Unverhüllte Glaubensreformation

Danke Yahya für deinen nachfolgenden Beitrag, der einigen radikalen Gläubigen etwas schwer aufliegen könnte.

Aber zuerst einige Worte von mir zum Verhüllungsverbot. Wir sind in der Schweiz immer noch ein christliches Abendland und da verhüllt man sich nicht und Frau muss nicht. libref. hat schon mit einigen liberalen Muslims gesprochen. Ob Fernsehen oder Presse, es scheint, dass alle ein JA zum Verhüllungsverbot einlegen werden. Das Kopftuch ist weiterhin erlaubt, ebenso der Schutz für die Sicherheit. Selbst Yahya trägt auf seinem Motorrad einen Helm. Und morgen darf, ja bei der kommenden Schweinekälte muss ich vielleicht gar mein Gesicht verhüllen und es gibt eine grosse Gruppe, die darf es dieses Jahr nicht – die Fasnächtler. Wegen Corona. Zu diesem Thema hat sich auch Frank Mathwig geäussert. Das ist meiner Meinung nach Ethik.

Wir haben schon zweimal über dieses Thema miteinander diskutiert. Sorry für den Schreibfehler in diesem Link. SKE müsste SEK, die heutige EKS heissen. Da kommt mir AGSNVA in den Sinn: Auch Götter sind nicht vor Abkürzungen gefeiht … da darf sicher auch ich doch mal daneben tippen. Unsere Berner Präsidentin musste erfahren, was systemrelevant ist. Die Sonderserie mit den Bierhumpen-Briefmarken mussten bei der Post in der Schublade bleiben. Nur diejenigen langweiligen mit den Bahnhöfen seien systemrelevant. So, so. Kann man in einen Bierhumpen kein Corona einfüllen? Danke all denen, die mir Weihnachtswünsche sandten. Die allermeisten waren systemrelevant frankiert – mit dem Bahnhof Luzern.

Hier nun der Beitrag von Yahya:

Islamische Terror-Welle ein « déja-vu » 

Der islamische Terror ist eine komplexe Angelegenheit. Wer ist eigentlich an diesem Terror interessiert? Das Schema ist bekannt – ein «déja-vu» Erlebnis. Wegen den Karikaturen wird ein Lehrer getötet, Kirchenbesucher werden umgebracht und in Wien Passanten erschossen, in Deutschland und England Markt- oder Weihnachtsmarktbesucher zu Tode gefahren, in Lugano Menschen angegriffen. Die Strategie, die dahintersteckt: «Die westliche Welt ins Chaos zu stürzen». Um die Frage zu beantworten, muss man auch die Geschichte verstehen. Die meisten «islamischen» Länder versinken bereits im Chaos. Jetzt schwappt das Chaos immer mehr auf Europa und die USA über. Die Terroristen wollen einen Gegenangriff der westlichen Gesellschaft auf die Muslime provozieren, um so eine Eskalationsspirale zu erreichen. Doch die Eskalationsspirale ist längst im Gange, nur wird sie jetzt auch immer mehr bei uns wahrgenommen, da wir direkt betroffen sind. Die Schmerzgrenze ist erreicht. Die Eskalation sieht man in der Auseinandersetzung in Afghanistan, mit dem Einmarsch der damaligen Sowjet Union. Der Westen unterstützte die Mujaheddin–Helden, die sich für den Westen in den Krieg stürzten und die Kommunisten besiegten. Nach dem Sieg verabschiedete sich der Westen aus dem Kriegsgebiet. Die Eskalation geht weiter. Später erscheinen die Taliban, die ebenfalls – je nach Bedarf – durch die USA unterstützt oder bekämpft werden. Im Machtvakuum des Bürgerkriegs starten die Taliban ihre Offensive, um das Land zu beruhigen. Während dieser Zeit gründet Bin Laden die Al-Qaida. Im chaotischen Irak entsteht der Islamische Staat, der auch in Syrien an die Macht will – auch wieder unterstützt durch die USA, da man so glaubt, endlich den syrischen Machthaber Asad zu stürzen und den Einfluss der Iraner und Russen zu brechen. Leidtragend ist in erster Linie die Bevölkerung – unabhängig welcher Religion man angehört. Der Lauf der Geschichte hat gezeigt, dass immer wieder wirtschaftliche Interessen um die Vorherrschaft über Handelswege und Territorien das Hauptinteresse politischen Handels war, mit allen Mitteln verschleiert meist durch ideologische Interessen. Taliban, Al-Qaida und IS tragen heute den Terror nach Europa. Damit hat man nicht gerechnet.

Versagen der Muslime und der «islamischen» Staaten
Natürlich darf man als Muslim nicht die Schuld einfach dem Westen geben. Wir sind selbst mitschuldig am Chaos. Die jüngsten Ereignisse in Frankreich und der «Angriff auf den Islam» erzeugt Gegenwehr. Präsident Macron korrigiert – es ist kein Angriff auf den Islam, sondern auf die Islamisten. Die Medien tun ein Übriges, indem sie die die Debatte um die Auslegungen des Islam oft zu plakativ darstellen. Es war schon immer ein Problem, wenn eine Religion politisch agiert und Politik religiös begründet wird. Einige muslimische Würdenträger und auch Regierungsverantwortliche von islamischen Ländern verdammen die Attentate. Besorgte Muslime meinen, dass sie zum Opfer geworden sind. Die Täter werden in «Schutz» genommen. Der Westen und auch die Muslime machen beide Gedankenfehler. Der Westen verschweigt ihre Mitverantwortung am Chaos in den islamischen Ländern und die Muslime vergessen, dass sie sich nicht gewehrt haben, als der «Islam» für politische Zwecke gekidnappt wurde. Doch viele Muslime fühlen ihre Ohnmacht gegen die Taliban, Al-Qaida, dem Islamischen Staat oder gegen ihre eigenen, korrupten Politiker, die bereit sind Religion und Bevölkerung für eigene Vorteile zu verschachern.

 

Islam braucht eine Reform

Es gab in der islamischen Welt immer wieder Reformbestrebungen. Als England in ihrem «British Raj» regierte, wollte der afghanische König ein Parlament, Frauenrechte und auch Schulbildung für alle einführen. Ein Desaster für die Briten, die im Nachbarland Millionen von Indern nicht an der Regierungsmacht teilhaben ließen. Sie sorgten dafür, dass dieses Bestreben als unislamisch «deklariert» wurde und unterstützen die Aufständischen, die den König und sein Anliegen zu Fall brachten. Wie würde heute die Geschichte im Hindukusch aussehen, wenn die Demokratisierung in Afghanistan stattgefunden hätte?

Die Ahmadiyya Gemeinschaft, die 1890 in Indien gegründet wurde, wollte den Islam reformieren. Ihr Gründer, Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, erklärte, dass man Religion und Staat trennen muss. Er lehnte auch die Gewalt ab. In vielen europäischen Ländern gibt es Ableger dieser Glaubensgemeinschaft, die vom Mainstream Islam abgelehnt wird. In der Schweiz seit 1947. 1963 wurde von ihnen die erste Moschee in der Schweiz unter Mustaq Ahmad Bajwa erbaut. Der Präsident der AhmadiyyaJamaat sagt heute, dass ihre Bewegung wertekonservativ sei – auch dies muss diskutiert werden. Doch es genügt nicht, den Islam zu reformieren, auch die islamischen Gesellschaften müssen sich reformieren, ansonsten verlaufen die Bemühungen im Sand. Die Frage wird lauten: Gelingt es endlich geschichtliche und exegetische Fragestellungen zum Islam zuzulassen und die politische Verstrickung des Islam von der Religion zu trennen? An dieser Reform ist aber auch der Westen beteiligt. Politik fragt im eigenen Interesse leider oft, welche Seite man unterstützt, korrupte Könige und Machtträger, die einfacher zu kaufen sind oder ein gewähltes Parlament. Was es auch braucht ist „Gerechtigkeit und Menschenrechte“ für alle. Da tut sich der Westen schwer. Das Schweizer Volk war für die Konzerninitiative, nicht aber die Politik.

 

Der Autor:
Dr. Yahya Hassan Bajwa, Schweiz-Pakistaner, Dozent und Lehrperson, ehemaliger Grossrat und Badener Einwohnerrat, Gründungsmitglied von TransEducation.ch – Verein gegen Radikalisierung, Mitglied der Ahmadiyya Gemeinschaft und Revisior bei libref.»

Das Video mit den hübschen Gesichtern habe ich bei TransEducation.ch gefunden:

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