Was mann und frau so alles machen kann, wenn man in Südfrankreich zwei Monate «gefangen» ist …
… «gefangen» oder «eingesperrt». Wörter, die wir bisher einfach mal so gebraucht haben. Demnächst «feiert», auch so ein Wort, das je nach Freund oder Feind unterschiedliche Bedeutungen aufweist, ein Jahresjubiläum – der Krieg in der Ukraine. Von feiern darf bei uns keine Rede sein. Viele begreifen nicht, dass hier immer noch gekämpft wird. Es ist genauso wie in all den Filmen, die wir uns, um die Zeit «tot zu schlagen», angesehen haben. Schlägereien enden meist, wenn die eine Seite all die andern runtergeschlagen hat. Bei wenigen Filmen sagt ein Angegriffener, «lass doch» und läuft davon. Fertig. Nur, ein Land kann nicht schnell oder einfach davonlaufen.
Lesen sie bei diesem Beitrag nur die Kommentare – sind eh ohne Abi einsehbar. Dann stellen sie fest, wie kriegerisch die meisten Kommentatoren denken und wie wenig Sinn sie für Frieden haben. Die Geschichte wird es zeigen, denn wir werden vermutlich nie erfahren, was die beiden Staatsmänner persönlich diskutiert haben. «Feuern» nun die Amerikaner an, oder wie die sagen, dass die andere Seite durch die Chinesen beliefert wird? Amerikaner? Eigentlich nur ein Land aus diesem Erdteil, aber jeder weiss, von wem wir sprechen. Von denen, die einen «Wetterballon» der Chinesen abgeschossen haben. Nicht nur, auch andere wurden abgeschossen, ein 12$-Ballon.
99 Luftballons – 99 Kriegsminister – 99 Düsenflieger … kennen sie den Text? Ne! Na? Nur Geträumt? Von Nena. Ja, in letzter Zeit wurde viel zerstört. Eisenbeton zerstört. Im Krieg und bei den Erdbeben in der Südwesttürkei und in Syrien. Eines unserer Einzelmitglieder ist zurzeit in Mersin und pflegt seine Eltern. Nicht selbst vom Erdbeben betroffen, aber gespürt – nicht weit davon fast 47 000 Tote. Mehr als 105 000 Gebäude eingestürzt. Gutes bauen hätte geholfen – Eisenbeton, aber keine Billigware. Nur, alle können sich das nicht leisten und andere wollen daran verdienen. Es muss nicht immer so sein.
Die Halle Joseph Monier in Saint Quentin de Poterie, zu Ehren des einen Erfinders des Eisenbetons. Und knappe drei Kilometer daneben die Quelle, wo vor über 2000 Jahren die Wasserleitung über den Pont du Gard gefasst wurde … mit römischem Zement, der noch heute hält. Und in der Türkei gäbe es viele Rohstoffe, die einen ähnlich harten Beton herstellen liessen … Lava und Eisen. Lava gibt es auch hier in der Gegend. Aber heute wird das Material verwendet, das sich am billigsten abbauen lässt. Das gibt dann die berühmten Unterschiede von arm und reich. Eigentlich wollten wir ein Restaurant suchen und draussen etwas essen. Es war ja 20 Grad warm – am Schatten. Das erste Fête de la Truffe fand in dieser Halle statt und wenn man viele Leute sieht, läuft etwas. Sechs Austern, zwei Trüffelbrötchen und eine schwer zu definierende Masse an Streichbarem für die zehn harten Brotscheiben und eine Flasche Duché d’Uzès von Vigne de l’Argue – zusammen 32 Euro. Ein sensationeller Preis.
Verzweifeln sie in Frankreich nie, wenn sie etwas nicht im Internet finden. Hier hat man eine andere Logik. Wechselt oft die Adresse oder ist bei einem Sammelanbieter irgendwo auf seinen Seiten zu finden. Aber es scheint weltweiht Probleme zu geben. Google braucht zwei Tage, um mich in Frankreich zu identifizieren und Facebook schafft es in vier Tagen. Dort scheinen einige überlastet zu sein. Es werden billige Leute ohne Ausbildung angestellt … da verdient der Betrieb am meisten. Das Wort Unternehmen ist heute fast eine Übertreibung. In der Halle zu Ehren von Monier, die am 22. November 1963 eingeweit wurde, am Todestag von J.F. Kennedy, sucht sich einer Reste auf den verlassen Tischen zusammen. Mehr als eine halbe Flasche Wein gehört auch dazu … für diesen Fall habe ich bei Fabrice, schön, den hier am Ausschank zu sehen, einen Korken mitgenommen. Übrigens, das Wappen von Uzès sieht aus, wie eine Internetfunktion – das Hamburger-Menü-Ikon.
In diesen Wochen findet auch eine Ausstellung zu den Mahlzeiten in der Bibel im neuen Tempel von Saint-Ambroix statt. Das letzte Plakat handelt von der Olive.
Es hat viele Oliven, aber es ist auch hier ein sehr schlechtes Jahr für Oliven, nicht nur in der Türkei. Ein Bild unter dem Olivenbaum meiner Nachbarin. Und wer frisst die Oliven?
Les étournons, les sansonnets, je nach Dictionaire, die Stare, die auf den herrlich blühenden Mimosen daneben Ausschau halten und die Dompfaffe, Buchfinken und Meisen ernähren sich von kleinen Teilen der Oliven und blühenden Ginster.
Und so sehen diese Bäume und Büsche einige Tage später aus. Das fünfte Mal sehe ich Schnee in Südfrankreich in den letzten 24 Jahren. In über zwei Monaten einmal etwas Schnee und einmal etwas Regen – Probleme im Sommer sind angesagt. Das Essen in Frankreich unterliegt auch einem grossen Wandel. Es gibt hier im Süden heute mehr Pizzerien als normale Restaurants. Der Käse ist billig. Guter Camembert und Coulommiers ist für sechs Franken zu finden – das Kilogramm. Und übermorgen gibt es Schweizer Fondue zum gleichen Preis. Suchen sie solche Preise einmal in der Schweiz. Bergmilch aus Zürich zu finden ist dort einfacher und regional bedeutet nicht viel. Ein Kilo Schweizerkotelett kostet vier Euro. Die Schweiz verramscht Schweinefleisch für 1.30 bis 1.50 je Kilo. Wie viele Menschen verhungern heute noch auf der Welt?
Früher kaufte ich das Brot in der Bäckerei, die zehn Minuten zu Fuss erreichbar ist. Heute fahren wir sechs Kilometer zum «au bon pain gourmand«, um das überhand nehmende Industriebrot zu vermeiden. Einige Bäckereien hier haben geschlossen, sie können preislich nicht mehr mithalten. Das helle Pariserli vom Supermarkt kostet 39 Eurocents. In unserer Bäckerei haben sie jetzt nach dem Umbau Santons im Schaufenster ausgestellt.
Etwas mehr hat es in meinem Gästezimmer. Die Sammelleidenschaft meines Vaters. Besonders stolz war er auf das zweite, den Bäcker. Diesen Beruf hat er in Lausanne erlernt, da er erst mit zwanzig Jahren zur PTT gehen konnte, bei der er 42 Jahre blieb. Jetzt noch einige Kirchenbesuche während des Aufenthaltes in Frankreich.
Die orthodoxe Kirche Saint-Michel du Var …
… an wunderschöner Lage. Echt entspannend und seit der Corona-Pandemie haben viele das Gefühl für Ruhe und Entspannung neu gefunden.
Hier Molières-sur-Cèze …
… leider nicht mehr ganz regendicht. In dieser Ortschaft wartet mein Jaguar auf ein Ersatzteil.
Notre Dame de Châtel-Montagne.
Ähnlich wie die Santons in Semur en Brionnais, eines der «Plus beaux villages de France«, ein Teil des Klosters der Sœurs Apostoliques de Saint-Jean. Saint-Jean – Johannes 9,1-24 kommt mir da in den Sinn. Wir wurden von unserer reformierten Gemeinde in Südfrankreich zu einem Hausbesuch eingeladen. Diskutiert wurde dort über Jean, nicht meinen Vater. Da musste ich feststellen, dass ich nicht ganz bibelfest bin … auf Französisch. Danke aber dem Pfarrer, der uns eingeladen hat. Dafür haben wir am nächsten Abend noch Christophs Einladung in den Temple nach Alès …
mit den Agapé sud est – das Festessen – genossen.
Die Abtei von Cluny – das nächste Mal planen wir einen halben Tag ein.
Einiges aus Frankreich, manchmal auch etwas politisch. In Deutschlang will eine kleine Mehrheit, dass sich die Kirche zur Politik äussert. Zeit, denn sonst gibt es noch weitere solche «Kirchentempel», die umfunktioniert werden.