Scheich Bentounès und Pfarrer Ernst Sieber

 

Zwei Beiträge unserer Vorstandsmitglieder darf ich ins Blog stellen. Der IARF-Weltkongress in Washington und die ausführliche Würdigung  von Pfarrer Ernst Sieber. Vermutlich hatte er viele Ähnlichkeiten mit Sheik Bentounès.

Die IARF-Tagung von Dr. Verena Burkolter, Brissago

REIMAGINING INTERFAITH  – „Die Gemeinschaft der Religionen neu interpretiert“

war das Thema des 32. IARF- Kongresses zu dem sich aus aller Welt und von allen Religionen rund 300 Teilnehmer (darunter auch eine grosse, geschlossene Gruppe von Japanern) versammelten, um sich Können und Fähigkeiten dazu zu erwerben und Netzwerke zu bilden, um Basisaktivitäten für die Friedensförderung zu stärken. Dieses Treffen soll alle Teilnehmer interaktiv bewegen, um ihren persönlichen Glauben und das tägliche Leben zu reflektieren. Von den Ideen her soll zu konkreten Aktivitäten geführt werden.

In einem der Tagungsräume in der Washington University stellten sich verschiedene Gruppierungen vor. So z.B. die IARF- chapters, die united nations assembly der USA,
das Wesley theological seminary.

Neben Vorträgen, Podiumsdiskussionen mit Vertretern aller teilnehmenden Religionen waren die CIRCLE-GROUPS sehr wichtig: in verschiedenen Sälen sassen um runde Tische immer neun Teilnehmer verschiedener Religionen zusammen, die jede Stunde neu gemischt wurden, um die gestellten Fragen zu antworten. In den Neunergruppe wurde manchmal auch unterteilt in Zweiergruppen, damit in einer ruhigen, stressfreien und freundlichen Atmosphäre offen  relevante persönliche Erfahrungen auszutauschen, zu reflektieren und zukünftige Handlungen zu planen. In den circle-groups gab es täglich ein Blatt mit positiven Affirmationen und Gedankenverstärkungen für jeden Teilnehmer wie z.B. „Ich komme jetzt als Mitglied dieser grossen Gemeinschaft in den Saal und gebe jeden Gedanken an Trennung auf.“ „Ich verwandle mich vom ICH zum grossen DU und bin eins mit dem Leben und unserer erweiterten globalen Gemeinschaft.“

Immer morgens um 07 h vor dem allgemeinen Programm und abends um 20.30 h gab es die Möglichkeit an einer interreligiösen Zusammenkunft (Gebet, Gesang, Meditation)
teilzunehmen.

Nach dem wichtigen  Punkt der Wahlen am 1. Tag (Witske Dijkstra gibt ab und neuer Präsident ist für die nächste Periode Ince aus England) sticht der PLENARY LUNCHEON des 2. Tages hervor: die Verleihung des Albert Schweizer Preises an den Sufi-Scheich Khaled Bendounès. Seit 1975 wird dieser Preis von IARF vergeben. Frühere Empfänger des Preises waren z.B. der Dalai Lama, sowie Karen Armstrong.

Scheich Bentounès ist Präsident der internat. Sufi-Vereinigung Alawiyya, die 2014 eine internat. Kampagne der Uno initiierte zur Errichtung eines Tages des „friedlichen Zusammenlebens“ der für den 16. Mai festgelegt wurde. Der Scheich hat Zentren im Welschland. Gerne würde er auch das Tessin und die Deutschschweiz besuchen, hat mir sein Sekretär gesagt.

Scheich Bentounès Haltung zu Religion ist universal und alle einschliessend. Er ist gleichermassen im Zentrum von mystischen Zusammenkünften wie auch bei interna-tionalen politischen Manifestationen.

Am gleichen Nachmittag fand dann vor dem weissen Haus in Washington eine Friedensdemonstration mit Reden und LIedern  statt – initiiert von IARF. Die Polizei war rund-herum beobachtend dabei.

Durch die ganze Konferenz wurde man in vier Themenreihen eingteilt. Das Zufallslos bestimmte mich für Thema 2 „Seine Gemeinde für den sozialen Wandel organisieren.“ Das Ziel : „Alle Mitglieder mit Werkzeugen versehen, damit sie ihre Gemeinde zu sozialem Wandel führen können.“

Inhalt der Thema 2 – Zusammenkunft war ein Ueberblick über das Vorgehen einer Gemeindereorganisation – geleitet von verschiedenen Religionsvertretern. Es wurde ein Kreis-lauf der Organisationsbildung dargestellt.
– Begonnen wird mit einer 1:1 – Beziehungsbildung. Jeder Initiator führt  -zig solche halbsstündige Gespräche mit schon bekannten Partnern, oder Unbekannten, die man kennenlernen möchte,  um eine task-force für den sozialen Wandel zu bilden. Es sind nicht Kaffeeklatschgespräche, aber auch keine therapeutische Sitzungen.
Auf diese Weise hat z.B. die Leiterin meiner Gruppe gezielt einen Banker für ihr Netzwerk aquiriert, der ihre Organisation auch finanziell unterstützte.

– Es folgen gemeinsame Sitzungen, wo vor allem zugehört wird, bis man sich zu einem gemeinsamen Ziel findet. Das Ziel der Organisation hat nicht vorgängig schon der Initiator bestimmt.
– Nun folgt die Bildung von Planungsteams.
– Darauf Studium der Medien für Schritte zum Ziel.
– Wichtig ist hierauf die Analyse der örtlichen internen und externen Machtverhältnisse.
– Nun wird ein sehr erfolgversprechender, eher kleiner Zielpunkt, der bestimmt zu gewinnen ist, angepeilt.
– Es folgen einzelne private Aktionen, um Eigeninteresse und mögliche Unterstützung / Verhinderung zu eruieren.
– Jetzt folgt die gemeinsame öffentliche Aktivität zur Gewinnung von Unterstützung (Geld, Mitarbeit, Training).

Das Fazit der Teilnehmer war:

– nicht reformieren, sondern transformieren!
– mehr zuhören als selber sprechen!
– sich der eigenen Ressourcen, aber auch deren der ganzen Gruppe bewusst werden¨
– es gibt keine schwierigen Partner oder gar Feinde der ganzen Gruppe, sondern „ISSUES“? (starke Aktionsfelder)!

Schliesslich wurden wir gefragt nach pers. Erfahrungen mit Kampagnen: Gäbe es Gebiete, die man anders hätte angehen können?
Welche Bausteine zur Organisationsbildung wünscht sich jeder Teilnehmer für das nächste Treffen?
Welches Thema hat der Gruppenleiter übersehen?

Die Schlusszermonie am letzten Tag mit Reden, Theater, Musik und pers. Gedichten war grossartig.  Mir persönlich bleibt ein Liedvers einer Afrikanerin haften: Kraft, Mut und Weisheit sind in mir drin!

Es folgte der zusätzliche Tag der IALRW (international association of liberal religious women). Die Präsdentin, Frau Kamar I. Kamaruzaman, aus Malaysia, konnte aus (polit.) Gründen nicht in die USA reisen, deshalb wurde kurzfristig eine SKYPE-Konferenz durchgeführt. Die ehemalige Präsidentin, Frau Kathy Matsui aus Japan, leitete den Tag, obwohl sie gleichzeitig Vorstand des japanischen IARF- chapters ist. Es wurden verschiedene Projekte vorgestellt, die am laufen sind (z.B. ein Alphabetisierungsprojekt für Frauen und ihre Kinder in Ladakh), aber auch neue, die dieses oder nächstes Jahr gestartet werden (z.B. ein Kunstprojekt für religiöse Toleranz einer Solothurner Kunstsschaffender).

Gedanken zu Pfarrer Ernst Sieber von Jean-Claude Cantieni, Chur

Wieverhalten sich randständig und anständig zueinander? Anständig in randständig und umgekehrt randständig in anständig? Das Lebenswerk Pfr. Siebers scheint mir zu sein, eine diesbezügliche Kontroverse zu überbrücken …

‚Macht weiter, ich habs heiter’

steht auf dem Grabmale Pfr. Dr. h.c. Ernst Siebers, welcher diesen Mai mit 91 Jahren verschied. Sein Lebenswerk, 16 Stationen für zuerst Obdachlose, dann Süchtige und nun Arbeitsemigranten folgen ihm im Tode nach Offenbarung 14,13 nach. Ja, selig sind die Toten, die im Herrn sterben, denn ihre Werke folgen ihnen nach.- Johannes Brahms hat den Text in seinem ‚Requiem’ vertont, welches zur offiziösen  tröstlichen Hymne liberalen Christentums ward.

Verwehrt blieb dem Verstorbnen, was er als Nationalrat  mittels Postulat, dafür er soweit erinnerlich 150 Mitunterzeichner gewann, sein Bundesdorf, für das er sich vorstellte, dass es von einem Schweizergeiste geprägt sei, der Einheit vor Verschiedenheit zwischen arm, reich, gesund, krank … setze. Er sprach insoweit an, was heute in einem Zeitalter zunehmenden Vereinsamens  aktuell geblieben ist.  Zch. hat mehr Single-Logis denn Familien-domizile.

Die Klientel Ernst Siebers galt bis anhin als Fall von Landstreicherei, war ein Delikt, welches die Polizei mobilisierte. Sieber setzte an ihre Stelle den Diakon, eine Art soziale Revolution. Revolutionär war das Umfeld damals. Als Student , Sonntagabend in Zch. angekommen,  rieb ich mir die Augen. Globuskravalle . Sie hatten mit dem Globus in Chur, meiner Herkunft, nichts zu tun. Auf Zürichs Strassen  prügelten sich Polizisten und Studenten, welche sich mit der Arbeiterschaft zusammenschlossen, um die  so genannte herrschende Ordnung zu stürzen, die sie als repressiv, diktatorisch empfanden, ein Protestmarsch durchwogte die Stadt, marschierte auf ein Polizeiaufgebot mit beschilderten, behelmten Uniformierten zu, die Gemüter erhitzen sich, bis der Pfarrer  Ernst, begleitet durch einen Esel (aus dem Garten bei Pfarrhause in Altstetten) sich mitten auf einer Brücke positionierte. Das Symbol des geduldigen – und zugleich störrischen – Esels wirkte. Die Protestierenden zogen in die nahe Stauffacher-kirche, wo der Dialog zwischen Strasse und Obrigkeit um konfliktfreie Auswege begann. Graue Theorie war out , Orthopraxie’ als Diakonie statt Kravall war – bei Pfarrer Ernst – angesagt.

Er sammelte Obdachlose in Tramhäuschen mit seinem VW-Bus  – seit der Seegfrörni 1962, der damaligen Eiszeit, ein, verbrachte sie in einen Zivilschutzbunker aus der Kriegszeit am Helvetiaplatz. Das Kinderlied singt vom Es schneielet, beielet, Häsch d’händscha un rot im Sack, so gib’s me arme Chind … -Rund 100 Stufen führten an den tiefsten Punkt zwischen Himmel und Erde hinunter. Die Hells Engels, damalige Gang in der Art Leonard Bernsteins ‚Westside Story’ ,hatten einen Zwischenboden zwischen Eingang und ‚Untergang’  für sich – und ihre Schiessübungen beansprucht, Zeit des Rockerkrieges;

Aus einer Zeugeneinvernahame

‚Nenad G. tritt ebenfalls als Zeuge auf. Er spielt den inkriminierten Vorfall herunter, um zu demonstrieren, dass ihm ein paar Schläge nichts anhaben könnten. Er prahlt von seiner Vergangenheit als Hooligan «Das waren richtige Schlägereien», sagt er. Das Bild von einem Freund, wie er ein Auge durch einen Steinschlag verliere, habe er noch heute im Kopf, doch er habe da die Angst verloren. Gewalt beruht auf Angst. ‚Macht ist Ohnmacht’, urteilte der Pfarrer.

Die vor dem Gericht parkierte Harley von Marc S. sieht der Staatsanwalt als Botschaft an die Justiz: «Ihr mögt die Herren da drin sein, aber wir sind es draussen.» Eine Antwort gibt der Staat schon während der Verhandlung. Die Harleys vor dem Gericht werden umparkiert; Machctdemonstration.

Der Bunker war Provisorium, zu gefährlich, wenn Betrunkene die Treppe hinter kollerten … Er sollte zu keiner Krypta werden, wo Tote verewigt werden. Felix und Regula sind in der Nähe  in einer Krypa enthauptetet worden (Wasserkirche), ruhn im Grossmünster.

16 ‚Aussenstationen’ so als alternative im Laufe der (Lebens-) Zeit mit Pfr. Ernst. Sie gingen auf Süchtige zu. In Johannes vier spendet Jesus lebendiges Wasser einer ‚Barbarin’ Samarierin, um ihren metaphysischen Durst zugleich zu stillen. Für Ernst waren die Obdachlosen Süchtigen metaphysisch obdachlos, davon ihr Durst, Sehn-Schucht rührt. ‚Die Mitte der Liebe ist auch am Rande der Gesellschaft. Knapper als Ernst kann das niemand  – in eine Bibel – schreibe, zugleich schalkhaft reimend anschliessen: ‚Lies die Bibel, immer wieder, sagt Pfarrer Sieber ….

16 Stationen: Woher rührt die Energie, mit Elend ein Leben lang konfrontiert zu sein, das seuchenhafte Züge, ‚Kollateralschäden bewirkt wie Aids, Kriminalität … trägt. Die Familie bot Halt, auch schon die räumliche Distanz zwischen dem Bunker und dem Pfarrhause im damals noch dörflicheren Altstetten. Nähe und Distanz bedingen sich. Der Rest ist Konstitution. Ernst Sieber wuchs in Horgen auf. Seine Mutter tischte mehr Teller als Familienmitglieder dasassen. Die Weltwirtschaftskrise, die 1929 ausbrach, führt zu Konkursen, Arbeitslosigkeit, Brotlosigkeit auch in der Agglomeration um Zürich.  Ernst besuchte dann den landwirtschaftlichen Schulhof Strickhof in Zürich, worauf er sich entschloss, die Matura nachzuholen, besuchte ein Privatgymnasium. Am Morgen, als er als Maturant antrat, gab sein Vater ihm einen neuen Mantel, den sein Träger einem durchfrornen Passanten unterwegs schenkte. Das Theologiestudium folgte, dann der Pfarrberuf. ‚Der gute Hirte’ scheint vorbereitet, als den wir im Bilde ihn erinnern; Schlapphut Halstuch, Überwurf als Mantel . Als Gründer so mancher ‚Dörfli’ lebte er in letzter Zeit Hochybrig in einer Hütte, von Schafen umgeben, die er auch malte;

Von dieser Idylle glaubte Ernst, sie habe ihre Chance auch im Jenseits, darum ‚Ich habs’ heiter’ Das Bild erinnert an die alte Mär von einem griechischen Arkadien der Hirten .., doch eigentlich heisst der Satz: Et ego (sum) in Arkadia ; selbst in diesem gefühlsseligen Arkadien lauert der Tod, welcher den Seelsorger in seinem Arkadien nun heimholte.

Was fehlt, seit Pfarrer Ernst fehlt? Die Antwort muss subjektiv erfolgen. Die Stimme der Barmherzigkeit, welche die Mitte zwischen beschämender Billigkeit und verurteilender Gerechtigkeit hält, fehlt für den Autor.Sie ist die tragende Stimme der Parabel vom barmherzigen Vater, der den verlorenen Sohn mit offenen Armen erwartet. Diese Botschaft ist gerade in einer Zeit, die von gnadenlosen Leistungsimperativen immer mehr bestimmt wird, welche Schwächere wegblendet, von bleibender Aktualität. «Der Name Gottes ist Barmherzigkeit» schreibt Papst Franziskus in einem Buche, das in 28 Sprachen erschienen ist.

Der Ton ist neu.

In seinem «Gottesstaat» polemisierte der Kirchenvater Augustin noch ganz offen gegen die «Mitleidigen», die allzu Barmherzigen. Ihr Mitleid sei bloss ein «menschliches Gefühl’. Die ewige Strafe für die Masse der Menschen sei Ausdruck der Gerechtigkeit, die Errettung weniger Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes. Augustinus schrieb damit Geschichte, die im 16. Jahrhundert bei Luther und Calvin einen starken Nachhall gefunden hat.

Erreichte der Begriff Barmherzigkeit die ‚Eingbunkerten’, säkularem Zeitgenossen überhaupt? Die reformierte Kirche hat in der Formel  ‚Etsi Deus daretur ‚zu verstehen gegeben, dass wir, oszillierend zwischen Glaub-und Fragwürdigkeit umzugehn haben. Tun wir also doch ‚als ob’, fingieren wir, was, solange die Fiktion als solche bewusst bleibt, legitim ist, indem wir so – um an die Bunkerleute zu denken – tiefe  Wunden gar einzuklagen haben, statt sie zu verdrängen zu haben, weil wir sie Gott nicht zu klagen haben.

«Christus hat nicht für die Sünden der Menschen gelitten, sondern gleichsam die Schuld Gottes abgetragen. Schliesslich hat Gott mit den Menschen die abgründige Freiheit zum Bösen hin in Seinen Willen mit eingenommen, wurde schon moniert.

Der Obdachlose hat heute ein ‚Menschenrecht’ auf ein Dach über sich –über das des Himmels über Zürich hinaus, davon Zarli Carieget sang, Ernst Sieber mitsang. Menschen leben in Häusern. Sie bauen. Ich bin und ich baue ist unter Sprachwissenschaftlern verwandt. Ernst Sieber wusste auf dieses Bedürfnis nach einem Heim. War eer Symbolist, so doch zugleich Realist, konfrontiert mit soviel schmerzlichem Scheitern in der Realität. Der römische Dichter Horaz hätte von einem ‚biformis vates’ von einem zweigestaltigen Seher gesprochen (Ode II XX), heruntergebrochen auf je ein Leben im ersten , diesseitigen und jenseitigen Jerusalem (‚Jerusalem’ steht in der Mehrzahl.) Er erlebte die Schmach an sich selbst, dass ein ‚Besuch der alten Dame’ ihn (incognito) aus seinem Werke für eine Million Schweizerfranken drängte, als die Übersicht über Investitionen in seinen ‚Werken’ einst verloren ging. Ist ein Lebenswerk,  Leben mit Geld aufzuwiegen? Das ist die Frage, die bleibt, nachdem Pfarrer Ernst Sieber fehlt, und doch laautet die Frage, die Ernst Sieber uns stellt: Ws gilts zu tun?

Der Verstorbne sorgte für Entwurzelte. Pflanzen wir (Frucht-)Bäume zu seinem und seines Werk Gedenken.  Der Baum symbolisiert die Wurzel der Welt, die Natur, der Baum stellte die Grundlage unserer Existenz dar und her;

Dank der Pflanze, des Baums  wurde die Erde zum metaphysischen Raume des Atems dank den ersten zur Fotosynthese fähigen Organismen, die Cyanobkterien; Das (Baum-) Blatt ist dem Stamme und der Wurzel letztlich vorgeordnet, denn es trägt zu seiner Existenz bei. Vögeln in den Ästen gleich wenden sich Blätter dem Himmel zu, zelebrieren ihre Leidenschaft für ein Leben in der Luft.

Rätselhafte Wurzeln (unterirdisch, geheimnisvoll …) mögen wichtige Funktionen wie das Gehirn des Menschen haben, und sie helfen der Sonne ins Erdreich vorzudringen, es zu erhellen, sie über sich selbst aufzuklären. Die alten Griechen erfanden den Mythos der Persephone, die hälftig auf der Welt, hälftig in der Unterwelt lebte Der Baum ist eine ‚Maschine’, welche die Erde an den Himmel bindet. Er transformiert, re-formiert Licht.

Der Bau (welcher für die Pflanze, Natur steht) ist ein Alleskönner, offen, geduldig, standfest, grenzenlos. Er wirkt ohne zu handeln, automatisch als die radikalste Form des Inderweltseins. Sein blosses ‚Sein’ reicht, um alles mit allem zu verbinden.

Was ist, wenn ein Baum, entwurzelt, stirbt? Re-Inkarnation tritt dann ein. Leben manifestiert sich in verschiedener Weise, verschiedenen Körpern, die sich austauschen. Alles ist in allem gegeben. Essen wir einen Apfel vom Baume, reinkarniert sich der Apfel im Menschen und der Mensch im Apfel. Der Tod, welcher im Märchen auf den Apfelbaum (des Paradieses) bezogen ist, ist – so ist zu vermuten – strikt eine Idee.

Der Baum und mit ihm die Natur ist die einzige Instanz, in deren Namen wir für die Menschheit zu entscheiden haben, ohne an ein bestimmtes Volk, eine Nation, Konfession voreingenommen zu denken (frei nach Emanuele Coccia, die Wurzeln der Welt, München 2018) So liberal dachte fast strikt der Verstorbne.

Wohin mögen die Bäume gsetz sein? Ich Zürich? Auch andere Städte haben Einwurzelte., Chur in seinem inzwischen sanierten Stadtpark, dem ehemaligen Scalettafriedhof, wo der Churer Reformator Comander beigesetzt worden sein mag. Eine ‚Familie’ von Randständigen ist dem park erhalten geblieben. Die Sozialarbeiterin Romina Beeli hörte die ‚Familienmitglieder’ an, zeichnete das Gehörte  in ihrem Büchlein’ Die Familie vom Stadtpark’, Chur, 2015, auf. Die Sehnsucht Entwurzelter nach einem Heim, einer Stätte des Austauschs, freien formen des sich Gesellens drückt sich darin aus. Ist der Sclaettfriedhof, Stadtpark ein präfigurierter Pflanzplatz?

Last not least: Pfarrer Ernst hatte in Chur ebenfalls eine ‚Station’, wirkte einst im nahen Passugg und dann in der Surselva.

ScanBibelwidmung von Pfr. Ernst Sieber

«Kämpft weiter, ich habs heiter»

Ein Spruch, den Ernst Sieber zu Lebzeiten pflegte. An Pfingsten wurde bekanntgegeben, dass er am Samstag mit 91 Jahren verstorben ist.

Einer, der keinen Heiligenschein brauchte. Ein Mensch, den man nicht vergessen wird. Und der Spruch, der auf seinem Grabstein stehen soll, müssen wir echt Ernst nehmen. Mit Ernst habe ich einmal über den letzten Flug diskutiert. Keiner wusste, wie lang er dauert. Falls er längere Zeit dauert, weiterhin guten Flug … bei der Landung werden garantiert alle applaudieren oder haben dich bejubelt.

In den Zeitungen findet man genügend Würdigungen und einen schönen Kommentar:

Nicht Adieux, sicher aber à Dieu und hoffentlich auf Wiedersehen.

Pfingsten, was ist das eigentlich ganz genau? 49 Tage nach Ostern! Einige Gedanken über Pfingsten von Prof. Dr. em. Jean Ziegler und die Worte von Jean-Claude Cantieni möchte ich nicht vorenthalten:

«Darf ich diesen kurzen Kommentar des aus dem zweisprachigen Biel gebürtigen em. Professors für Theologie an der Uni Zch. als Pfingst-Gedankengang nachtragen. Die welsche Schweiz samt Frankreich führen die  neue Version der rubrizierten Bitte aufs anstehende Pfingstfest  ein, wonach Gott uns vor dem Holzwege bewahren möge, zwischen gut und böse nicht mehr zu entscheiden zu haben.  Der Holzweg ist ja leider meist als solcher zu spät zu erkennen, wenn er irgendwo seiner Natur nach im Dickichte endet. Strikt das geschulte Auge des Försters, theologisch gesprochen göttliche Vor(aus)sicht,  vermag ihn rechtzeitig zu erkennen, vor seinem Irrwege zu bewahren. Der bisherige Text: ‹Führe uns nicht in Versuchung’  schien anders davon auszugehn, dass wir erst, versucht, den Irrweg zu gehn, umzukehren haben.
Der Unterschied war schon den alten Griechen geläufig. Sie personalisierten Vor-Sicht und Nachsehn haben mit dem Brüderpaare Prometheus und Epimetheus. Die Differenz ist eine qualitative, kein strikt sprachliche Raffinesse, und doch sorgte die Frankophonie dafür, den Text zu revidieren; Sie formulierte bisher: ‚Ne nous soumets pas …›, als ob Gott  den Menschen unterwürfe (sous-mettre). – Ob wir Alemannen nachziehn? Für Graubünden würde ich dafür werben; Das Territorium wurde von Franken – nach den Römern – besiedelt, urbarisiert, geistig vermessen, wovon all› die Martinskirchen zeugen.  (Martin war fränkischer Heiliger  aus Tours,  ging in die Heiligenviten damit ein, dass er seinen Mantel für einen frierenden Bettler auftrennte, teilte.)
Besten Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Mit herzlichem Grusse
Jean-Claude»

Ernst wird garantiert über die folgende Anekdote mit Prof. Zumstein lachen – vermutlich Jean auch. Die zweite Flasche Wein wird gebracht. Ich musste probieren. Gut, etwas mehr Fasston. Darauf Jean: «Der Wein hat Zapfen!» Die Flasche wurde ersetzt. Der Wirt – hochstehendes Restaurant, wie es bei der Lang-Stiftung Usus ist, denn dieses Abendmahl ist die einzige Entschädigung für die ehrenamtliche Tätigkeit – sie haben Recht, kein Zapfen, nur Fass. Ein echter Holzweg.

Und den Beitrag von Jean-Claude Cantieni zum Tod von Pfarrer Ernst Sieber möchte ich nachliefern:

«Liebe Freunde

Berufene Weggefährten Ernst Siebers würdigen den Verstorbenen, was ich  deshalb nicht erweiteren will. Eine eigne Reminiszenz darf ich trotzdem nachtragen;  Sie setzt ‚bildstark‘ ein. Zürich brodelte während der Studienzeit um 1968. Pfarrer Ernst pflanzte sich mit seinem Esel, Symbol der Langmut, deeskalierend  ausdrucksstark auf einer Zürcherbrücke zwischen aufgebrachten Demonstranten und Ordnungskräften auf, worauf der Diskurs über die anstehenden Zerwürfnisse in einer nahen Kirche friedlich fortgesetzt wurden; Brücke, Seelsorger  Esel mitten in einer pulsierenden Grossstadt. Das Bild erhielt seine Symbolkraft vom Kreuz her, welches den Bezug  zwischen Gott und dem Menschen dar- und herstellt, während der horizontale Kreuzesbalken zwischen den Menschen vermittelt.

Mit Studienschluss durfte ich Pfarrer Ernst  über eine Zeitdauer im Zivilschutzbunker am Helvetiaplatze assistieren, darin er Obdachlose’ in rauen Herbstnächten mit seinem Kleinbus ‚(her-)anschaffte› . Heterogener hätte ein Gruppe kaum zusammen zu kommen gehabt, und doch war sie unter so viel Einsamen, Einsamkeit von einem ‚All-Ein-Sein‘ gekennzeichnet, darin der Einsame aufgenommen war. Wer hier unten über viele Stufen abwärts anlangte, nachdem das Leben ihn schon viele Stufen hinab eskaliert hatte, brauchte niemandem was vorzuspielen. Das schweisste die Gesellschaft zusammen. Das Wortspiel mag für einmal erlaubt sein: Stufen, sind Skalen, de-eskalieren heisst dann ‚ab-stufen‘, d.h. Stufen aufheben, vergleichen,  vereinen … Für diese Einsicht, die hier im Bunker ‚am tiefsten Punkte zwischen Himmel und Erde‘ mir widerfuhr, bin ich Ernst, wie ich ihn nennen durfte, innigst dankbar.

JCC»

100 Punkte für Didier Burkhalter

Rücktritt wegen Uneinigkeit im Waffenexportgeschäft

Wer es nicht gemerkt haben sollte, die Überschrift ist ein Link … und was für einer.

Keine Ahnung, wie oft hier schon über die verrückten Waffenexporte und die unsinnigen Kriege geschrieben wurde. Stichworte bei der Suche eingeben und ihr werdet fündig. Die ganz bösen Sachen sind meist etwas versteckt im Finanzblog zu finden …. soviele Ausrufezeichen wie dort habe ich noch nie geschrieben !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 

 

Spannendes über das Herz, Quacksalber und das Organoid

Die vier Vorträge über das pulsierende Herz der Progressia möchten wir ihnen nicht vorenthalten.

Hochpotente Referenten, garantiert keine Quacksalber. Über solche mehr im letzten Video. Vielen Dank an Bruno Leugger für die Organisation. Im ersten Beitrag können sie das Bum-Budi-Bum-Bum hören, das orginal mal bei der Familie Frankenfeld schlug. In der Mitte und geschätzte zwei Meter lang … da könnt ihr selbst bestimmen, was ihr anschauen möchtet, könnt. Ich schlage vor, dass ihr das auf einen regnerischen Sonntag legt. Von jetzt an braucht es Zeit, aber ihr werdet begeistert sein.

Den Vortrag von Prof. Ammann habe ich absichtlich am Schluss genommen. Auf der einen Seite spricht der ehemalige Leiter des Botanischen Gartens Bern von Quacksalbern, Scharlatanen und erzählt zuvor von Sensationsereignissen, die keiner Verschwörungstheorie zugrunde liegen, aber für die meisten unglaublich sind. Und wer hat schon einmal etwas vom Organoid gehört? Wikipedia hat genau drei Zeilen auf Deutsch und eine Literaturangabe aus dem Spektrum der Wissenschaft. Englischkenntnisse sind auf dem heutigen Kenntnisstand von Organoiden fast unabdingbar. Der deutsche Sprachraum schläft … noch.

Beim Apéro hatten wir ein anregendes, tolles Gespräch, nicht nur über die Venusfliegenfalle und d›W.Nuss vo Bümpliz. Zum Schluss meinte Klaus: «Wir machen einmal etwas zusammen mit dem NVV Rued.» Ich freue mich riesig, das wird garantiert nicht langweilig.

Glaubensbekenntnis ja oder nein?

Meine Kirche ist bekenntnisfrei. Jeder darf glauben, was er will!

Am Sonntag singt der Männerchor in der Kirche Kirchrued. Nicht das erste mal und nicht das erste mal wird wieder das Glaubensbekenntnis gebeten. Nach dem Zwischenspiel. Entschuldigen sie, ich möchte ihnen nichts unterstellen, aber wenn ich so, sicher auch diesen Sonntag, sitzenbleibend vom Chor ins Publikum schauen werde, so sind die meisten Kirchenkunden damit beschäftigt, den Text einfach nachzusprechen … aber sich wenig oder keine Gedanken über diesen zu machen.

Vor rund 150 Jahren wurde die Landeskirche neu aufgestellt. Libref war massgeblich beteiligt. Seither ist die Schweizer Reformierte Landeskirche bekenntnisfrei. Nicht aber Freikirchen,  Sekten oder andere Religionen. Die Katholiken haben ihr Glaubensbekenntnis und im Islam … «Es ist das erste, das einem Neugeborenen ins Ohr geflüstert wird und das letzte, das ein Mensch vor seinem Tod ausspricht oder hört.» Gefunden bei einer interreligiösen Podiumsdiskussion vor rund 10 Jahren im Kuk Aarau. Die Moderatorin habe ich im Haus der Religionen in Bern noch nie persönlich getroffen. Es kam immer irgend etwas dazwischen. Ich glaube ich muss mich dazu bekennen, dass ich vergesslich werde. Ihrem Ehemann Konrad habe ich vor drei Wochen keinen Gruss mitgegeben.

Es ist eigentlich traurig, was libref. in über 150 Jahren für ein Netzwerk aufgebaut hat, das vor Jahrzehnten ihren Höhepunkt hatte und das nun am zerbröckeln ist. Kämpfer wären gesucht, aber was ich mit dem «Hohen P» bei der Sitzung der Lang-Stiftung und via Mail diskutiert habe, scheint die Suche zu versanden. Zudem haben wir noch keinen Termin für den zweiten Tag «Friede herrscht – proref pilgern». Vermutlich versandet auch das, mangels Mithilfe. Alleine ziehe ich diesen Aufwand nicht noch einmal durch.

Wenn das so weitergeht, wird demnächst auch libref.ch aussehen, die das Glaubensbekenntnis meines Namensvetter Kurt Marti. Ich zitiere auswendig:

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Die Seite ist leer, damit sich jeder sein Bekenntis selbst formulieren kann.

Kurt Marti und Max Balsiger wurden schon mit dem Glaubensbekenntnis zitiert! Barthianer und Liberaler scheinen sich in diesem Punkt einig zu sein. In einigen Kantonen ist das Glaubensbekenntnis zu speziellen Predigten gestatt, z.B. Taufe, Konfirmation. Im weiteren wird im Kanton Aargau bei Laienpredigten die Wahl frei gestellt, ob ein Lied oder Zwischenspiel oder das Glaubensbekenntnis in die Predigt eingebaut wird. Viel Brauchbares finde ich auf der Kantonsseite nicht, aber hier die beste Zusammenfassung über das Glaubensbekenntnis:

Das Abendmahl soll jedermann zugänglich sein

Comander – eine Broschüre von Jean-Claude Cantieni
«Wir nehmen das Relief zur Abendmahlsszene mit der Taube zwischen Brot und Wein auf, die wir beregten und die heute an der Commanderkirche aussen angebracht ist. Das Abendmahl ist in der Kirche Commanders denn auch an alle, welcher Konfession auch immer, Einheimische, Zugewanderte  … für diejenigen auszuteilen, die sich zu ihm gerufen fühlen.
Solch’ Offenheit ist a) liberal-theologisch und b) für eine Reform – wie auch für jede politische Verfassungsreform – charakteristisch. Reformen erweitern stets den Kreis  derjenigen, die sie erreicht, was ich für die des CH-Kirchenbundes in petto monierte; Sie möge die Kirche für ‚Zuzüger‘ im Zeitalter der Globalisation weiten, sie einladen. Comander ging voraus, indem er das ‚Gesinde‘ weit über die Stadt-Bürger hinaus zum Abendmahle einlud, Glaubensfreiheit einleitete.»
Hier ist das Comander-PDF – am besten doppelseitig ausdrucken (3 Blätter, allenfalls heften und falten), ansonsten auf die Seitenzahlen achten,

Fälschungen in der Kirchengeschichte – bis heute zu Fake News

Vortrag von Frau Dr. Angela Berlis, Professorin für Geschichte des Altkatholizismus und allgemeine Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Uni Bern

Dienstag, 17. April 2018, 19.00 Uhr im Kirchgemeindehaus Petrus, Brunnadernstr. 40, 3006 Bern

Veranstalter:  Forum Kirche & Gesellschaft

Fake News gibt es nicht erst seit heute. Im Laufe der Kirchengeschichte gab es immer wieder Fälschungen, die zum Teil grossen Einfluss entfalteten.

Mit der «Konstantinischen Schenkung» wurde argumentiert, um den Papst über den Kaiser zu stellen.

Ob es eine Frau auf dem Stuhl Petri gegeben, darüber stritten sich Katholiken und Protestanten in der frühen Neuzeit.

2012 tauchte ein Papyrusfragment auf, auf dem die Ehefrau von Jesus genannt wird – Fachleute halten es für eine Fälschung.

Welche Gründe, welche Konsequenzen haben sie, welche Faszination üben Fälschungen aus – auch heute noch?

 

Kurz hinter dem Mond ist der Kanton Aargau zu finden …

… so zumindest für einige, sorry ich kann es nicht anders schreiben, christliche Extremisten. Kein Hexenmuseum auf der Liebegg.

Na ja, die AZ schreibt von Christlichen Fundamentalisten. Gibt es einen Unterschied? Fundis lässt sich besser abkürzen. Liebe Fundis, beachtet doch einmal, dass Hexen auch nur Menschen sind. Einige waren sicher böse Frauen, denen Mann dann Hexe gesagt hat. Böse Frauen gibt es immer noch, auch solche die an Hexen glauben. Ich kenne auch einige, bei denen zumindest der zweite Teil des vorderen Satzes zutrifft. Die meisten sogenannten Hexen konnten mehr als andere und auch mehr als Männer. Irgendwie denke ich, dass das männliche Wesen in den letzten paar Hundert Jahren zumindest im Abendland doch umgänglicher wurde. Gemacht wurde. Gleichheit herrscht, sorry frauscht, noch nicht überall. Vermutlich gibt es immer noch mehr böse Männer, als böse Frauen.

Ich kenne einige ganz tolle PfarrerInnen im Aargau und habe Freunde, die in Freikirchen sind. Wir sehen die Welt gleich, manchmal dreht sie heute nicht ganz rund, kratzt. Aber höllische Auseinandersetzungen über Gott und die Welt. Sicher nicht, himmlische Diskussionen. Mit Ursus werde ich heute Abend sicher diskutieren. Vermutlich werden auch einige Prof. theol., verteilt über die ganze Schweiz, mitschmunzeln. David ist nicht mehr dabei aber er wohnt in der verhexten Gemeinde. Auch dort herrscht – frauscht – Ehtik und Regenwetter.

Gränichen ist garantiert verhext. Da gibt es doch Bilder von der Liebegg und ich unten mit der Sense. Himmel und Hölle nochmal, wo sind die bei mir abgelegt. Verhext! Quatsch, das war mir zu gefährlich, mit dem eigenen Fotoapparat herumzuschiessen, derweil 20 mit Sensen bewaffnet, ganzen Ländereien unter der Liebegg zu Leibe rückten. Glauben sie nicht? Sicher doch.

Die verhexte Kirche! Die gibt es nicht. Und auch keine echte Hexen. Nur einige Fundis. Oder solche, die nicht genau wissen, was Sache ist. Sollte ich beim Singen des Männerchors in Kirchrued entgegen allen andern sitzen bleiben, beten wir wieder einmal das Glaubensbekenntnis. Das ist meinetwegen für die Füchse. Für meine Kirche gibt es das nicht. Die ist Bekenntnisfrei. Die wichtigste Unterscheidung zu den Katholiken und dem ökumenischen Rat. Nun ja, der Fuchs sei zum Teil entschuldigt. Der kommt aus dem übernächsten Tal und das ist im Grunde genommen schon fast katholisch. Habsburger – also, ab in die Ferien. Diesmal direkt in den Süden, es ist morgen Frühlingsbeginn. Wenn ich zwar rausschaue, ist das noch ein bisschen verhext.

Verhext? Nicht wirklich. März 1980. 2.50 Meter Neuschnee in 12 Stunden, da hat es nicht nur geflöckelt … oder meinten sie bröckeln? Verhexte deutsche Sprache … SRF ist ja fast wie eine Religion.

Verhext, nein, Anflug von hinten … der Abstecher hält sich in einigen hundert Metern. Und was fliegt hier rum? Krähen – die Mythologie des Kantons Aargau lässt grüssen.

Herzliches in Biel und anderes in Bern

Die Vorträge von Carrel, Ammann etc. waren sehr anregend und vermutlich sind sie demnächst hier zu lesen.

Etwas ist mir geblieben. Das Herz ist immer Links zu finden, wenn man Bilder anschaut oder herzliche Sachen liest – und dabei ist es praktisch in der Mitte! Luft schnappen. Vor dem Starttermin lief ein Film, wo das Herz auseinander genommen wird. Es ist ausgewickelt etwa gleich lang, wie die Person gross war. Das sind so Aufnahmen, die Nichtmediziner eigentlich nie sehen.

Einiges sieht man heute nicht. Wir wollen es nicht sehen, man will es uns nicht zeigen. Krieg, Flüchtlingsdesaster, Erdbeben, Überschwemmung – das verblasst. Vierfachmord in Rupperswil, das be-geistert durch die Presse.  Dabei gibt es in diesem Ort viel mehr gute Menschen, eine Zuckermühle, gemahlene Baustoffe und Hinterbliebene. Und ab und zu kommt wieder was an die Oberfläche, was eigentlich da bleiben sollte. Nicht die Uranmunition, sondern die Tatsache darum. Anschauen auf eigene Verantwortung. wozu sich aber jeder überwinden sollte. Das in einer Zeit, wo wir Rüstungsexporte auch in Entwicklungsländer tätigen möchten, damit die «lieben Rüstungsfirmen» keinen Umsatzeinbruch erleiden. Der Header ist richtig blöd. Da sind nicht nur Linke empört, auch solche in der Mitte und vermutlich auch Rechte.

Ortswechsel – Bern am 9.3.2018, 12.07, die ehemalige Rennstrecke vor der heutigen KVA und Feuerwehr. Die Rennen verliefen in der Gegenrichtung und der heutige Verkehr meist langsamer, als ich in meinen «guten» Zeiten auf diesem Abschnitt mit dem Rennrad unterwegs war. Es scheint irgendwo zu brennen, denn zwei, die der Hautfarbe nach aus obigen Gebiet stammen könnten, rennen wie wild über die Strasse. Vermutlich wollen sie einen Bus erreichen. Ich habe Grün, entscheide mich aber zu stoppen. Im letzten Moment stoppen die beiden auch und geben mit einer Handbewegung zu bemerken, dass sie sich entschuldigen. Der Fall fängt aber erst an. Hinten hupt einer wie verrückt. Ich gebe Gas und zwar lege ich keinen Kavalierstart vor, denn ich ziehe einen gefüllten Anhänger und spure links gegen die Autobahn ein. Der Berner, «BE bin eilig», wie ein Verrückter rechts auf der Spur Richtung Länggasse und zieht dann links vor mich und steht voll auf die Bremse. Ich auch. In meinem Leben habe ich das noch selten so machen müssen. Volles Gewicht aufs Bremspedal und am Steuerrad mit aller Kraft ziehen. Ich verlasse den Wagen und will mich bei dem … (den Titel können sie selbst auswählen) entschuldigen, dass ich eine AG-Nummer am Fahrzeug habe und auch keine Emigranten überfahren möchte. Der liebe Fahrer greift an den Handschuhkasten und meint, soll ich die Waffe rausnehmen? Zum Glück für ihn wurde dann wieder grün. Wagentyp – kleinerer schwarzer, gepflegt. Fahrer, weiss, Mittelalter, herausgeputzt … erinnert mich irgendwie wie an einen Präsidenten, wo das Herz ab und zu mal den rechten Fleck nicht trifft. Erinnert mich irgendwie an Aroma Park, wo sich Sportverrückte, und auch Rennfahrer beim Jagen treffen.

Das in Bern. Die Zeiten scheinen sich zu ändern. Diejenigen, die aufpassen müssen haben das auch nicht mehr ganz einfach und die Neuen vielleicht noch minder. Hans-Jürg, mal Mitglied der Sektion Langenthal, die aufgehoben wurde und ich im Schweizer Vorstand hängenblieb, merci, ich habe mich als «AG-Ausländer» in Bern immer wohl gefühlt … und morgen bin ich wieder in Bern unterwegs. «Achtung Gefahr«. Da war ich mal gerade 2 Jahre und 2 Tage im Aargau und was schreibt Jahre später der Blick. Der Polizeikommant und Michael haben den gleichen Geschlechtsnamen und den gleichen Wohnkanton. Kann man doch nicht auf sich sitzen lassen. «Ausser Gefahr» heisst das heute.