wie die Minenergie Kirche. Und die Kirche wird auch zweisprachig. Zumindest die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn mit dem neuen ENSMBLE. Zwei Artikel finde ich besonders lesenswert im Zusammenhang oder eher in der Auseinandertriftung von Staat und Kirche. Diejenigen von André und Jeanrudolphe. Ja, die Namen werden nichts ins Französische übersetzt. Andreas Zeller und Hansruedi Spichiger, der neue Präsident des Kirchgemeindeverband des Kantons Bern. Der letzte Link zeigt auch die Änderung der Kirche in Bern deutlich. Vor 4 Jahren hätte das keiner gedacht, was jetzt in Ensemble «zusammen-geschrieben» ist und nicht nur historisch hoch brisant ist, sondern auch als Deutsch-Franz-Lehrheft verwendet werden kann.
Bern wird auch im Aargau erwähnt – hier am Beispiel von Schöftland. Alle Aargauer reformierten Kirchen werden aufgeschaltet – neu die Kirche Rued in Kirchrued. Daraus eine kleine Legende über die Patrizierfamilie May aus Bern, deren Vorfahren vor 585 Jahren die Hammerschmitte in Schmiedrued gebaut haben. Fünfzehn Jahre, nachdem die Habsburger hier vertrieben wurden.
2015 ein Jubiläumsjahr aller Gattungen und trotzdem sind einige noch nicht ganz progressiv. Zumindest einer. Oh Wunder Plunder Holunder! «Auch Homosexualität entspricht Gottes Schöpfungswillen» (Seite 3 unten) entgegnet Gottfried Locher dem Churer Bischof Vitus Huonder. Man und frau beachte die beiden Vornamen. Veit kann auch Wald bedeuten. Aus Bäumen können Bretter angefertigt werden, die vor dem Kopf getragen oder Särge hergestellt werden. Es wäre an der Zeit, aus der Vergangenheit zu lernen und das Zusammenleben lebenswerter zu machen – wie dies Albert Schweitzer vorgelebt hat.