Knapp 200 Beiträge in knapp zwei ein Halb Jahren. Es hat Spass gemacht und hoffentlich einige zum mitdenken angeregt. Reformiert, Römisch-katholisch und Christkatholisch, alle vereint, miteinander, so sollte es auch andern Orts sein. Ja, vielleicht kommt einmal sogar etwas multikantonales … aber meine Vorstandstätigkeit ist vorbei, denn ein Aargauer soll nicht den Bernern dreinreden. Das ist auch richtig so, obschon ich vermutlich immer ein bisschen Berner bleiben werde und für «Notfälle» kennt ihr die Telefonnummer und sogar die Vorwahl bleibt. «Mit etwas Wehmut …», so beginnt ein Brief, der mich sehr freut … von Hansruedi Spichiger.
Ansonsten findet das Jahr 2009 wie erwartet statt und wird auch seine Höhepunkte haben. Gleich am ersten Tag des Jahres wird vom Münster Bern eine Uraufführung für sieben Glocken von Daniel Glaus zu hören sein. An Themen wird es nicht fehlen und ich bin auf die Nachfolge gespannt. Vorübergehend wird allenfalls Frau Vogel vom Sekretariat sich zu Worte melden.
So viele Weihnachts-, Neujahrskarten , Anrufe und E-Mails habe ich noch nie erhalten. 2008 war für viele ein bewegendes Jahr und nun darf ich eine Antwort auf meine Wünsche wieder geben, von einem, der sich die Mühe genommen hat, einige Jahrzehnte Revue zu passieren:
Lieber Stephan
Herzlichen Dank für deine Gedanken zum vergangenen Jahr und zum bevorstehenden Jahreswechsel.Politik
Auch ich bin neugierig, was die politischen Veränderungen in der Schweiz und in den USA in Zukunft bringen werden. Noch vor 20 Jahren war ich selbst aktives SVP-Mitglied; doch inzwischen muss ich mich fast schämen, jemals eine solche Partei unterstützt zu haben. Sicher: die SVP hat da und dort einiges ins Rollen gebracht; doch die Umgangsformen und die selbst gewählte Oppositionsrolle passen einfach nicht in die politische Landschaft der Schweiz. Da wäre etwas mehr «miteinander» statt «gegeneinander» eher am Platz.Börse
Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht, dass die UBS-Aktie für unter Fr. 15.- zu kaufen ist? Aber eben, auch hier gilt die Regel: wer hoch hinaus will, muss damit rechnen, tief zu fallen. Was mich in den letzten Jahren oft geärgert hat: da verdienen sich einige resp. viele Personen eine goldene Nase (Banken, Pharma, Nahrung, Versicherungen etc.) – und wer bezahlt das? Wir alle! Doch jedesmal wenn ich so etwas in die Diskussionsrunde eingebracht habe, wurde ich damit gebremst, das seien private Gesellschaften und der Lohn sei eine interne Angelegenheit und diese Leute seien ihr Geld wert! Wie viel sie ihr Geld wert waren, haben wir nun alle selbst sehen können – und wieder einmal mehr: wir Konsumenten und Steuerzahler bezahlen ihre Zeche!
Kirche
Ich weiss nicht, was du mit der Berner Kirche für Erfahrungen gemacht hast; doch grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die «obere» Führung schon in Ordnung ist; doch das «Bodenpersonal» versagt oft. Obschon ich selbst weder gefirmt noch konfirmiert wurde und eine Kirche nur an bestimmten Anlässen von innen sehe (Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, Konzerte etc.) bezeichne ich mich selbst als «religiöser» Mensch; denn ich glaube an eine «höhere Macht» und «Führung» und versuche mein Leben gerecht zu leben (z.B. nach den zehn Geboten). Nur der regelmässige Kirchgang und die Mitgliedschaft in einer Kirche ist für mich nicht genügend, wenn das Leben vor und nach der Kirche in eine andere Richtung zeigt. Wir haben Bekannte, die sich kürzlich an eine christliche Organisation angeschlossen haben; doch wenn ich höre und sehe, wie sie von «Ungläubigen» reden (und damit meinen sie alle, die nicht ihrer Organisation angehören – also auch alle Reformierten und Katholiken) und wie die Organisation ihre Mitglieder mit eigenen Veranstaltungen (Ferien, Wochenende etc.) in ihre Richtung leiten resp. «Gehirnwäsche» betreiben, dann stellt es mir die Nackenhaare und ich muss für mich nur eins sagen: Hände weg! Da sind für mich diejenigen Personen wertvoller resp. glaubwürdiger, die sagen, dass alle Religionen auf dieser Welt das gleiche Fundament und den gleichen Gott haben – die Religionen daraus entstanden je nach Jahrhundert und geographischer Lage einfach etwas unterschiedlich.Familie
Schade, dass ihr euch nach fast 30 Jahren getrennt habt; doch wie du schreibst: es liegt leider im Trend. Drei von meinen Brüdern sind auch schon geschieden und zwei haben wieder geheiratet und im Bekanntenkreis erleben wir auch immer wieder das Gleiche. Auch wir hatten vor ca. 7 Jahren eine tiefgreifende Krise (ich war kurz davor, auszuziehen); doch zusammen konnten wir das Steuer kurz vor dem Aufprall herum reissen und glauben wieder an eine gemeinsame Zukunft. Dieses Jahr hat auch in dieser Sparte Veränderungen gebracht: Mitte Jahr sind wir Grosseltern geworden (jetzt darf auch ich neben der Grossmutter ins Bett). Unsere Tochter (schon seit einigen Jahren verheiratet) hat einen gesunden Sohn geboren.
Wenn ich so auf mein Leben zurück schaue, dann fallen mir jedoch noch weitere Stichworte ein, die zu meiner jetzigen Lage passen:Konstanz
Du weisst ja noch von früher: ich wurde in eine Familie geboren, die sich stetig wandelte. Geboren in Genf, hatte ich meine Kindheit im Limmatdorf Oetwil, besuchte die Primarschule in Worb und die Sekundarschule in Bümpliz. Während der Lehre wohnten wir wiederum in Worb und Anfang Tech wohnten meine Eltern in Riedbach. Wenn ich jetzt zurückschaue, dann habe ich (neben unserer Ehe) in folgenden Sparten eigene Rekorde gebrochen: seit über 16 Jahren wohnen wir hier in Bern-Bethlehem in einer einfachen 4-Zimmer-Wohnung und sind zufrieden, unser letztes Auto begleitete uns über 14 Jahre und 200’000 km lang, nächstes Jahr feiere ich mein 10-jähriges Jubiläum bei der kantonalen Verwaltung und mein Motorrad ist auch schon über 6 Jahre alt. Klar, wenn ich alle Jahre zusammenzähle, die ich im Büro an der Brünnenstrasse fast am gleichen Arbeitsplatz verbracht habe (4 Jahre Lehre, fast 1 Jahr danach, 4 1/2 Jahre als angestellter Architekt und 8 Jahre als Teilhaber) dann sind dies eindeutig mehr als 10 Jahre; jedoch in unterschiedlichen Funktionen. Konstanz sehe ich aber auch im «roten Faden», der mich durch mein Leben begleitet (und damit wäre ich wieder bei der «Führung» unter dem Stichwort «Kirche»): ohne meinen damaligen Lehrmeister und späteren Geschäftspartner hätte ich nicht diese Anstellung beim Kanton, die ich jetzt inne habe (und mit der ich glücklich bin). Die Weichen für heute haben sich für mich somit schon 1971 gestellt! Bümpliz und Bethlehem gehören mitunter auch zur Konstanz: schon vor meiner Geburt wohnten meine Eltern hier in Bümpliz und wenn ich alle Jahre zusammenzähle, in denen ich hier gearbeitet resp. gewohnt habe, dann komme ich gut und gerne auf 35 Jahre.Entschleunigung
In der Zeit, wo sich die Welt immer schneller dreht, alles immer schneller verarbeitet werden muss und niemand mehr Zeit haben will, habe ich mir zum Ziel gesetzt, diesem Trend entschieden entgegen zu treten. Da wir oft zu Fuss unterwegs sind (wandern), haben wir uns schon vor einigen Jahren ein Halbtaxabo zugelegt. Im Frühling 2008 haben wir dann aufs GA gewechselt und geniessen seither die Freiheiten im ÖV. Nach 2-jähriger Vorbereitungszeit haben wir uns im September 2008 von unserem Auto getrennt und uns der roten Flotte von Mobility angeschlossen. Ich bin der Meinung: es geht auch so. Zudem geniesse ich es, wenn mein Terminkalender nicht immer randvoll ist; d.h. wenn ich meinem Gegenüber ruhig sagen kann: ja, ich habe Zeit für dich. Dass ich meinen Arbeitsweg zu Fuss machen kann (8 Minuten) ist natürlich auch ein wesentlicher Vorteil.Viel Text – viele Gedanken – und hoffentlich viel Energie, den Alltag auch nächstes Jahr wieder anzupacken und sinnvoll zu gestalten.
Wir wünschen dir frohe Festtage und alles Gute zum Jahreswechsel
Martin und Familie
Danke Tinu und allen Lesern wünsche auch ich viel Energie – packen wir es an, das 2009, es gibt noch viel zu tun und es wird garantiert ein spannendes Jahr. und viel einfacher haben es die jenigen, die langfristig denken.