Minarettstreit – Mediation muss neutral sein


«Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) und der Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz möchte im «Minarettstreit» vermitteln.» Gegner können nie vermitteln – nur gegenseitig verhandeln.

Schreiben ist nicht immer ganz einfach. Aber manchmal staune ich, welche Wörter von Organisationen in den Mund genommen werden, nur weil sie gut tönen oder modern sind.

«Mediation – aus Wikipedia

Mediation (lat. Vermittlung) ist ein strukturiertes freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung oder Vermeidung eines Konfliktes. Die Konfliktparteien – Medianden genannt – wollen mit Unterstützung einer dritten unparteiischen Person (Mediator) zu einer einvernehmlichen Vereinbarung gelangen, die ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht.

Liebe SEA. lieber Freikirchen Verband es braucht einen Dritten, neutralen, liberalen und nicht einen Mediator aus den Kreisen der Gegner. Schaut doch mal aufgrund eurer Mitgliedslisten nach, wer so alles an vorderster Front auf der gegnerischen Seite der Muslims ist.

In der Pressewelt nimmt mich wunder, ob dieser Irrläufer als solcher erkannt wir und wie eine zweite involvierte Partei dazu Stellung nimmt.

Hier die Original-Mittelung von ref.ch. Ich bin gespannt, was morgen in der reformierten Presse stehen wird.

Mehr zum Stichwort Minarett – insgesamt 23 Beiträge sind bisher erschienen

Minarett

… man muss darüber normal diskutieren können. Nicht alles aufbauschen oder gar stillschweigen. Übrigens, die momentane Stille vom Sohn des Imams, der in der rechts sichtbaren Mahmud Moschee aufgewachsen ist, hat vermutlich damit zu tun, dass wie gestern mitgeteilt, die Infrastruktur zur Kommunikation in Pakistan nicht mehr perfekt ist. Wer chronisch gegen den Muslim ist, soll doch einmal lesen, was Dr. Yahya Hassan Bajwa als total liberaler Muslim, Schweiz und Pakistani, in den letzten Tagen alles direkt aus Pakistan geschrieben hat (bei libref sind nicht alle Berichte aufgeschaltet).

Text und Foto: Stephan MartiFinanzblog

Veranstaltung: Was heisst eigentlich «liberal?»


Veranstaltungen

Das Liberale Institut freut sich auf Ihre Teilnahme an seinen Veranstaltungen. Unser liberaler Kalender führt auch Veranstaltungen zielverwandter Organisationen auf, die für ein internationales Publikum von Interesse sind.

• «Jenseits des Liberalismus light» – die Vernissage

22. Januar 2008
sirupspace, Alfred Escher-Strasse 23, Zürich
18.30 Uhr

Die Vernissage zum Erscheinen der neuesten Ausgabe der Schweizer Monatshefte zum Thema Liberalismus, mit u.a. Robert Nef und Pierre Bessard.

Von «sozialliberal» bis «grünliberal»: Je schicker das Prädikat «liberal» unter Politikern und Intellektuellen ist, desto unschicklicher wird der Begriff «Liberalismus» verwässert. Die Schweizer Monatshefte nutzen die Zeit nach den Wahlen und kehren zu jener Frage zurück, die sie seit ihrer Gründung 1921 beschäftigt: Was heisst eigentlich «liberal»?

mitgeteilt von Jean-Claude Cantieni

Bruno's letzte Reise – Glaube, Hoffnung, Liebe


Gestern fand die Trauerfeier unseres ehemaliges Vorstandsmitglied Pfarrer Bruno Weber an seinem früheren Arbeitsort im Berner Münster statt.

«Lieber Bruno

es ist noch nicht lange her, dass wir pro Jahr einige Male über Gott und die Welt diskutieren sollten, wollten und meist viel zu wenig Zeit dafür gefunden haben.

Ob Du diese Zeilen noch lesen kannst, ist eigentlich nur der Versuch eines Liberalen, die Grenzen zu testen. Vermutlich schreibe ich nur zur Erinnerung Deiner Angehörigen, die Dich mehr vermissen, noch intensiver, näher sind.

Uns fehlst Du. Besonders mir. Ich musste und darf weiterhin im Blog publizieren und war auf «Eingebungen», Eure Idee, Korrekturen oder Meinungen angewiesen. Du warst nach der Neuausrichtung der einzige Pfarrer, der regelmässig teilgenommen hat. Übrigens, Dein Nachfolger wohnt jetzt in Deiner Heimatstadt Basel – zuvor hat er in einer Stadt zwischen Bergen gepredigt – in Chur. Vor Bern warst Du in den Bergen an der Lenk und in de Stadt Winterthur als Pfarrer tätig.

Ich mochte Deine Kultur und schätzte Dein Wissen. Und wenn ich unsere Begegnungen Revue passieren lasse, muss auch das Wort «Streikultur» auf das Tapet. Wir waren beide der Ansicht, dass unser Name «Schweizerischer Verein für freies Christentum» überholt war. Wer mit dem neuen Namen Recht bekommt, wird die Geschichte zeigen. Die bereits zurückgelegte Geschichte hast Du auch anders interpretiert. Mein Vorschlag «libref» hat gesiegt. Deine Erfahrung hatte Angst mit möglichen Verwechslungen zu neoliberal. Für die Beschlusssitzung hast Du Dich entschuldigt und mit einem langen Brief zu Wort gemeldet. Dieser Brief bleibt in den Akten und wird wie die schon fast 140 Jahre lang gesammelten Unterlagen unseres Vereins auch einmal im Staatsarchiv Bern zu finden sein.

Die Geschichte wird es zeigen. Ich werde sie, so Gott will, entsprechend weiter verfolgen. Du hast sie selbst mitgeprägt. Menschenrechte – Menschenpflichten. Hast mitgeholfen, die zweite Kappeler Milchsuppe ins Leben zu rufen und bist dadurch Bundespräsident Pascal Couchepin zuvor gekommen. In der Hoffnung, nach dem gemeinsamen Mahl nicht in die Schlacht zu steigen, sondern friedlich zusammen leben.

Auf Deiner «letzten Reise» wünsche ich Dir, dass Du dich von den letzten Monaten erholen kannst, auf ein reich befrachtetes Leben zurück blickst – nein, dass Du vorausschaust und diesmal ohne Last.

Alles Gute

Stephan

Pfarrer Bruno Weber

… Pfarrer Bruno Weber wie wir ihn kannten – vorausschauend, nicht rückwärtsblickend. Jetzt ohne Last. Zum Abschiedsgottesdienst hast Du Dir das Hohelied der Liebe aus dem 1. Brief Paulus an die Korither gewünscht (1 Kor 13, 1-13) – «Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am grössten aber unter diesen ist die Liebe.»

Dieser Bibeltext wird meistens bei Trauungen verwendet. Wer nicht die Weisheit, Kraft … wie Bruno hatte, dem empfehle ich auch ein herkömmliches Buch weiter – «Die zehn Geheimnisse der Liebe» von Adam Jackson. Ein Buch das uns in Erinnerung ruft, wie das Leben eigentlich sein sollte: voller Freude, Staunen und unerschöpflicher Liebe.

Text und Foto: Stephan MartiFinanzblog – leider wieder mit aktuellen Meldungen aus Pakistan – durch Krankheit oder Aufenthalt in Pakistan haben sich Bruno und Yahya meines Wissens nicht persönlich kennen gelernt.

Pakistan: «The world's most dangerous place»


Eigentlich müssten wir unsere Informationen über Pakistan teuer verkaufen. Sie sind topp aktuell und schneller als in den meisten Tageszeitungen, sie beruhen auf Diskussionen und Recherchen eines Kommunikationswissenschaftlers. Einer der Pakistaner ist und sein Land kennt, dort Bürgermeister ist und der gleichzeitig Schweizer ist und weiss, was wir wissen wollen, was uns interessiert. Ein herzliches Dankeschön an Dr. Yahya Hassan Bajwa.

Wir wollen kein Geld – wenn ihr bezahlen wollt, am 24. Dezember schreibt Yahya neben Bundesrat Moritz Leuenberger – dort findet ihr heraus, wer dringender Geld braucht. Wir wollen informieren.

Der Finanzblog, weil Weltpolitik unser finanzielles Umfeld langfristig stark prägt. Und wo Unruhen sind oder wo sogar Krieg ist, geht es immer um Geld. Wir werden ihnen aber nie sagen, wie sie damit auch Geld verdienen können. Das wiedersteht uns. Auf der andern Seite sind wir aber auch keine Armeegegner, obschon wir mit Vielem nicht einverstande sind. Es gibt einen Spruch: «Wer keine eigene Armee hat, hat eine fremde!» Ich habe lange Sold bezogen und mich mit fiktiven Terroranschlägen herum geschlagen, als dies noch nicht in den Armeeleitbildern stand. Das gibt zusätzlich eine etwas andere Weltanschauung. Der Frage «Hunh oder Ei?» gehen wir nicht nach. Das muss sich ergänzen.

Die Pakistan-Beiträge stehen auch im Personalblog. Er hat mehr Erfahrung mit Menschen, die Munition und Waffen erzeugt haben. Ich war in meiner Funktion (CFO) auch Personalchef in einem Hightech-Unternehmen. Wir haben Ingenieure angestellt und erzählt, wir produzieren Maschinen, die Damen-Rassierapparte automatisch montieren oder Sitzmotoren für Autos der Luxusklasse (im unten stehenden Artikel wird eben für dieses Unternehmen Reklame gemacht – sie fabrizieren auch Militärfahrzeuge). Und dann haben wir eine Maschine gebaut, die Patronen-Blister automatisch füllt. Kriegsmaschinerie. Wobei Waffen auch als Abschreckung eingesetzt werden (können). Vielleicht erzählt der Personalblogger einmal, wie man mit solchen zweischneidigen Situationen umgehen kann, muss, soll.

«The world’s most dangerous place

Nothing else has worked: it is time for Pakistan to try democracy

THE war against Islamist extremism and the terrorism it spawns is being fought on many fronts. But it may well be in … lesen sie beim Economist weiter …»

Handgranate

… der gefährlichste Platz auf der Welt …

Der Aufmachung des Artikel sieht eher nach Krieg, als nach Demokratie aus. Noch herrscht weder Krieg noch extremer Terror in Pakistan. Yahya wird vermutlich reagieren. Reagieren, wie der heutige Journalismus reagiert. Morgen lest ihr noch einmal etwas über Gold. Etwas fehlerfreier als dies das Schweizer Fernsehen in der Tageschau dem Schweizervolk bekannt macht. Mediengeilheit, Informationsgehalt überhaupt nicht überprüft und einen Externen sprechen lassen, bei dem im Hintergrund der PR-Effekt klimpert und die Erfahrung eher zittert. Pakistan und Gold sind heute wichtige Themen. Themen wo Leute Erfahrungen aufzeigen sollten, die auch solche haben. Beim Fernsehen gäbe es genügend gute Leute. Viele sind gleich alt wie ich, sind aufgestiegen oder leiten eigene Sendungen. Persönlichkeiten die Erfahrung haben. Frech? Nein, damals war die Armee noch anders orientiert, man war vermutlich nicht nur zufällig auf der gleichen Soldliste. Diese Einheit gibt es nicht mehr. Die elektronischen Medien kann man nicht mehr im Griff halten. Vielleicht ersetzen diese halt doch einmal unser tägliches Fernsehen.

Gut und Böse wird dann noch viel schwieriger von einander zu unterscheiden. Ob der Glaube hilft, die Religion. Keiner weiss es. Aber daher schalten wir die Berichte über Pakistan gelegentlich auf zwei Blogs rund um Religion die keine Hemmungen mit Andersgläubigen haben. Damit der Leserkreis erweitert wird. Einerseits bei libref., der liberalen reformierten Landeskirche und beim Kirchgemeindeverband des Kantons Bern.

Eine etwas friedlichere Welt wäre manchmal wirklich angebracht. Zumindest die am höchsten entwickelten Lebewesen könnten mit gutem Beispiel vorangehen.

Text: Stephan MartiFinanzblog

Erinnerung an den Münster-Pfarrer Bruno Weber


Wir werden Pfarrer Bruno Weber, Ittigen in guter Erinnerung behalten …

Pfarrer Bruno Weber

… an einer Vorstandssitzung der Schweizerischen Vereinigung für freies Christentum – heute libref. …

Bruno Weber

… als Mitinitiant bei der zweiten Kappeler Milchsuppe.

Die Feier findet am Montag 14. Januar 2008 um 14.00 in «seinem Berner Münster» statt. Wir kondolieren von Herzen.

Vielleicht mailt mir ein anderes (Vorstands)-Mitglied noch genauere Daten oder einen Nachruf.

Text und Fotos: Stephan Marti – zur Zeit im Ausland

Nachtrag: Details

Pakistan als zukünftige Demokratie?


Nun lassen wir Yayha wieder direkt aus Pakistan berichten. Eine Quelle aus dem Freundeskreis auf die manche Zeitung stolz darauf wäre und es ist mir eine Freude, seine Berichte im Blog präsentieren zu dürfen. Danke.

dr yahya hassan bajwa, Rahim Yar Khan / Pakistan.

weiter zum heutigen Bericht … oder auf alle von Yahya Hassan Bajwa erschienen Beiträge (die neuesten folgen zuerst).

Wer ist der Täter von Benazir Bhutto? Yahya Hassan Bajwa direkt aus Pakistan


==> weitere aktuelle Berichte schalten wir nach Möglichkeit beim Finanzblog auf – dort besitzen einige Schreiber das Passwort – ich bin unterwegs im ruhigen Ausland.

Der Schweizer und Pakistani Dr. Yahya Hassan Bajwa berichtet über Al-Qaida, Taliban, Bait Ullah Masud … per E-Mail erhalten.

Wer ist der Täter von Benazir Bhutto?

yahya hassan bajwa, 29.12.2007, Rahim Yar Khan / Pakistan – Eingang Sa. 29.12.07 – 7.16

Die Frage, die gestern und heute in den pakistanischen Medien diskutiert wird ist: Wer hat Benazir Bhutto getötet? Keine einfache Frage. Zwar haben Al-Qaida und auch die Taliban immer wieder böse Drohungen ausgestossen, doch als sich das Attentat in Karachi bei der Ankunft von Bhutto ereignete, distanzierten sich die Taliban vom Anschlag. Heute berichten die Medien non-stop, dass Bait Ullah Masud, ein Extremistenführer, der Auftraggeber sei. Doch die Regierung las eine Transkription eines Telefongesprächs zwischen Masud und seinen Informanten aus Rawalpindi vor. Darin gratulieren sich Masud und sein Telefonpartner zum Attentat. Er fragt dann, wer den Anschlag durchgeführt hat. Namen werden genannt. Schlussendlich sagt Masud namentlich, wo er sich gerade aufhält und nennt den Namen der Person, bei der sie sich anschliessend treffen wollen.

Unglaublich für einen Topterroristen, auch wenn er ein Mullah ist! Wer sagt schon, wo er sich aufhält und dann auch gleich noch, wo man sich demnächst treffen will.

Unterdessen hat der Spitalsprecher vom Civil Hospital vor den Medien erklärt, dass Bhutto keine Einschüsse aufweist. Sie sei mit dem Kopf gegen das Fahrzeug gestossen und habe sich dabei tödlich verletzt. Interessant, die PPP fordert weitere Untersuchungen, doch die Familie der Verstorben lehnt eine post mortem Untersuchung ab. Im Land herrscht weiterhin Unruhe. Plünderer, die nichts mit der Politik zu tun haben, nutzen die Chance und räumen die Verkaufsgestelle der Läden ab….

Zum Schluss: Bait Ullah Masud hat gerade über Medien erklären lassen, dass er und seine Organisation nichts mit dem Anschlag zu tun habe….

Ich gehe jetzt in die Stadt und werde, falls ich wieder zurückkommen sollte, weiter berichten.

Allah Hafiz – Gott beschütze Euch, das brauch ich wohl jetzt am MEISTEN.

Ein Tag nach der Ermordung von Benazir Bhutto – Pakistan im Schock und Tumult

yahya hassan bajwa, Rahim Yar Khan / Pakistan, 29.12.2007 – Eingang Freitag 28.12.07 – 23.09

Es ist eine Tragödie für Pakistan. Erneut ein prominentes Todesopfer der Politik. Ich fuhr heute früh mit dem Motorrad in die Stadt, die in der Nacht zuvor wie ausgestorben war. Nur die brennenden Büros im Stadthaus und Gebäude des Distriktkommissärs liessen erahnen, was sich hier abgespielt hatte. Ich sah die Feuerwehr und ein Feuerwehrmann fragte laut: „Wo brennt es denn?“ Ein zweites Feuerwehrfahrzeug, das man bei uns in der Schweiz eher im Museum antreffen würde, dreht ab und fuhr von der Brandstelle weg. Mein Begleiter meinte, dass die Stadt neue Feuerwehrfahrzeuge habe, sie aber nicht geschickt hat, weil sie Angst haben, dass sie verbrennen.

Augenzeugen berichten mir, dass Jugendliche in der Nacht das Feuer gelegt hätten. Sie seien dann in Richtung Bank gerannt, um auch dort zu wüten. Die Bankwachen hätten in die Luft geschossen und sie so vertrieben. Die Polizei, die ich vor ihrer Kaserne sah, war die ganze Nacht nicht ausgerückt. Hier und da stand ein Polizeifahrzeug, doch die Polizisten habe nicht reagiert. Erst am nächsten Morgen sah man sie an verschiedenen Kreuzungen – an einigen Orten auch mit Panzerfahrzeugen. Der Diensttuende Polizeioffizier, Junaid Shamshed, sagte auf meine Frage, weshalb die Polizei nicht ausgerückt sei – sie hätte doch einfach die Jugendlichen unter Kontrolle bringen können -, dass sie den Auftrag hatten, sich ruhig zu verhalten. Die Polizei habe den Befehl, sich zurückhaltend zu verhalten und sie würden eingreifen, wenn Gewalt angewendet würde.

Gewalt wurde angewendet. Der Geschäftmann Haroon schüttelt seinen Kopf und sagt, dass er es nicht verstehen kann, weshalb Menschen so sinnlos zerstören können. Schlussendlich muss der Steuerzahler den Aufbau bezahlen. „Hass darf sich nicht auf diese Weise entladen“ meint Durani, Mitglied des Stadtrates. Die herumstehenden Zuschauer sagen, dass man sich nun gemeinsam für Pakistan einsetzen muss. Parteizugehörigkeit darf in einer solchen Situation keine Rolle spielen. Die Trauer darf sich nicht in Gewalt entladen. Doch genau dies geschieht heute in ganz Pakistan – vor allem in den Grossstädten.

Auch ein PPP Parteimitglied will ich interviewen, doch die Stimme versagt und Tränen stehen in den Augen. Eine andere Person ergreift das Wort: „Wir müssen zusammenhalten und die Regierung muss die Verantwortlichen festnehmen. Egal, ob es Al Qaida ist oder sonst eine Organisation. Die Wurzeln des Terrors müssen vernichtet werden.“ Neben mir stoppt Muhammad Somro sein Motorrad. Er schreibt für die Tageszeitung „Express“. „Die Polizei hat unserem Berichterstatter gerade die Kamera abgenommen, weshalb weiss niemand.“ Inzwischen haben sich die PPP Anhänger vor dem Parteibüro versammelt. Unentschlossen bewegt sich der Demonstrationszug zuerst in eine Richtung, dann wieder zurück zum Büro und schlussendlich wird beschlossen, dass sie sich auf der Strasse ederlassen werden, um sie zu blockieren. Asghar Ali, ein PPP Mann, hört dem Gespräch zu und meint, dass die Parteileute die Jugendlichen zu stoppen versucht hätten. Doch die Leute hätten ihre Frustration rausgelassen.

In ganz Pakistan wurden öffentliche Gebäude, Banken, Bahnhöfe und Züge in Brand gesteckt. 24 Stunden berichteten die Medien über die Unruhen. Gleichzeitig wurde der Leichnam von Benazir Bhutto im Sindh, neben dem Grab ihres Vaters, zur Ruhe gelegt.

Erneut ein prominentes Todesopfer der Politik. Doch all die einfachen Menschen, die ihr Leben liessen, wie viel zählen die hier?

TransCommunication – Research and Communication – Dr yahya hassan bajwa –
POB 1351 – 5400 Baden – Switzerland – www.TransCommunication.info

Zum Tod von Benazir Bhutto – soeben direkt aus Pakistan


Eben kommt ein E-Mail aus Pakistan von Yahya Hassan Bajwa.

Weitere Berichte direkt aus Pakistan finden sie im Adventskalender von heute – vom 24. Dezember – und bei libref. am 10. Dezember.

Die Präsidentin auf Lebenszeit der Pakistanischen Volkspartei, PPP, ist
heute bei einem Anschlag getötet worden. Immer wieder sagte sie, dass
sie Angst habe, dass es einen solchen Anschlag gibt.
Am Montag war Benazir Bhutto im Sportstadium in Rahim Yar Khan. Von hier
aus begann Benazir Bhutto ihre Wahlkampagne im Punjab. Was mir damals
auffiel, war die grosse Polizeipräsenz und auch die rigorosen
Kontrollen. Unter den Zuschauern waren auch viele Polizisten in Zivil.
Auch die PPP hatte ihre eigenen Sicherheitsmassnahmen ergriffen.
Heute ist es nun in Rawalpindi, in der Zwillingsstadt von Islamabad, der
befürchtete Anschlag geschehen. Ein Anschlag auf Bhutto. Sie wurde aus
nächster Nähe von einem Attentäter angeschossen, der sich in die Luft
sprengte. Sie erlag den Verletzungen im Spital in Rawalpindi. Nicht nur
die PPP Anhänger, sondern ganz Pakistan ist geschockt. Nach der ersten
Lähmung haben nun PPP Anhänger begonnen die Plakate der ML-Q, die
Partei, die Präsidenten Musharraf unterstützt, in Brand zu setzen. ML-Q
Wahlbüros sind angegriffen worden, Tankstellen und PWs brennen. Die
Mobiletelefone funktionieren nicht mehr. Zum Teil gibt es kein Licht
mehr, da der Strom abgestellt wurde dies gilt speziell für Rawalpindi.
In verschiedenen Städten sind die Läden geschlossen worden. Strassen
werden blockiert und es werden Demonstrationen durchgeführt. Die
Menschen haben Angst. Niemand weiss, was nun als nächstes geschehen wird.
Die Polizei und Rangers sind am Abwarten. Sie greifen noch nicht ein.
Zurzeit tagt in Islamabad eine Sitzung, in der Präsident Musharraf
diskutiert, ob die Wahlen abgesagt werden sollen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob überhaupt noch Wahlen durchgeführt werden
können. Es ist eine Katastrophe für ganz Pakistan. Stimmen werden laut,
dass es ein Zeitpunkt ist, dass alle Parteien sich zusammen raffen
sollen, um das Land noch zu retten.

Yahya Hassan Bajwa / Pakistan
27.12.2007

mitgeteilt an: Stephan MartiFinanzblog

27. Dezember: «Adventskalender mit 27 Fenstern»


Mit echten 27 Fenstern ist der Adventskalender von swissblogpress abgeschlossen – wir danken allen, die mitgeholfen und mitgelesen haben. Beim Thema «moderne Kommunikation» und bei «erneuerbare Energie und Energieeffizienz» werden neue Erkenntnisse kommen, aber ich denke, ich weiss wohin der politische Trend gehen dürfte. Es geht um sehr viel Geld, aber einige Probleme sind immer noch nicht gelöst …

… so ist nicht klar, ab sie die Nussschalen, die der Weihnachtsmann gebracht hat, im Cheminée verbrennen dürfen, weil diese keine drei Jahre trocken gelagert wurden. Und Energiesparlampen können wir immer noch keine kaufen, wenn es um die Backofenbeleuchtung oder die Kühlschrankbeleuchtung geht. Osram Schweiz sucht seit drei Monaten den Fehler und den Staatsmann Leuenberger konnten wir für ein Interview gewinnen. Im gleichen Beitrag kommt Muslim Yahya aus Pakistan zu Wort – ein Erzähler besonderer Gnade. Am 22. Dezember sind in der Bernerzeitung zwei Artikel erschienen, die wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion wieder geben dürfen. Der zweite, Pfarrer Kurt Marti – «Ich weiss nicht, was Gott vorhat» – stammt namensmässig nicht nur vom Kriegsgott Mars sondern auch vom Gott der Vegetation und des Frühlings ab. Ein echt erspriessender Beitrag. Der Name ist nur zufälliger weise gleich und das Personalblog stellt gleich noch eine Analyse meines Vornamens ins Netz. Ich wünsche Euch eine besinnliche Nachweihnachtszeit.

«Mein Glück im Land am Abgrund»

Der Schweizer Muslim Yahya Hassan Bajwa verbringt Weihnachten in seinem Heimatland Pakistan. Er erfährt zwischen der verschonten Schweiz und dem fragilen Leben im asiatischen Staat eine besondere Magie.

«Wer ich bin, wollen Sie wissen? Gute Frage! Ich bin seit 7000 Jahren Inder, seit 60 Jahren Pakistaner, seit 23 Jahren Schweizer. So verwandelt die kulturelle und historische Entwicklung unsere Wurzeln. Ich bin vor 47 Jahren auf indischem Boden zur Welt gekommen, der allerdings seit 1947, als Britisch-Indien zur Republik Pakistan wurde, pakistanisch ist. Als ich zweijährig war, kam ich mit meinen Eltern in die Schweiz. Seit 1984 bin ich auch Schweizer Staatsbürger.

Mein Vater war der erste Imam der ersten Moschee in der Schweiz. Die Ahmadiyya-Moschee in Zürich wurde das Heim meiner Kindheit. Ich erlebte einen Islam ohne Berührungsängste und Abgrenzung. In der Moschee meines Vaters sah ich Christen beten, und manchmal sass einer im Schneidersitz auf dem Boden. Später, als ich mehr über Religionen wusste, wurde mir klar, dass das Buddhisten waren, die in der Moschee meditierten. Sie war ein offenes Haus der Religionen.

Von Illusion zu Vision

Ich war 14 und studierte am internationalen Institut Montana auf dem Zugerberg, als ich auf einem Papier festhielt, was ich werden wollte: Ich will mich für die ärmsten Menschen dieser Welt einsetzen, schrieb ich voller jugendlicher Illusionen auf das Blatt. Aber der Satz wurde zur Vision für mein Leben. Heute tue ich genau das. 2001 gründete ich den Verein «LivingEducation», und seither baue ich mit eigenem und dem Geld von Spenden in Pakistan verschiedene Hilfsprojekte auf – ein Mädchen- und Knabeninternat, Kindergärten, Computerschulen, Frauen-Beratungsstellen, Gesundheitsprojekte.

Mein Leben besteht aus Pendeln zwischen der verschonten Welt in der Schweiz, wo ich als Dozent und Dolmetscher arbeite, und der fragilen Realität von Pakistan, das seit 30 Jahren von Diktatur und islamischem Fundamentalismus geprägt ist. Ich verbringe je etwa die Hälfte des Jahres in der Schweiz und in Pakistan. Im Moment befinde ich mich in der kleinen Vorstadt Bhara Khau etwa 30 Minuten von Islamabad entfernt.

Weihnachten verbringe ich in Pakistan. In meinem Dorf Paran, in der Nähe von Faisalabad, wo ich Bürgermeister bin, leben auch christliche Familien, die natürlich Weihnachten zelebrieren – genau wie die anderen christlichen Feiertage sowie die Sonntagsgottesdienste. Mit den Freiwilligen aus der Schweiz, die in meinen Projekten arbeiten, besuche ich meistens die Kirche, und immer kommt die christliche Gemeinde dann spontan zusammen. Man liest auf Urdu einen Psalm aus der Bibel oder spricht gemeinsam ein Gebet. Die Pakistani staunen aber oft, wie wenig die Besucher aus der Schweiz über das Christentum wissen.

Ausnahmezustand?

Selbstverständlich werde ich in Pakistan auch die Wahlen genau beobachten, die am 8.Januar stattfinden. In der Schweiz wird Pakistan als Land im latenten Ausnahmezustand wahrgenommen, als Land auch, in dem man als Westler und Christ an Leib und Leben gefährdet ist. Ich muss sagen: Ich war im November in Pakistan, als Staatspräsident Pervez Musharraf den Ausnahmezustand verhängt hatte. Davon erfahren habe ich in unserem Dorf allerdings nur, weil ich im Internet Zeitung las.

Ausserhalb der grossen Städte ist im Alltag von den weltpolitischen Spannungen, die der Atomstaat Pakistan, im Würgegriff der Islamisten, verursacht, nichts zu spüren. Die Schwierigkeiten des Alltags haben mit Bush und Bin Laden wenig zu tun. Schon eher mit der schwankenden Elektrizitätsversorgung: Ich habe auch in Pakistan Internetanschluss und kann mit der Aussenwelt kommunizieren und Geschäfte abwickeln. Wenn nicht gerade für ein paar Stunden der Strom ausfällt.

Weil ich Urdu und Hindi spreche, bewege ich mich in ganz Pakistan sehr frei. Ich war auch schon in der nordöstlichen Gegend von Waziristan unterwegs, an der Grenze zu Afghanistan, eine No-go-Area, weil dort die Kämpfer der Taliban und von Al-Kaida das Sagen haben. Gut, ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, aber ich musste hin, weil Christen, die dort leben, meinen Rat brauchten. Passiert ist mir gar nichts. Man muss einfach sehen: Die existenzielle Sicherheit ist in einem Land wie Pakistan auf viel tieferem Niveau garantiert. Man könnte es, sehr salopp, so formulieren: In der Schweiz debattiert man über die Sterbehilfe, in Pakistan über die Überlebensstrategie. So gesehen kann man, im Vergleich zum Leben in der Schweiz, den Alltag in Pakistan durchaus als permanenten Ausnahmezustand empfinden.

Die Macht der Islamisten

Natürlich sind die islamischen Schulen auf dem Land und in den Städten sehr präsent – aber nicht ausschliesslich als die politischen Dämonen, als die man sie im Westen sieht. Sie sind oft die Einzigen, die etwas für die Bevölkerung tun, den Leuten so etwas wie Bildung verschaffen. Das öffentliche Schulsystem ist praktisch unbrauchbar, Religionsschulen sind für die meisten Jugendlichen der einzige Zugang zur Bildung. Fast die Hälfte der Pakistaner kann weder lesen noch schreiben, bei den Frauen sind es fast 70 Prozent.

Die Leute verstehen nicht, was im Koran steht, sie sind darauf angewiesen, dass ihnen der lokale Imam das erzählt. Und oft sind auch die religiösen Führer in Landgemeinden der arabischen Sprache nur knapp mächtig und auf Ranghöhere angewiesen. So ist dem Religionsmissbrauch Tür und Tor geöffnet. Die Macht der Islamisten fusst nicht auf USA-Hass, sondern auf fehlender Bildung.

Für ein Land, in dem Islamisten immer mehr das Sagen haben, ist der leichte und deshalb verpönte amerikanische Lebensstil aber in den Städten erstaunlich präsent. In Lahore gibt es inzwischen neun Mc-Donald’s-Filialen, original Levis-Jeans-Shops und ein Geschäft, das Porsche-Wagen anbietet. Die Preise in diesen Läden sind aber so hoch wie in der Schweiz, die begehrten ausländischen Markenprodukte nur für die absoluten Eliten erschwinglich.

Da dringt die Heuchelei an die Oberfläche, die vieles im öffentlichen Leben von Pakistan prägt und lähmt: Religiöse Führer beschwören die strenge Einhaltung muslimischer Religiosität, schicken aber die eigenen Kinder auf amerikanische Eliteschulen, die Kinder der Armen hingegen in den Heiligen Krieg. Die religiösen und säkularen Eliten wollen nicht auslöffeln, was sie in ihrem Land anrichten.

Wahlen als Farce

So gesehen betrachte ich auch die Wahlen, die in den nächsten Wochen im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen, weit gehend als Farce. Benazir Bhutto, Nawaz Sharif und Pervez Musharraf sind die drei wichtigsten Figuren, die zur Auswahl stehen, und alle stehen unter Korruptionsverdacht. Abgesehen davon ist klar, dass nur pakistanischer Präsident werden kann, wer den Segen von Washington hat.

Nach dem Sturz von Zulfikar Ali Bhutto 1977 baute Zia ul Haq Pakistan zum islamistischen Staat um – mit dem Plazet der USA. Sie sahen in den Fundamentalisten ein Bollwerk gegen den Kommunismus auf dem indischen Subkontinent. Heute führen die USA gegen die Kräfte, die sie damals entfesselt haben, den Krieg gegen den Terror. In dieser Mangel der Weltpolitik wird seit 30 Jahren die Zukunft der Pakistanerinnen Pakistaner zerrieben.

Realitäten im Atomstaat

Nun, wenn ich genauer hinschaue, sehe ich schon, dass sich Dinge bewegen. Indien und Pakistan sind ja Nachbarn, die grimmig Atomwaffen aufeinander gerichtet haben. Aber im Innern, im Punjab etwa, der durch die Landesgrenze geteilt wird, läuft im Alltag ein reger Grenzverkehr. Das indische Wirtschaftswunder, das weltweit gefeiert wird, entgeht den Pakistani nicht. In kleinen Schritten wächst ein Bewusstsein heran bei den Menschen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Und nicht dem nächstbesten Mullah zu überlassen.

Vielleicht tragen auch unsere Projekte einen Mosaikstein dazu bei. Natürlich stiess ich in meinem Dorf Paran auf grosse Skepsis, als wir ein Internat für Mädchen einrichteten, wo sie einen höheren Schulabschluss machen können und von Freiwilligen aus der Schweiz unterrichtet werden. Ein mehrfaches Sakrileg für gläubige Muslime! Aber wir hielten durch, zeigten, dass auch die Männer davon profitieren, wenn die Frauen gebildeter und glücklicher sind – und Gott im Himmel nichts dagegen einzuwenden hat. Inzwischen wird unsere Arbeit weitherum in Pakistan anerkannt, und wir bauen beispielsweise in mehreren Landesteilen Kindergärten und Gesundheitsprojekte auf.

Waffenlieferant Schweiz

Ich bin stolz darauf, dass auf dem christlichen Gebetsraum in meinem Dorf Paran weit herum sichtbare Kreuze stehen. Die religiöse Toleranz ist so sichtbar und selbstverständlich. In der Debatte um die Minarette könnte sich die Schweiz ein pakistanisches Vorbild nehmen. Zweifellos hilft mir der solide Ruf der Schweiz in meinen Projekten. In Pakistan ist die Schweiz das Land des Friedens und der Neutralität, dem man vertrauen kann. Dass die Schweiz der pakistanischen Regierung Panzer liefert, ist dort wenig bekannt.

Ich sage Ihnen, wenn man in Pakistan lebt, klappt vieles nicht so, wie man das geplant hat. Und schon gar nicht so schnell, wie man will, und oft glaubt man, es gehe überhaupt nicht. Und dann gelingt doch Unmögliches. Das ist vielleicht die Magie des pakistanischen Alltags, und sie zeigt mir: Es gibt Sachen, die muss man einfach versuchen in seinem Leben.

Ich bin glücklich, das tun zu dürfen.»

Aufgezeichnet: Jürg Steiner Der Autor: Jürg Steiner (juerg.steiner at bernerzeitung.ch) ist «Zeitpunkt»-Redaktor.

Hier noch das pdf-File (gleiches Fenster) mit den Fotos – heute von der BernerZeitung erhlaten. Besten Dank

«LivingEducation»; Bahnhofstrasse 7, 5400 Baden. www.livingeducation.org. – PC 60-223344-6

«Ich weiss nicht, was Gott vorhat»

Der frühere Nydeggkirchen-Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti blickt zurück auf 86 Jahre Leben und voraus auf das, was ihm noch bleibt. Ein Gespräch über Weihnachten, die rasende Zeit, Blocher und AKWs, Junge und Alte, das Sterben und was danach folgt.

1. Weihnachten

Herr Marti, was fällt Ihnen zu Weihnachten ein?

Kurt Marti: Jemand hat mir erzählt, er habe im Internet Sprüche zu Weihnachten gesucht. Da sei ein Satz von mir erschienen: «Die wahre Weihnacht ist nicht die Ware Weihnacht». Ich weiss gar nicht mehr, wo und wann ich das geschrieben habe. Jetzt steht es einfach im Internet.

Freuen Sie sich auf Weihnachten?

Nicht besonders. Für mich als Christ ist Ostern viel wichtiger. Weihnachten ist ein relativ junges Fest in der Geschichte der Christenheit. Aber Ostern war von Anfang an das grosse Fest, an dem man die Auferstehung von Christus feiert.

Was sollten wir an Weihnachten feiern?

Gott wird Mensch an Weihnachten. Gott ist also nicht irgendwie abgehoben, sondern kümmert sich um sein Geschöpf Mensch. Ich habe den Inhalt von Weihnachten immer so verstanden: Der Mensch ist das gefährdetste und experimentellste Geschöpf Gottes. Dieses Experiment droht immer leicht schief herauszukommen. Deshalb ist Gott Mensch geworden. Das ist nicht einfach eine Auszeichnung, sondern eine Art Hilfsaktion von Gott, den Menschen und dadurch die Welt zu retten.

Hat der Mensch solche Hilfe derzeit besonders nötig?

Er hatte es offenbar schon vor 2000 Jahren nötig. Heute kommt verschärfend hinzu, dass der Mensch die erschreckende Fähigkeit hat, die Welt kaputt zu machen. Vielleicht hat der Mensch deshalb Beistand nötiger denn je, damit seine Erkenntnis wachse.

Sie sind skeptisch, ob diese Erkenntnis wächst?

Ich weiss es nicht. Ich bin nicht im Vorzimmer des lieben Gottes. Ich weiss nicht, was er vorhat.

Hat Gott nach christlicher Auffassung überhaupt etwas Bestimmtes vor?

Wenn man von der Bibel ausgeht, ja. Jesus hat das kommende Reich verkündet, und das heisst: eine neue Welt, die nicht zerstörerisch ist, sondern lebt von Gerechtigkeit, Solidarität und Liebe. Das ist, glaube ich, das Projekt Gottes.

2. Bilanz

Hat Gott auch mit jedem Einzelnen etwas vor? Mit Ihnen?

Das kann man nicht wissen. Ich bin alt. Was Gott mit mir vorgehabt hat, ist jetzt passiert. Ich habe als Mensch, als Pfarrer und als Theologe ein erfülltes Leben gehabt. Und ich habe probiert, etwas zu realisieren von dieser Liebe und Solidarität.

Ist es gelungen?

In meiner Ehe ist es glücklicherweise gelungen. Meine verstorbene Frau und ich haben ein erfülltes Zusammenleben gehabt, es war auch sexuell erfüllt. Und darüber hinaus, als Christ und Pfarrer? Es gelingt nie ganz. Ich habe das Gefühl, nicht ganz umsonst gelebt zu haben. Im Grossen und Ganzen ist es besser gelungen, als ich das im Voraus gedacht und gewünscht habe.

Spüren Sie eine Zufriedenheit?

Vor allem eine Dankbarkeit.

Wofür?

Dass es mir möglich war, unter guten Bedingungen zu leben. Stellen Sie sich vor, was in der Welt ringsum die Schweiz alles passiert ist. Was da ganz anders hätte laufen können. Aber wir sind verschont geblieben. Ich wurde 1921 geboren. Ich habe eine richtige Kindheit gehabt. Ich musste erst mit sieben zur Schule, kein Kindergarten, keine Früheinschulung. Trotz Krieg und Hitler hatte ich noch eine Jugend. Für diese glücklichen Umstände kann ich nichts. Aber ich bin dafür dankbar.

Kennen Sie dennoch das Gefühl, etwas verpasst zu haben?

Als ich jung war, hatte man viel weniger Möglichkeiten. Die vielen Möglichkeiten, die man heute hat, irritieren vor allem auch. Ich bin froh, dass ich heute nicht mehr jung bin. Meine Enkelkinder haben es schwieriger, bis sie ihren Weg gefunden haben. Ganz einfach hatten wir es auch nicht. Aber die Welt war übersichtlicher. Was es heute alles für Berufe gibt, das ist ja wahnsinnig. Die Auswahl war kleiner, insofern leichter.

Grosse Auswahl ist doch auch ein Vorteil?

Junge sind heute vielem ausgesetzt: den Medien, dem Fernsehen, dem Internet. Deshalb können sie über vieles mitreden. Es ist aber häufig ein Reden ohne wirklichen Erfahrungshintergrund. Was man nicht weiss, kann man schnell im Internet nachschauen. Ich denke da auch an die Geschichten sexueller Übergriffe im Umfeld des FC Thun etwa, in Zürich-Seebach.

Was denken Sie darüber?

Dass das auch eine Folge oberflächlicher Informiertheit ist. Die Jungen werden zwar heute früher reif, als wir es wurden, aber irgendwie zu früh, so dass sie die Sexualität noch kaum bewältigen können. Dann kann es zu solchen Geschichten kommen. Allerdings: Wir waren früher auch keine Engel. Aber die soziale Kontrolle hat besser funktioniert. Das hat Nach-, aber auch Vorteile. Die soziale Kontrolle war auch eine Hilfe. Man war enger gehalten, hatte aber Leitplanken. Überhaupt war der Respekt vor den Älteren und ihrer Erfahrung früher grösser.

3. Alt und Jung

Interessieren sich Junge heute noch für Ihre Lebenserfahrung?

Es passiert hie und da noch, dass Jüngere auf mich zukommen,

wegen meiner Schriftstellerarbeit. Es ist allerdings schwierig, ihnen zu raten. Ich habe ja nicht den gleichen Erfahrungs- und Erlebnishintergrund wie sie. Es hat mir immer ein wenig widerstanden, Ratschläge zu geben, Berater zu sein. Ich hätte mich nicht geeignet als Eheberater. Es gibt ja Pfarrer und Psychologen, die Eheberatung machen. Ich konnte eigentlich nur sagen: Ich habe Glück gehabt in der Ehe. Das ist aber kein Rezept und keine Hilfe für andere.

Können die Jungen die reiche Erfahrung der Alten am Ende gar nicht brauchen?

Vielleicht. Es geht alles immer schneller. Ich habe das bei den eigenen Kindern gesehen. Als sie 30-jährig waren, hatten sie kaum mehr Kontakt zu den 20-Jährigen.

4. Internet

Das Lebenstempo hat zugenommen?

Und wie. Unter anderem durch die modernen Kommunikationsmittel hat sich vieles verschnellert. Durch Computer, Internet, E-Mail. Ich besitze das alles nicht. Ich bin abgehängt von dieser ganzen Entwicklung.

Sie sagen das mit einem Lächeln.

Ja. Mir ist das gleichgültig. Für andere mag es lästig sein, wenn sie mich nicht erreichen. Meine Kinder haben diese Kommunikationsmittel natürlich.

Sie reden dennoch irgendwie fasziniert vom Internet.

Ich höre, was da Seltsames oder weniger Seltsames über mich im Internet steht. Ich weiss gar nicht, wie das funktioniert und wer das einspeist. Ich komme beim Internet einfach nicht nach. Aber habe nicht das Gefühl, ich müsste das jetzt noch in mein Leben integrieren.

Zum Internet gehört die Vorstellung, dass man zu einer Weltdemokratie vernetzt werde. Spricht Sie das nicht an?

Ich habe immer versucht, unabhängig zu bleiben. Zum Beispiel unabhängig vom Strom. Ich habe bis vor kurzem mit Klinge und Schaum rasiert. Ich war das gewöhnt vom Aktivdienst her, wo man nicht damit rechnen konnte, dass es überall einen elektrischen Anschluss gibt. Ich kann auf meiner mechanischen Schreibmaschine weiterschreiben, wenn die grosse Stromlücke kommen würde. Es ist vielleicht ein illusorisches Gefühl, unabhängig zu sein. Aber es stört mich nicht, dass ich von keinem Netz abhänge und so ein Stück weit autonom bin.

5. Fussball und Kirche

Verstehen Sie als Abgehängter die Welt von heute noch?

Wer versteht denn die Welt noch? Vieles verstehe ich tatsächlich nicht mehr. Es fällt mir gerade ein Beispiel ein. Jetzt haben doch der Kirchenbund und die Bischofskonferenz die geniale Idee gehabt, sich an die Fussball-Europameisterschaft anzuhängen. Das Motto «Die Kirche seit 2008 Jahren am Ball» ist schlicht ein Blödsinn. Es beginnt schon damit, dass dieses Motto gar nicht stimmt. Die Kirche gibt es nicht seit 2008 Jahren. Sie ist erst nach dem Tod von Jesus entstanden.

Die Gemeinde der Fussballfans ist schon selber eine Kirche, da braucht es nicht noch die Landeskirche?

So ungefähr. Gab es vor 2008 Jahren überhaupt schon Bälle? Sicher nicht Fussbälle. «Am Ball sein», das ist für mich eine Anbiederung. Die Kirche soll die Euro geschehen lassen, wie sie ist. Ohne die irrige Hoffnung, mit Grossleinwänden Gläubige zu gewinnen. Die Kirche ist nicht dafür da, den aktuellen Zeitgeist zu befriedigen. Sie hat einen Auftrag und eine Botschaft, unabhängig vom Zeitgeist. Es ist eine Botschaft, die in eine jeweilige Zeit hineingerichtet ist. Aber es geht nicht um Anpassung an eine Zeit.

«2008 Jahre am Ball» ist ein Werbespruch, den man nicht ganz für voll nehmen muss.

Ich halte es dennoch für eine Anbiederung. Heute werden viele Geschichten durch die grössere Verbreitung und die Multiplizierbarkeit so penetrant, dass es für mich aufdringlich wirkt.

6. Politik

Gilt das auch für die Politik? Verfolgen Sie sie noch?

Ja, Politik beschäftigt und ärgert mich weiterhin. Solange man sich ärgert, lebt man noch. Ich stimme immer ab. Aber ich verliere meistens.

Was denken Sie über den Ausgang der jüngsten Wahlen?

Ich bin besorgt über den Populismus der nationalkonservativen SVP. Ich muss aber auch lachen, wenn ich im Fernsehen sehe, wie Christoph Blocher mit den Armen in der Luft herumrudert. Er ist eine Art Clown, Ueli Maurer sein Clownpartner. Sie spielen eine Komödie. Ich bin im Grunde genommen ein konservativer Mensch, aber auf eine etwas andere Art als die SVP. Ich möchte andere Werte erhalten als sie. Die Nationalkonservativen finden, nationales Recht breche Völker- und Menschenrecht. Das ist eine fatale Haltung inmitten einer Welt, in der Völker- und Menschenrechte immer wieder verletzt werden.

Sehen Sie beim nun abgewählten Christoph Blocher auch Fähigkeiten? Er trifft offenbar den Nerv vieler.

Er trifft den Nerv nationaler Nostalgiker und derer, die Angst haben vor der Globalisierung. Natürlich kann er etwas. Er ist ein erfolgreicher Unternehmer. Nur kann man einen Staat nicht auf die gleiche Art managen, wie das ein Firmenchef tut. Eine Firma ist ja keine Demokratie. Blocher ist eine merkwürdige Figur: einerseits weltweit tätiger Unternehmer, andererseits nationalistischer Polterer. Jetzt kann ich ihm nur empfehlen, in Ruhe seine Memoiren zu schreiben. Es verwundert mich übrigens, dass niemand Blochers Verhältnis zur Apartheid in Südafrika untersucht hat. Er war ja ein Verteidiger dieses Unrechtsregimes, das die schwarze Mehrheit unterdrückte.

Interessiert man sich nicht mehr für die jüngere Vergangenheit?

Das Gedächtnis wird vielleicht als Folge der Verschnellerung und Vielfalt der Informationen kurzfristiger. Immer nähere Vergangenheit wird immer schneller vergessen.

7. Atomkraft

Lässt Ihr Interesse an der Zukunft nach?

Das Interesse an meiner individuellen Zukunft lässt nach. Ich lebe von Woche zu Woche. Um die Zukunft der Welt mache ich mir aber schon Sorgen. Was wir mit der Welt anstellen, wie wir die Natur zerstören, ist verrückt. Ich sehe die Zukunft eher apokalyptisch. Immerhin scheint man nun die Klimaproblematik ernstnehmen zu wollen. Aber das in Taten umzusetzen, ist ungeheuer schwer. Man traut sich ja kaum, den Autoverkehr einzuschränken. Jetzt stehen wir vor dem Dilemma, dass man zur CO2-Reduktion wieder Atomkraftwerke bauen will. Nun war ich schon immer gegen AKWs und bin noch heute der Meinung, dass wir auf einer Zeitbombe sitzen. Wir wissen, was ein Unfall, etwa im nahen Mühleberg, bedeuten würde.

Was für eine Alternative zu neuen Atomkraftwerken schlagen Sie vor?

Ich will nicht von der Zuschauertribüne herunter alles besser wissen. Und es stimmt, dass es auch mit unserer Energiesparbereitschaft nicht sehr weit her ist. Deshalb kommen wir vielleicht wieder auf meine mechanische Schreibmaschine zurück.

Hatten Sie ein Auto?

Ich brauchte keins. Ich konnte alles mit dem Velo erreichen.

Wann sind Sie zum letzten Mal Velo gefahren?

Das weiss ich gar nicht. Vor 20 Jahren vielleicht?

8. Sterben

Realisierten Sie das bewusst als Abschied von einer gewissen Bewegungsfreiheit?

Von gewissen Dingen nimmt man schon bewusst Abschied, weil man Angst bekommt, keine Kraft mehr hat. Dieses ständige Abschiednehmen gehört zum Älterwerden. Und es ist gar nicht mit viel Wehmut verbunden.

Nicht?

Ach, das ist ja alles nichts gegen den Abschied von meiner Frau, die vor zwei Monaten gestorben ist. Das ist schlimm, das ist hart. Wenn man 58 Jahre zusammen gelebt hat und einer plötzlich nicht mehr da ist. Sie ist hier in diesem Zimmer, in dem ich jetzt wohne, krank gewesen und am 17. Oktober gestorben. Ich war in ihrer Nähe, bis zuletzt.

Wie nimmt man von der allernächsten Person Abschied?

Der Abschied begann schon damit, dass wir beide eine Patientenverfügung hatten, die festhält, dass wir beide keine lebensverlängernden Massnahmen wollen. Ich sage dem: sterbensverlängernde Massnahmen. Ich habe meine Frau beim Sterben begleitet. Mit dem Rollstuhl, der dort an der Wand steht, konnten wir zuerst noch in der Elfenau spazieren. Dann ging auch das nicht mehr, und sie wurde bettlägerig. Weil ich immer bei ihr war, konnte ich mit ihr reden, solange sie reden konnte. Ich habe dann auch mit ihr geredet, als sie nicht mehr reden konnte. Am Schluss ging es ziemlich rasch. Zuerst konnte sie nicht mehr reden, dann nicht mehr essen, dann nicht mehr trinken und schlucken. Ich sah: Diese Flamme erlöscht nun. Ihr Todestag war eigentlich schön.

Warum?

Der Sohn aus Zürich kam am späten Nachmittag und sagte Lebewohl. Bei einem anderen Sohn spielte die Weltgeschichte in die persönliche Geschichte rein. Er war in Frankreich in den Ferien, und er hörte, dass ein Bahnstreik angekündigt wurde. Er traf verfrüht in Bern ein und kam direkt hierher. Es war, als ob meine Frau mit dem Sterben noch gewartet hätte. Eine Viertelstunde später ist sie gestorben. Wir alle waren bei ihr. Und während sie starb, war draussen vor diesem Fenster ein prachtvoller Sonnenuntergang.

Der Schriftsteller Elias Canetti hatte einen Zorn auf den Tod und nannte ihn den grössten Feind der Menschen. Haben Sie diesen Zorn auch?

Das steht sogar in der Bibel: Der Tod ist der letzte Feind, der besiegt werden muss. Ich spürte keinen Zorn auf den Tod meiner Frau. Für sie war es eine Erlösung. Sie war so krank und hilflos. Es ist ja eine wahnsinnige Demütigung, was man da über sich ergehen lassen muss. Der französische Präsident Charles de Gaulles hat gesagt: «Das Alter ist ein Schiffbruch.» So erlebt man es.

Fühlen Sie sich von Ihrer Frau verlassen?

Ja schon. Wir stritten uns vorher ab und zu und sagten uns gegenseitig: Du stirbst dann bitte nicht vor mir. Ich sagte: Eine Frau kommt bekanntlich allein besser zurecht als ein Mann. Das hat sie bestritten. Sie sagte: Du kannst ja wieder heiraten. Da war sie sehr grosszügig.

Und wie kommt der Mann Kurt Marti nun allein zurecht?

Indem ich vorderhand hier versorgt bin, wo ich gesund zu essen bekomme. Ich lebe jetzt in einem Provisorium. Ich bin nirgendwo richtig zuhause, weder hier noch in meinem Haus, wo meine Frau nicht mehr da ist. Ich weiss noch nicht, wie es weitergeht und was ich bezahlen kann.

9. Hoffnung

Sie sagten, Sie würden von Woche zu Woche leben. Denken Sie noch so: «In fünf Jahren werde ich….?»

Es ist manchmal eine Beruhigung, wenn man sich sagen kann: In fünf Jahren bis du vielleicht gar nicht mehr da.

Haben Sie noch Hoffnung?

Ja. Dass ich noch Kraft habe, solange ich noch da bin. Und dass ich dann sanft und friedlich sterben kann.

Wovor haben Sie noch Angst?

Der Tod ist kein Problem. Man ist dann einfach tot. Aber das Sterben vorher, das macht einem schon Sorgen.

Verdrängt die Angst vor dem Sterben alle anderen Ängste?

Nein, nein. Man kann nicht immer an den Tod denken. Ich habe immer noch Freude an diesem Bisschen Leben, das ich noch habe.

Was bringt Sie heutzutage noch zum Lachen?

Letzthin musste ich lachen über dieses Foto des Jahres mit den Nackten auf dem Aletschgletscher. Die Art dieser Demonstration amüsierte mich.

10. Leben nach dem Tod

Sie sagten, wenn man tot ist, ist man tot. Glauben Sie als Christ und Pfarrer nicht an ein Weiterleben nach dem Tod?

Ich weiss doch nicht, was nachher kommt. Das überlasse ich Gott. Ich gehöre nicht zu denen, die offenbar wissen, was nachher passiert. Ich hatte ein so erfülltes Leben, dass ich es nicht nötig habe, mir da noch etwas auszumalen. Ich warte, ob da was ist oder ob da nichts ist. So oder so, ich vertraue darauf, dass es von Gott gewollt und deshalb gut sein wird. Ich weiss ja auch gar nicht, wie das ist, wenn alles aufhört.

Möchten Sie es denn wissen?

Diese Frage beschäftigt mich nicht heftig. Auch nicht als Christ. Der biblische Glaube orientiert sich nicht an einem Leben nach dem Tod. Das tun andere Religionen wie der Hinduismus. Im neuen Testament gibt es ein paar Auferweckungen vom Tod. Aber auffällig ist, dass die Auferweckten und auch der auferstandene Jesus kein Wort erzählen über das so genannte Jenseits. Es gibt nur ein grosses Schweigen über den Tod.

Was halten Sie von der Sterbeforschung?

Da geht es doch bloss um Vortodeserfahrungen. Meine Frau war nach einer Herzoperation nah am Tod. Sie erzählte, sie habe ein Licht gesehen, habe aber nicht gewusst, dass sie nah am Tod sei. Soll man dieses Licht jetzt schon als das Licht des Jenseits bezeichnen? Das ist einfach vorschnell. Jesus schickte nach seiner Auferstehung die Jünger mit irdischen Aufträgen nach Jerusalem. Das ist die Perspektive der Bibel. Nicht der Blick ins Jenseits. Ich nehme an, dass Gott nach dem Tod etwas macht. Vielleicht etwas ganz anderes, als wir uns das vorstellen können.

11.Schreiben und Lesen

Wir reden vom Verstummen. Schreiben Sie noch?

Es ist noch ein Buch von mir in der Pipeline des Nagel&Kimche-Verlags, das im nächsten Sommer erscheinen soll. Es ist ein Stück Memoiren über meine Jahre 1928 bis 1948, die ich in dritter Person schreibe. 1928 kam ich in die erste Klasse, 1948 wurde ich zum Pfarrer ordiniert, und dazwischen lag eine verrückte Zeit. Das Buch heisst «Ein Topf voll Zeit».

Sie schreiben noch und bestätigen also den Satz, dass man als Schriftsteller nie pensioniert wird?

Ich mache das jetzt einfach noch fertig. Aber am Vorwort laboriere ich enorm herum. Man wird, glaube ich, im Alter selbstkritischer. Unbeschwertheit und Frechheit fehlen einem.

Lesen Sie noch?

Ja. Zur Ablenkung habe ich eine Biografie gelesen über den Schriftsteller Ernst Jünger.

Lesen Sie auch noch Romane?

Nein, das interessiert mich nicht.

Warum nicht?

Ich habe selber genug Leben, was soll ich da mit erzähltem Leben? Meine Frau und ich haben ein anderes Verhältnis entwickelt zur Literatur: Wir haben, auch zum Gedächtnistraining, Gedichte auswendig gelernt. Zum Beispiel das «Abendlied» von Matthias Claudius. Sie kennen es vielleicht: «Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar…

… der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget, der weisse Nebel wunderbar.» Aber die anderen Strophen kann ich nicht.

Meiner Frau und mir war das Lied sehr lieb. Damit wir nicht immer nachschlagen mussten, haben wir es auswendig gelernt. Man hat einen Text dann bei sich, er bleibt bei einem, bis zuletzt. Als meine Frau kaum mehr reden konnte, habe ich manchmal das «Abendlied» begonnen, und sie fuhrt fort, so gut sie noch konnte. Sie wusste den Text noch, auch in ihrem Elend. Wir stellten so Kontakt her. Ich schaue öfter, ob ich das «Abendlied» noch auswendig kann.

In meinem Kopf ist ein Durcheinander gelesener Bücher.

Lernen Sie Gedichte auswendig! Gedichte sind kürzer und begleiten einem intensiver als komplizierte Handlungen. Und ich halte mich an kurze Gedichte, weil ich nicht weiss, wie lange ich noch lesen kann. Meine Augen sind krank. Hoffentlich sterbe ich, bevor ich erblinde.

Das ist ein Satz über das Sterben, der sich hart anhört.

Sie sind zu jung, um sich jetzt schon Sorgen über das Sterben zu machen.

Interview:Stefan von Bergen Der Autor: Stefan von Bergen (stefan. vonbergen at bernerzeitung.ch) ist «Zeitpunkt»-Leiter.

Hier noch das pdf-File 1pdf-File 2pdf-File 3 (jeweils gleiches Fenster) mit den Fotos – die mir heute von der BernerZeitung zur Verfügung gestellt wurden – Besten Dank.

Nydeggkirche bern

… Nydeggkirche Bern …

Einen Schluss Satz aus der Berner Zeitung von heute:

«Sinnvoller wäre es, etwa aus der Kappeler Milchsuppe des 16.Jahrhunderts einen Brauch zu machen. Denn wer gemeinsam isst, vergisst seine Feindseligkeiten schnell. So was hätte die Schweiz nötig.»

Vielleicht gar wie libref. mit der 2. Kappeler Milchsuppe. Über Pasqual Couchepin, der diesen Satz sagte, handelt der erste Blogbeitrag von libref.

Adventskalender

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Der Adventskalender darf ins eigene Blog gestellt werden – hier das Word Dokument 27 ( html)

Zusammenstellung, Fotos und Koordination: Stephan MartiFinanzblog

26. Dezember: Finanzblog – 1000 Banktage online


Beim 2300 Tage Online-Jubiläum von SandraDie Bloggerin.com war ich exakt 1004 Tage selbst online. Das Jubiläum verpasst? Nein, schliesslich haben wir ja das Finanzblog und da feiern wir doch die Banktage! Klar?

So klar ist das auch wieder nicht. Es gibt nichts Unlogischeres als Daten. Bleiben wir in der Weihnachtszeit. Wann, wenn überhaupt, kam Jesus auf die Welt? Ende des Jahres Null? Und wussten sie überhaupt Anfangs Jahr, dass man neu mit Null beginnen muss? Und warum fängt man nicht mit eins an, wie man das in der Mathematik so pflegt? Und wurde das Jahr Null nicht erst einige hundert Jahre später rückwirkend festgelegt? Und gab es nicht noch irgend einmal etwas mit einem Julianischen und einem Gregorianischen Kalender. Wegen der Schaltjahre?

War 2000 nun ein Schaltjahr oder war es keines? Ich wette praktisch nie. Ich betreibe einen Beruf, wo die Chancen meist höher stehen, als beim wetten oder spielen. Es sei dann eben, man wette nur mit einem Partner. Rechnerisch stehen da die Chancen 50 : 50. Und da Wetten freiwillig ist, mache ich dies nur, wenn ich 100%ig sicher bin. So gesehen, gehen sie beim spielen sogar weniger Risiko ein als beim Kauf von Aktien. Ja, ich habe immer noch eine gräf-liche Kiste Champagner zu gut. Übrigens lernen sie in diesem Beitrag, von Albert Einstein wie die Fenster in den Adventskalender kommen.

Die ganzen mathematischen Einschaltübungen sind nur da, damit wir im Winter immer Winter haben. Der Winter ist doch die kalte Jahreszeit? Zur Zeit minus 6 Grad. Winter kommt von «feucht», also muss einer aus unseren Breitengraden den Kalender erfunden haben, sonst hätten wir nicht den Nordwinter und den Südsommer, weil es zur Zeit in Neuseeland eben heiss ist.

Fragen sie nun ja nicht, wer den Bankkalender erfunden hat. Es gibt weltweit deren neun offizielle Zinsberechnungsmehtoden und wir rechnen genau nach ACT/360, der Euro- oder Französische Zinsmethode. Und fragen sie mich ja nicht, wieso man das im Zeitalter der Computer immer noch macht.

Am 16. März 2005 ging ich online. Vom ersten Tag an ohne Pseudonym aber mit Respekt vor Risiko. Testen sie das Risiko gleich mal selbst. Kommen sie auch auf 1000 Tage? März 2005 – 15 Tage sind vorbei, also müssen es noch 15 sein. April bis Nov 2005 – 8 Monate à 30 Tage gibt 240. Plus zwei Jahre à 360 Tage = 720. Und beim Dezember haben wir bis heute 26 Tage. Gibt 1000? Nein 1001! Nicht das Jahr 1001, als Stefan König von Ungarn wurde oder wie 1001 Nacht (1002 Tage?). Es sind trotzdem nur 1000, da vom ersten und letzten Tag nur einer gezählt wird. Wem es zu kompliziert wird, hat beim Flaschengeist von Alibaba einen Wunsch offen.

Die Flasche wurde übrigens letzte Woche in London gefunden und der Finder wollte nach Hawaii, weil es da so schön und warm ist. Aber auf einer Autobahn, da er Flugangst hat. Der Geist war empört: «Ne, so was mach ich nicht, da muss ich mindestens zwei Jahre bauen.» «Gut, dann erklär mir die Psyche der Frau (Frauen dürfen Männer einsetzten)?» «Die Autobahn, soll die zwei- oder dreispurig sein?»

Wenn sie die Zinstage nicht von Hand rechnen wollen, dann können sie auch einen Zinsrechner nehmen. Wenn sie das Beispiel mit dem Stephans-Tag durchspielen, werden sie ganz Erstaunliches erleben. 997 Tage – der Programmierer ist vermutlich reformiert oder in einem Land, das reformierte Feiertage zu gesetzlichen Feriertagen erklärt hat. Im Kanton Solothurn können Geschäfte heute offen haben …

Solothurner Banken

… Solothurner Banken laden heute nicht zu einem Besuch ein und militärische Brückenköpfe sind wegen langweiligem Eis geschlossen …

Im Kanton Bern haben wir aber noch einige Tage keckes Eis und deshalb führt man am Stephans-Tag als Machtdemonstration ein Armee-Defilée durch. Keckeis weiss, wenn man diesen Text interpretiert, dass vermutlich Piranha-Radschützenpanzer in Zukunft eher gebraucht werden, als Kampfpanzer.

Hellköpfli Raketenbasis

… das Hellköpfli – die ehemalige Raketenbasis einmal von unten und einmal von oben. Von oben haben sie auch den Blick auf obige Bank und die im Advenskalender ist nur auf Glatteis zu erreichen und der Hund gehört demjenigen, der mal mit mir zusammen auf die Abschlussprüfungen gebüffelt hat, um in Mathematik und Betriebswirtschaftslehre nicht ins Schleudern zu kommen. Man trifft sich per Zufall.

Die schöne Sicht von dort oben gestattet auch einen Blick gegen das Ahorn im Napfgebiet, wo es in Eriswil Rückenwind für Windkraftwerke gibt – Frontwind ist aber geeigneter und wenn wir die militärische Front anschauen, ist dort oben, kurz nach Huttwil heute wieder eine der moderneren Einrichtungen.

Militärisch gesehen ist der Stephans-Tag einer der wichtigsten Daten in der ganzen Weltgeschichte.

1898 – die Entdeckung von Radium wird bekannt gegeben

1991 – Michail Gorbatschow tritt ab – die Sowjetunion ist damit aufgelöst, der kalte Krieg zu Ende

Harry S. Truman ein ehemaliger Bankangestellter und verlustreicher Investor in Zinkminen und Ölbohrungen starb heute vor 35 Jahren. Durch seinen Befehl Atombomben auf Hiroshima und Nagasak ab zu werfen starben und litten viele Leute. Der 2. Weltkrieg wurde dadurch beendet – wie viele sonst gestorben oder verwundet wären, weiss man nicht – vermutlich aber wesentlich mehr.

Ob das Todesurteil gegen Sadam Hussein, das am 26. Dezember 2006 bestätigt wurde, einen militärisch positiven Einfluss hatte, wage ich zu bezweifeln. Gleichentags starb Gerald Ford der sich zusammen mit der Sowjetunion um die Menschenrechte gekümmert haben soll. Vor kurzem hat sich auch Bush wieder einmal durchgesetzt. Was heute passiert, weiss ich nicht – der Bericht ist eine Konserve. Ader der amerikanische Präsident wird sicher aktuelle Schlagzeilen liefern. Über Menschenrechte haben wir eh eine andere Meinung – ist sehr treffend am 24.12. bei Yahya über Pakistan nach zu lesen. Auch die Richter der USA sind mit der Regierung Bush 2007 in Sachen Menschenrechte eher unserer Meinung. Und hoffen wir zumindest dass heute in Sachen Katastrophe mein Namenstag etwas Zurückhaltung übt. Da wären wir wieder bei Huttwil angelangt, in Uniform, aber beim Umweltschutz, einem Hauptthema im Adventskalender von 2007. Mit 26 Tagen vielleicht neuer Weltrekord und sollte es nicht langen, dann zur Feier meiner 1000 Banktage, am 27. Dezember über einen ehemaligen Arbeitgeber, bei dem ich 2609 Banktage angestellt war – 27 Fenster im 27. Fenster.

Ihr Stephan am Stephans-Tag

Bank im Winterschlaf

… Bank im Winterschlaf, hat auch heute nicht geöffnet … und wer über die Feiertage anstrengende Tage hat, heute vor 50 Jahren wurde bei Geigy das Imipramine entdeckt – das erste Antidepressivum …

Adventskalender 26

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Zusammenstellung, Fotos und Koordination: Stephan MartiFinanzblog