Was haben der Papst und «10 vor 10» gemeinsam? Zwei Sachen. Beide feiern ein Jubiläum und beide betreiben Kommunikation.
«10 vor 10» feiert morgen sein 15-jähriges Jubiläum und Papst Benedictus XVI – mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger – ist seit mehreren hundert Jahren wieder ein deutscher Papst und der erste, der heute in Deutschland eine Synagoge betritt.
Sein Besuch in Köln ist für hunderttausende von Jugendlichen der Höhepunkt am Weltjugendtag.
Liberal betrachtet können sowohl «10 vor 10» wie die Vertreter aus dem Vatikan noch eine Spur in zeitgemässer Kommunikation zulegen. Vermutungsweise werden sie dies, denn es sind hochinteligente Menschen am Werk. Und trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht nach Köln muss. Zumindest nicht für diesen Anlass, der übrigens letztes Jahr in Bern stattfand. Während vier Wochen Auslandaufenthalt zeigte ich auch keine Entzugserscheinungen, weil ich das SFDRS im Ausland nicht empfangen konnte. Ich habe dafür vor allem ARD, manchmal ZDF und täglich mal die Franzosen genossen. Liebe Kollegen vom ehemaligen APF (Abteilung Presse und Funkspruch) entschuldigt bitte, das ich nicht Leutschenbach-Gläubiger bin, aber zur Zeit gibt es viel zu viele Menschen, die in Extase fallen, wenn sie irgendein Idol anhimmeln können.
Und übrigens, Köln ist nicht überall total überbevölkert. Auf dem Flughafen scheint aus gut unterrichteter Quelle kein Grossandrang zu sein, da vermutlich die meisten Besucher mit dem Zug oder dem Bus kommen. Und dabei führt ein Flug in himmlische Höhen von über 10’000 Meter näher zu Gott.
So, ich muss langsam Schluss machen, denn in sechs Minuten ist tatsächlich 10 vor 10 und mal schauen, was die alles vom heiligen Fluss in Köln zu berichten wissen. Zumindest vom Wetter her, dürfte keine Badestimmung wie am Ganges aufgetren sein. Und in Sachen Ökumene freue ich mich auf Montag Mittag, auf Karan Singh vom Shik Zentrum Schweiz, einer Religion von der viele noch etwas lernen könnten, die sich in irgend einer Art auf das alte Testament und die folgenden Bücher berufen.
Und wer einen Heidenspass haben möchte, kann es ja einmal mit der religionsfreien Zone versuchen. Irgendwie kann heute jeder auf seine Art Fanatiker sein und versuchen, glücklich zu werden. Wer mit all dem nichts anfangen kann, hört sich die Roots in Gampel an oder kommt ans Wuhrplatzfest.
Text: Stephan Marti-Landolt – finanzblog
PS: Fast hät ich es vergessen – heute kann man sich am Fernsehen erholen. Leichtatlethik im Letzigrund ist angesagt – statt 10 vor 10 – für viele auch so eine Art Ersatzreligion.