merke dir:
1. traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast
2. nach der Notlüge kommt die Lüge und viel später die Statistik – mit entsprechend ausgearbeiteten Statistiken kann alles bewiesen werden
3. je mehr «Zahlen-Gespühr» ein Mensch hat, desto besser kann er Statistiken analysieren, interpretieren und in die Zukunft interpolieren. Die Tendenzen sind wichtig, nicht die Nachkommastellen oder die minimalen Randerscheinungen.
Vermutlich werden die Statistiken in der Schweiz noch unpräziser. Die Volkszählungen werden aus finanziellen Gründen auf Stichproben reduziert. Statistiken sollen eine Stütze für den GMV, den «gesunden Menschen-Verstand» sein. Diese Zeilen nur als Warnung, denn Statistiken werden viel zu viel Beachtung geschenkt, ohne zuerst einmal nach zu denken, auf welche Resultate man kommen müsste. Und wenn sie nun denken, ich hasse Statistiken und sei schlecht in dieser «Disziplin», dann unterliegen sie einem statistischen Irrtum. Und wenn sie denken, ich hätte eine gute Abschlussnote in Statistik gehabt, dann liegen sie richtig, aber wissen immer noch nicht, wie weit ich einmal aus Wut meine Statistikbibel in den Schnee geschmissen habe – gegen 30 Meter.
Die Power-Point-Präsentation Religionslandschaft Schweiz enthält sechs Folien, die sie selbst interpretieren können.
Ich denke, dass wir vor fast zwei Jahren an der Kappeler Milchsuppe die 130 seitige Studie nicht schlecht interpretiert haben. Viele andere, die dieses schier unendliche Zahlenmaterial zu interpretieren versuchen, kommen auf ähnliche Aussagen. Im «Bild der Wissenschaft 2/2007» unter «Warum Glaube nützt» finden sie einige dieser Zahlen in den internationalen Vergleich eingebetet und lesen auch, dass Menschen die täglich beten im Schnitt 50% mehr Kinder (2,06) haben, als solche die nie beten (1,39).
Statistiken aber immer hinterfragen – waren hier, mit «durchschnittlicher Kinderzahl», nun Frauen gemeint oder Familien. Und wenn letzter gemeint war, wie berechnet man eine Familie? Ein ähnliches statistisches Problem wird heute im Finanzblog angeschnitten.
Zu den Power-Point-Folien und zum Bericht will ich nur einige ganz allgemeine Aussagen festhalten:
– die Mehrheit identifiziert sich mit Religion/Kirche
– die Katholiken und die Reformierten bilden immer noch die überweigende Mehrheit in der Schweiz
– die Reformierten nehmen stärker als die Katholiken ab
– es gibt Anzahl mässig immer mehr Glaubensgemeinschaften, deren Gesamtmitgliederbestand insgesamt aber nur schwach zunimmt
– «keiner Glaubensgemeinschaft angehörend» nimmt stark zu
Zur letzten Aussage ergänzt die Basler Studie, dass sich der grösste Teil davon immer noch mit der Religion verbunden fühlt. Die wichtigsten Austrittsgründe aus der Landeskirche sind «Steuern sparen» oder »mit dem Angebot nicht zufrieden».
Literatur:
– Religionslandschaft in der Schweiz – ISBN: 3-303-16073-2 – pdf-File als Gratisdownload – Bundesamt für Statistik – Bovey/Broquet – Neuchâtel 2004
– Ökumenische Basler Kirchenstudie – Ergebnisse der Bevölkerungs- und Mitarbeitendenbefragung – Manfred Bruhn (Hrsg.) – Basel 1999 – Zusammenfassung
– Die politische Gemeinde in der Schweiz und ihre räumliche Identität – Diss. Oskar Flück – Basel 2004
– Bild der Wissenschaft – 2/2007 – Warum Glaube nützt – Seiten 32 – 49 …
… (letzte Seite) «»Es hat etwas Bestürzendes, dass sich ausgerechnet jene, die die religiöse Lehre besonders ernst nehmen, als die Intolerantesten erweisen.» Damit zwingt sich eine Schlussfolgerung auf: Religion besitzt kein Monopol auf Moral.»
In diesem Zusammenhang werden wir demnächst die Referate des BEA-Fachseminars aufschalten.
Text und Power-Point-Präsentation: Stephan Marti-Landolt – Finanzblog