Kategorie-Archiv: 02 Kappeler Milchsuppe

Wahrheit & Freiheit – Dank, Fazit und Hypothese


Jean-Claude Cantieni dankt den Referenten und «Mitstreitern» der Kappeler Milchsuppe, lässt die Tagung in seiner Art Resümee passieren, dass die folgenden Blogbeiträge einzelner Referenten immer noch aktuell bleiben und denkt in die Zukunft – was es «anzupacken» gilt.

Sehr geschätztes Referentengremium,

namens unseres Vereins bleibt, Ihnen nochmals sehr herzlich zu danken, dass Sie unsere Einladung ins historische Kloster von Kappelannahmen, um zusammen darüber nachzudenken, wie das An-Denken an den damaligen, die Konfessionen auseinandersetzenden Toleranzakt von 1529 in ein verschlungenes Mit-Denken in ‚Différence & répétition’ (Gilles Deleuse) in multikultureller Zeit zu münden hat?

Wenn wir überzeugt sind, dass die Perspektive Menschenrecht als religiöser Friede und religiöse Freude & Freiheit richtig gewählt ist, ergibt sich ein umgreifendes check and balance zwischen Staat & Kirchen, Wahrheit & Freiheit, worunter ein Mentalitätswandel in der schweizerischen Identitätsfrage hin auf ein Denken als Freundschafts- oder doch Nachbarschaftsakt sich zu ereignen hat. Die Einigkeitsstifter von 1529, welche den beiden ‚herrschenden’ Konfessionen je ihre Hemisphäre zuteilten, den Augsburger Religionsfrieden von 1551 damit vorwegnahmen (cuius regio eius religio), sind durch ‚Mediatoren’ mit einem de-territorialisierenden Denken abzulösen, um zu einem dualen Solchen zu kommen, für dessen Aussagefelder sich darin dann nicht einzig zwei Subjekte artikulieren. Solches Denken hat sich in unserer deutschen Sprache verloren. Wir kennen einzig den Singular und den Plural (das Subjekt und die ‚Meute’), während in Sprachen bspw. auf dem Balkan sich ein Dualis seit der Antike erhalten hat, d.h. eine eigne Ausdrucksform für eine qualifizierte Mehrzahl, Gruppe: Ein Haus – alle Häuser & Mehrere Häuser (nachbarschaftliche Häusergruppe als versiegtes ehemals eignes Rechts- Subjekt) d.h. wir brauchen eine Archäologie der prä-individuellen Ereignisse in unsrer subjektivistischen Zeit, um zu einer Möglichkeitsbedingung eines Denkens im multikulturellen, statt bipolaren Umfelde der Kappeler Milchsuppe von 1529 zu gelangen, wir haben unsre Sprachen auf eine subkutane Sprache hin zu befragen, auf welche die aktuellen Wörter einzig noch hindeuten, indem sie sie im Pinterschen Sinne auslassen, seit die Sprache einer Rationalisierungsguillotine unterworfen wurde. Zusammen mit der Schweiz war bspw. die graubündnerische ‚Verfassung’ im 16. Jahrhundert eine führende für ganz Europa, als Pfarrer erstmals das Wort Demokratie nicht mehr als Schimpfwort in der Öffentlichkeit verankerten, als was es in der patrizischen Gesellschaft galt.

Die Schweiz und Graubünden sind durch einen letzten Religionskrieg in Verfasstheit zueinander getreten, woraus wir als Schweiz und im engern Sinne des Wortes gemäss der Gründungsgeschichte unseres Vereins im Hinblicke auf deren erfolgreiche Promotion der Glaubens- & Gewissensfreiheit der Verfassungsnovelle von 1874 ein klassisches ‚nobile officium’ herleiten, die Diskussion um die Menschenrechtspraxis um den religiösen Frieden, wie sie ab 2007 innerhalb der UNO mit Sitz in Genf vorgesehen ist, anzuregen und dannzumal aus dem Blickwinkel des Landes zu begleiten. Die Menschenrechtsperspektive erscheint aus gesamtgesellschaftlicher Intension wichtig, denn ein letzter Nenner für eine Gerechtigkeit unter den Kulturen auch in der Schweiz wird glaublich angesprochen, die äusserst divergieren: Für einen römisch-katholischen Albaner, fremden Nahen und nahen Fremden in der Schweiz, gilt das Recht seines Clanchefs neben dem schweizerischen, ein starker Mann vollstreckt sein Urteil in jenem selber, er ignoriert das Gewaltmonopol des Staates, etc: Finden wir also zu einem Stil der Differenz. Indem wir ihn zusammen mögen, vermögen wir ihn.

Die Perspektive des Menschenrechts wird auch unserer weiteren Befindlichkeit insoweit gerecht, als anthropogene Eingriffe in die natürlichen Ressourcen wie auch Folter, atomare Bedrohung die Weltkultur und keineswegs gesonderte Gesellschaften mehr allein wie einst bedrängen, was das Menschenrecht weit über die aus der europäischen Aufklärung heraus entstandene Terminologie auf eine Ethik hin trägt, wie sie etwa Albert Schweitzer und zeitgenössisch Hans Küng vertreten, und wie sie mutmasslich aus dem ‚Naturrecht’ des Humanismus, d.h. einer Rechtsidee entspringt, für welche das Recht als eines vorstellbar ist, dessen Existenz vom Menschen losgelöst, aus der Natur, die einst göttlich gedacht wurde, selbst quillt. Ein Identitätswandel ist geboten und unter multireligiösem Aspekt eher denn unter bipolaren Verhältnissen als Chance angeboten, insoweit wir Frieden nicht mehr einzig von neuem Gehorsam unter ein göttliches Gesetz, oder Präludien erwarten, sondern – und diesen Weg deutet das ‚Menschenrecht’ an – im prozeduralen Einklagen des religiösen Friedens, dessen Verletzen eine Klage nach göttlichem Versprechen nach sich zieht: Zugleich der freiheitliche Versuch von Begegnung mit einer göttlichen Güte, statt Versuchung einer göttlichen Allmacht, die bestenfalls vor der linearen Alternative darin steht, zu verurteilen oder ein Ritual in beschämender Billigkeit anzunehmen.

Mit gutem Gruss,
25. Oktober 2005 sig.
Jean-Claude A. Cantieni,
Präs.CHVffr.Chr.
Loëstrasse 145
Chur
Adressatin & Adressaten

– Dr. Oskar Flück, Basel
– D. Erwin Koller, Uster
– Pfarrer Alexandru Nan, Chur
– Frau Saïda Keller-Messahli, Zürich
– Karan Singh, Langenthal
– Mehmed Turan, Basel
– Eimert van Herwijnen, Brummen, Holland
– Dr. John Tayler, IARF, Genf
– Pater Maurus Burkard OSB, Einsiedeln
– Dr. Hans-Ulrich Jäger Werth, Einsiedeln

Liebes Vorstandsgremium,

…bleibt mir, sehr herzlich zu danken, und: Wenn wir überzeugt sind, dass die Perspektive Menschenrecht als religiöser Friede und religiöse Freude und Freiheit richtig gewählt ist, ergibt sich ein umgreifendes check and balance zwischen Staat und Kirchen, worunter eine Art Mentalitätswandel in der schweizerischen Identitätsfrage mitberührt ist. Das An-Denken an Kappel und seinen Toleranz-Akt von 1529 als Schullernstoff hat in ein Mit-Denken als Freundschafts- oder doch Nachbarschaftsakt unter multireligiösem Vorzeichnen zu münden. Die Einigkeitsstifter von 1529, welche den ‚herrschenden’ Konfessionen je ihre Hemi-sphäre zuteilten, den Augsburger Frieden vorwegnahmen (cuius regio eius religio), verlangt ein de-territorialsierendes Denken, um zu einem dualen Denken zu kommen, für dessen Aussagefelder, darin sich mehr denn einzig zwei Subjekte artikulieren. Solches Denken hat sich linguistisch, in unserer deutschen Sprache verloren. Wir kennen einzig den Singular und den Plural (das Subjekt und die ‚Meute’), während in älteren Sprachen sich ein dualis erhalten hat, d.h. eine eigne Ausdrucksform für eine Gruppe: Ein Haus – alle Häuser und: Mehrere Häuser (Häusergruppe, -nachbarschaft als versiegtes Subjekt) als ein eignes Subjekt, d.h. wir brauchen eine Archäologie der prä-individuellen Ereignisse in unsrer subjektivistischen Zeit, um zu einer Möglichkeitsbedingung eines Denkens im multikulturellen, statt bipolaren Umfelde noch zu Beginn der Neuzeit zu gelangen. Zusammen mit der Schweiz war die graubündnerische ‚Verfassung’ in dieser Zeit eine führende für ganz Europa, worauf wir anlässlich der letzten Gesprächstagung in Chur zu verweisen hatten, in welcher die Spur eines ‚Weisheits-Prozesses mit historischer Begründung’ nochmals, im Menschenrecht, aufzugreifen ist?

Befinden Sie bitte darüber, ob wir als Vorstand dieses Jahr nochmals zusammen kommen, um vielleicht eine prononcierte Information an die SEK und an Ministerin Michelin Calmy-Rey zu formalisieren? Die Menschenrechtsperspektive erscheint (mir) aus gesamtgesellschaftlicher Intension wichtig, wird glaublich ein letzter Nennen für eine Gerechtigkeit unter den Kulturen auch in der Schweiz angesprochen, die äusserst divergieren: Für einen Albaner in der Schweiz gilt das Rechts seines Clanchefs, ein starker Mann vollstreckt sein Urteil selber, er ignoriert das Gewaltmonopol des Staates, etc: Finden wir zu einem Stil der Differenz (als Liberale sind wir dazu berufen: liberal heisst, um Alternativen wissen.).

Mit gutem Gruss,

Jean-Claude A. Cantieni

PS: Der angesprochene «Fall eines Albaniers» beruht auf dem tatsächlichen Fall eines Menschen, der je nach Auslegung als religiöse Sippenmoral bis hin zu Mord betrachtet werden kann. Der Gerichtsfall ist ad acta gelegt. Abgeschlossen, vergessen – auch das ist Auslegungssache.

Ein Dankeschön auch an unseren Präsidenten, der seinen «Hauswein» kostenlos beim Mittagessen zur Verfügung stellte. Der Wein ist ein Cuvé aus Blauburgunder (Pinot Noir) und einer aus dem Kosovo eingeführten Traubensorte. Angebaut sind die Reben in Chur und Jenins und ausgebaut in Reichenau – bei keinem «Geringeren» als Gian-Battista von Tscharner.

tscharner

Rarität: Churer-Jeninser von J-C Cantieni – Encaveur G-B von Tscharner

Zusammenstellung und Foto: Stephan Marti-Landolt – ehemaliger vom Tscharner-Gut aus Bethlehemfinanzblog

Zur Geschichte der Kappeler Milchsuppe


Mit dem Beitrag von Dr. phil. Jürg Stüssi-Lauterburg über die Geschichte um die beiden Kappeler Kriege, eröffnen wir die Berichterstattung der zweiten Kappeler Milchsuppe.

Kappel, 22. Oktober 2005

Die Kappeler Milchsuppe in 20 Minuten.

Sehr verehrte Damen, meine Herren,

ich weiss nicht, ob sich die Kappeler Milchsuppe in 20 Minuten wirklich ausleuchten lässt. Die Sache ist nämlich alles andere als ein einfaches Einbrocken von Zürcher Brot in Innerschweizer Milch und danach herrschte Friede.

Wir sprechen von einer historischen Mahlzeit. Es tut deshalb vielleicht gut, sich zu Beginn an Heinrich Hoffmann von Fallerslebens Lied aus dem Jahr 1840 zu erinnern:

1. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht,
Doch kein Gericht für jeden Magen,
Denn solche herbe Speise würde nicht
Ein jeder Herr und Knecht vertragen.

2. Drum hat man viele Männer angestellt,
Die müssen’s klopfen, kochen, braten,
Daß dies Gericht der ganzen Welt gefällt,
Zumal den hohen Potentaten.

3. Zu haben ist es dann an jedem Ort,
Für Geld bekommt es leicht ein jeder;
Mit einer Brühe gibt man’s gratis fort
Sogar auch wohl noch vom Katheder.

4. Es ist bereitet dann so exzellent,
Daß man die Finger danach lecket;
Gesättigt rufen wir: Potz Element!
Wie gut doch die Geschichte schmecket

Nun, was wissen wir denn eigentlich? Die Zürcher Reformation verlangte von den Innerschweizern etwas, was sie aus ökonomischen Gründen damals nicht leisten konnten, die Aufgabe der Fremden Dienste und ferner etwas, was sie aus religiösen und politischen Gründen nicht leisten wollten, die freie Predigt des Evangeliums. Die evangelische Lehre hatte mit Riesenschritten Fortschritte gemacht: 1528 und 1529 in rascher Folge Bern, St. Gallen, Konstanz, Basel und Schaffhausen. Die fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug fühlten sich bedroht. Sie setzten deshalb der ihren politischen Willen in Frage stellenden freien Predigt des Evangeliums am 29. Mai 1529 eine weithin leuchtende Grenze, als sie in Schwyz Jakob Kaiser verbrannten.

Folie 1 (die Folien sind nicht im Blog aufgeschaltet)

Das war eine Provokation, sie wussten es, es kam zum Krieg, zu einem Krieg, dessen bizarre zwei Stossrichtungen der Zürcher und erst noch ohne die Berner klar machen, dass es sich um einen eher ungewöhnlichen Waffengang handelte.

Folie 2

Kappel, 9. Juni 1529. Man steht sich Auge in Auge gegenüber, es geschieht aber nichts, weil eine Reihe von Schiedleuten auftauchen, welche zwischen Eidgenossen vermitteln wollen, der Glarner Landammann Hans Aebli beispielsweise. Die Zürcher hatten ausserdem nur eine begrenzte Unterstützung von Seite der Berner, mussten sich also zurückhalten. Die Innerschweizer waren nicht sicher, zu gewinnen. Es kam also zu einer Art von Waffenstillstand bei kampfbereiten Heeren. Da hinein gehört eine Episode, die Heinrich Bullinger Jahrzehnte später in seiner Reformationsgeschichte wie folgt schilderte:

„Uff ein Zyt namend vil dappfferer Xellen von den 5 Orten, ein grosse Müütten mitt Milch, und stalltens uff die March, in Mitten, schruwend den Zürychern zu, sy habind wol ein gute Milchprochen, aber nüt darin zu brochen. Da luffend redlich Gesellen der Zürychern hinzu, mit Brot, und brochetend yn, und lag yetweder Teyl uff sinem Erterich, und aassend die Milch mitt einanderen. Wenn denn einer über die halb Mutten uss greyff, und aas, schlug inn der ander Teyl (in Schimpff) uff die Händ, und sagt fryss uff dinem Erterych. Und deren Schimpffen giengend ettlich me für, dass do es dem Stattmeister von Strassburg, J. Jacoben Sturmen, der ouch under den Schidlüthen was, fürkamm, sagt er, Ir Eydgenossen sind wunderbar Leuth, wenn ir schon uneins sind, so sind ir eins, und vergässend der allten Fründschafft nitt.“

Bullinger selbst war ja hier in Kappel gewesen, als das Kloster 1526 zur Reformation übertrat, ja selbst bis ins Jahr 1529, wo er nach Bremgarten berufen wurde. Er hatte gewiss gerade für derart anekdotische Begebenheiten die besten möglichen Quellen und ausserdem überliefert er das Zeugnis eines Strassburger Vermittlers, das er ganz bestimmt nicht erfunden hat. Für mich besteht kein vernünftiger Zweifel, dass die Milchsuppe gegessen worden ist 1529. Eine ganz andere Frage aber ist, was diese Episode, mehr war es eindeutig nicht, denn niemand ausser Bullinger hat sie der Überlieferung wert erachtet, nachmals so bedeutend machte.

Nun, nach der Suppe der Krieg:

Zürich war nicht bereit, die Selbständigkeit der fünf Orte in Fragen der Religion und der Fremden Dienste zu tolerieren. Die fünf Orte sahen nicht vor, sich diktieren zu lassen. Zürich versuchte sich mit einer zu allen Zeiten sehr schwierigen Kampfform, einer, die kaum jemals Erfolg gehabt hat, mit einer so genannten Proviantsperre, also einem Lebensmittelboykott. Die Urschweiz hatte damals und hat heute ein Getreidedefizit, sie konnte also nur entweder sich den Zürcher Forderungen unterwerfen oder Krieg führen. Und zum Krieg kam es denn auch.

Hier die Ausgangslage 1531:

Folie 3

Der Zürcher Feldzug ist rasch erklärt,

Folie 4

Man zieht nach Kappel, lässt sich schlagen und zieht wieder nach Haus.

Lokal hat sich das etwa so abgespielt

Folie 5,

wobei die Vorhut der fünf Orte die Schlacht gegen Abend gegen die eigene Führung erzwang.

Wie sieht eine Schlacht damals aus:

Folie 6

Langspiesse, darin Halbarten, flankierend etwas Geschütz. Dem Gegner wird der Druck abgewonnen, viel ist Handarbeit, Schlachtenhandwerk.

Warum haben die Zürcher verloren?

1. Wie immer sind sie sehr selbstbewusst: Wir können es ohne die Berner! Wie sich gezeigt hat, eben nicht!
2. Die Elite, insbesondere die militärische Elite, ist innerlich nicht für die Sache der Reformation zu haben.
3. Die Kaderauswahl war von Zwingli all zu sehr auf die Gottesfurcht und all zu wenig auf das Kriegshandwerk gelenkt worden: „Und sehe man all weg me gotzvorcht, trüw und warheit an weder kriegens kunst.“
4. Die Urschweizer kämpften für ihre politische Existenz.

Nun Zwingli

Folie 7

bezahlte den Preis, sein Helm und sein Schwert waren

Folie 8

jahrhundertelang als Beutestücke in den fünf Orten, wenn auch das Hauptbanner

Folie 9

gerettet wurde. Der Verlust Zwinglis war ohne jeden Zweifel niederschmetternd

Folien 10 und 11.

Aber der Krieg ging weiter. Die Zürcher versuchten’s nun doch noch mit den Bernern

Folie 12

Aber mittlerweile war das militärische Prestige der Urschweizer erstarkt, sie setzten sich auch am Gubel durch

Folien 13 und 14 und erzwangen einen für die Reformierten höchst ungünstigen Frieden.

Resultat: Jahrhundertelange Frustrationen. Genau die Parteien von Kappel haben, mit verschiedenen Verbündeten, 1656 bei Villmergen und 1712 bei Villmergen und 1847 im Sonderbundskrieg wieder bekämpft, drei Jahrhunderte lang wurde dieses Feindschaft nicht überwunden.

Warum ist diese Eidgenossenschaft in diesen Jahrhunderten nicht zerfallen? Nun, die Erklärung prägen wir auf die Randschrift des Fünflibers: DOMINUS PROVIDEBIT.

Darunter aber gab es einen Geist der gebremsten Gewalt, weil selbst im Bürgerkrieg das eidgenössische Empfinden nie ganz erlosch, hier führt eine gerade Linie von der Kappeler Milchsuppe zu Dufours berühmtem Armeebefehl von 1847 und zur gemässigten Bundesverfassung von 1848, welche angesichts gewisser radikaler Tendenzen damals auch ganz anders hätte aussehen können.

Albert Anker war 16 Jahre alt, als der Sonderbundskrieg geschlagen wurde, ihm und seiner Generation, welche die Überwindung der alten Gegensätze im Zeichen der Modernität, der Eisenbahn, der Industrialisierung, vor allem aber des liberalen und demokratischen Rechtsstaates schaffte, dieser Generation bedeutet die Milchsuppe nun etwas ganz Grosses und Wichtiges.

Und so hat sie ihre moderne Ikonographie erhalten

Folie 15

Dass sie 1940 als nationales Symbol auftaucht, versteht sich

Folie 16

Es handelt sich dabei aber noch um mehr als das: Die Entschlossenheit der Eidgenossenschaft, sich gegen totalitäre Zumutungen zur Wehr zu setzen, führte nämlich dazu, dass auch die Zahnlosen Dienst zu leisten hatten. Zahnlosen- oder Edentaten-Kompanien wurden geführt.

Heute erinnert der Milchsuppenstein

Folie 17

an das Ereignis.

Wann und wo wissen wir nicht mehr, dass es die Kappeler Milchsuppe gegeben hat, steht für mich fest.

Was bleibt?

Es bleibt vielleicht die Möglichkeit, die kompromisslose Suche nach der Wahrheit mit jener Toleranz zu verbinden, die dem Gegenüber das Recht einräumt, anders, selbst ganz fundamental und radikal anders zu sein. Und ob wir Eidgenossen nun wunderbare oder, wie der Strassburger Bürgermeister Jakob Sturm wohl eher sagen wollte, wunderliche Leute seien oder nicht, so können wir doch gewiss nicht fehlen, wenn wir auch, wenn wir gerade heute den Versuch unternehmen, auch wenn wir und gerade wenn wir uneins sind, der alten Freundschaft nicht zu vergessen!

Stüssy

Fotos und Zusammenstellung: Stephan Marti-Landoltfinanzblog (hier lesen sie heute einen Beitrag über liberale Politik und eingeschränkte Pressefreiheit).

Für die Qualität meiner Blitzlicht-Aufnahmen und die grafische Aufbereitung möchte ich mich grundsätzlich entschuldigen. Wer Lust, Zeit und Begabung hat kann vermutlich noch viel aus meinen RAW/(Nef)-Dateien rausholen – nur sollte diese hilfreiche Person keine Kosten verursachen. Melden sie sich bitte bei marti at martischweiz.ch. Danke.

Religionslandschaft in der Schweiz


Heute findet die 2. Kappeler Milchsuppe statt!

Zweite Kappeler Milchsuppe

Statistik – Daten zu meinem Vortrag

Text: Stephan Marti-Landoltfinanzblog

PS: Herzlichen Dank an mein Ratsmitglied Christoph Obrist – ohne seine technische telefonische Unterstützung könnte man nur im Blog die Statistiken in Farbe betrachten – nun also auch heute life in Kappel am Albis – und natürlich dort auch in Farbe. Alles ganz einfach, man muss nur wissen, dass man den Laserdrucker auf «Folien» (und das im entsprechenden Papierfach) umzustellen hat! Es geht nichts, ohne Zusammenarbeit – und davon hören sie heute noch einiges. Wer nicht kommen kann, liest es demnächst in unserem Blog.

2 Absagebriefe – Kappel liegt richtig


Frau Bundesrätin Micheline Calmy-Ray und Thomas Wipf, Präsident des Rates des SEK wünschen ein gutes Gelingen der zweiten Kappeler Milchsuppe.

morgen Samstag findet die 2. Kappeler Milchsuppe statt

Es ist eigentlich erstaunlich, dass sogar Absagen für den Besuch der 2. Kappeler Milchsuppe aufstellen können. Beide, Frau Bündesrätin Micheline Calmy-Rey vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und Pfarrer Thomas Wipf, Präsident des Rates des «Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund» sind verhindert. Und beide wünschen uns gutes Gelingen und möchten «in Kontakt bleiben». Besten Dank, das machen wir gerne.

Was unsere Aussenministerin geschrieben hat, erfahren sie morgen direkt in Kappel am Albis (siehe untenstehenden Blogbeitrag). Aber das Telefonat zwischen Pfarrer Wipf und unserem Präsidenten Jean Claude Cantieni möchte ich nicht vorenthalten:

Sehr geschätztes Kollegium,

Herr Pfarrer Thomas Wick, der Präsident des Evangelischen Kirchenbundes, hat heute angerufen, um Erfolg für Kappel II zu wünschen, hinter dessen Intentionen er sich stelle. Auch er hält dafür, dass unser Weg, liberaltheologische Kreise zusammen zu führen, dazu dient, dass diese sich in diesem Kontext gestärkt fühlen, um Fundamentalisten in ihren eignen Reihen, welche den religiösen Frieden strapazieren, so energisch zu opponieren.

An der Teilnahme in Kappel sei er wegen einer Jubiläumsfeier ‚100 Jahre reformierte Vereinigung in Paris’, verhindert.

Er geht davon aus, dass der Rat der Religionen, wie er ihn anlässlich der Tagung mit Bundesrat Couchepin dieses Frühsommer vorstellte, noch dieses Jahr gegründet werde, und er beobachtet auch, dass sich zwischenreligiöse Kontakte, bspw. zwischen Juden und Muslimen, darob herauskristallisieren. Er wird uns zu den Vorarbeiten einer Expertengruppe zu einem Verfassungsartikel, welcher die religiöse Toleranz in den Verfassungsrang heben will, informieren. Wir verblieben so, dass unsere nachbarlichen Anstrengungen dem Religionsfrieden als Menschenrecht vorrangig gelten, doch offeriert der SEK einen Besuch an einer Vorstandssitzung, um die beidseitigen Initiativen einander anzuverwandeln.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Mit gutem Gruss,

Jean-Claude A. Cantieni

Text: Stephan Marti-Landoltfinanzblog

Kappel am Albis


Noch drei Tage und dann findet die zweite Kappeler Milchsuppe statt.

Die Geschichte der Kappeler Milchsuppe – der ersten – wollen wir nicht vorwegnehmen. Auch Nichtmitglieder sind am Samstag, den 22. Oktober um 10.30 herzlich willkommen, sich den Vortrag von Dr. phil. Jürg Stüssi-Lauterburg anzuhören. Und zumindest ich nehme es keinem Gast übel, wenn er anschliessend die traktandierten Geschäfte auslässt und sich das Haus der Stille und Besinnung, das Kloster Kappel und die Umgebung anschaut. Echt sehenswert.

Vielleicht möchten sie auch etwas mehr Zeit für das Mittagessen zur Verfügung haben. Da kann ich ihnen zwei sehr gute Adressen angeben. Das Kloster selbst verfügt über eine ausgewiesene Küche. Und wer sich lieber 200 Meter entfernen möchte, dem empfehle ich die Wirtschaft zur Post. Für Liebhaber von Cigarren und besten Weinbränden ein Muss. Lassen sie sich von Herrn Zürrer und seinem Team verwöhnen. Für Nichtmitglieder und Leute, die sich nicht angemeldet haben, ist an beiden Orten eine Reservation empfehlenswert. Die Milchsuppe gibt es aber später am Nachmittag.

Wer mit dem Auto kommt und wissen möchte, wie er Kappel findet, dem empfehle ich Yellowcities von «DiePost» – «Kappel am Albis» eingeben und sie finden das dasjenige Kappel in der Schweiz, wo die Veranstaltung stattfindet. Übrigens, die Karte ist «powert by Endoxon» und der Geschäftsleiter dieses Unternehmens, mein Cousin, erhält gleich noch eine persönliche Einladung. Vermutlich kann er von seiner Wohnung aus das Schlachtfeld von Kappel aus der Ferne betrachten.

In der Gemeinde Kappel am Albis gibt es auch eine evangelisch reformierte Kirchgemeinde und eine römisch katholische Kirchgemeinde.

Wir wünschen ihnen für die Veranstaltung viel Freude und wer nicht kommen kann, findet nächste Woche in diesem Blog eine Zusammenfassung der Tagung.

Kappel

Die Klosteranlage und im Hintergrund Kappel am Albis (Quelle)

PS: Der Link Vatikan und Vatican ist selbst auf einem der obenstehenden verlinkt und den möchte ich keinesfalls unbeachtet lassen. Viel Spass!

Text: Stephan Marti-Landoltfinanzblog

Volkszählung 2010


Bis ins Jahr 2010 dürfte sich der Fragebogen für die nächste Volkszählung noch in etlichen Details ändern. Zündstoff ist die Religionszugehörigkeit.

In unserem ersten Blog-Beitrag ist auch die Rede von Bundesrat Couchepin erwähnt – die er halt dann in 10 Jahren nicht noch einmal in dieser Art bringen kann – weil ihm die statistischen Daten dazu fehlen werden.

Es sei denn, man überdenke die Geschichte noch einmal etwas genauer, damit die ganze Übung nicht in die Geschichte eingehen wird.

Was mich aber riesig freut, ich persönlich werde an der zweiten Kappeler Milchsuppe, die Daten von 1970, 1980, 1990 und 2000 auf die Jahre 2010 und vielleicht auch 2020 etc. extrapolieren – und keiner wird es jemals widerlegen können.


Datum reserviert?Anmeldung

Text: Stephan Marti-Landoltfinanzblog

Zweite Kappeler Milchsuppe – 22. Oktober 2005


Konferenz von Konfessionen und Religionen der Schweiz

Die von den verfeindeten Katholiken und Protestanten 1529 gemeinsam eingenommene Kappeler Milchsuppe war ein erstes Gleichnis religiöser Toleranz als Alternative zum Krieg. Darum lädt der Schweizerische Verein für freies Christentum der reformierten Landeskirche der Schweiz (gegründet 1871 auf Grund einer Idee von 1869) auf den 22. Oktober 2005 nach Kappel ein. Ihre Liberalität versteht sie als Vermittlerin zwischen den Religionen und nicht als Partei. Die Referenten, Vertreter verschiedener Konfessionen und religiöser Organisationen tragen Wünsche zur Toleranzbereitschaft an die religiösen Partner vor und äussern sich zu ihrer Haltung zum Menschenrecht auf religiösen Frieden.

Alle sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung Teilzunehmen.

ganze Broschüre (pdf) – zum Ausdrucken

Anmeldung (pdf) – handschriftliche Eingabe (zum Einsenden)

Anmeldung (Word) – ausfüllen mit PC ==> Datei ==> senden als Mail an: jccantieni (at) bluewin.ch

Programm (pdf) – zum Ausdrucken – siehe auch weiter unten

Plakt oder Flyer (pdf) – zum Ausdrucken und Aufhängen

Fahrplan (pdf) – wichtige Verbindungen zum Ausdrucken

übrige Verbindungen nach «Kappel am Albis»: via SBB-Fahrplan – (Abfahrtsort ändern)

Mitgliederversammlung – zum Ausdrucken

Programm

Beginn 13.30 Uhr

Jean-Claude A. Cantieni, Zentralpräsident, Chur
Einleitung

Stephan Marti-Landolt, Langenthal
Religionslandschaft Schweiz – Volkszählung 1970 – 2000

Dr. Erwin Koller, Herbert Haag-Stiftung, Uster
Katholische Kirche und Freiheit

Dr. Oskar Flück, Christkatholisch, Basel
Sri Lanka

Pfr. Alexandru Nan, rumänisch Orthodox, Chur

Frau Saida Keller-Messahli, Zürich, Präsidentin FFI (Forum für einen fortschrittlichen Islam), Zürich

Karan Singh, Gurudwara Sahib Switzerland (toter Link) Gurdwarasahib (englisch), Vertreter der Sikhs-Religionen der Schweiz, Schlieren

Dr. John Taylor, Genf, UNO-Vertreter der IARF (International Association for
Religious Freedom
), Genève

Mehmet Turan, Grossrat, Vertreter von Aleviten, Basel (Links ergänzt März 07)

Duo Geistlich:
Pater Maurus Burkard, Alphorn, OSB Ordo Sancti Benedicti – BenediktinerordenKloster Einsiedeln
und
Pfr. Dr. Hans Ulrich Jäger-Werth, Alphorn, reformierte Kirche, Einsiedeln

15.00 Uhr

Diskussion geleitet von Prof. Dr. Werner Gallusser, Basel
Religiöser Frieden – ein welthöchstes Gut

15.30 Uhr

Kappeler Milchsuppe

Die Veranstaltung ist öffentlich – Eintritt frei – Kollekte

Übernachtungsmöglichkeiten im Kloster Kappel – 01 764 88 10 – Anfahrtswegl

Zusammenstellung, Links und Fotos: Stephan Marti-LandoltFinanzblog

Besuch von Karan Singh


Karan Singh, Vertreter der Siks-Religionen der Schweiz wird eine fünfminütige Grussbotschaft anlässlich der zweiten Kapeller-Milchsuppe an uns richten.

Karan Singh von der Gurudwara Sahib Switzerland wird mit fünf Minuten einberäumter Zeit viel zu kurz kommen. Unser gestriger Business-Lunch war schon zu kurz – er hat einige Stunden gedauert. Mister Singh hat so viel zu erzählen und kennt so viele Leute. Seit gestern auch meine Tochter, die in Genf während ihren Semesterferien in einer Hilfsorganisation mithilft – Thematik: Kashmir. Und da muss man doch schnell ans Telefon greifen und über seine Heimat diskutieren.

Karan Singh kennt vermutlich mehr Leute als ich, aber ganz stolz zeigt er die Bilder vom Bau ihrer eigenen Kirche in der Schweiz – in Langenthal. Auf dem ersten Bild mit unserem Stadtpräsidenten Hans-Jürg Käser zu sehen. Gleiche Partei, gleiche Kirche, gleiche Kleinstadt – kein Wunder, dass ich HJK auch kenne.

Aber Dalai Lama durfte ich noch nie persönlich Begrüssen – Bücher lesen, das schon. Bei «Ratschläge des Herzens» bin ich auf Seite 99 anbelangt – «An alle, die Krieg führen». Und das wiederstrebt auch Karan Singh – ein herzensguter Mensch. Ihn zu treffen ist eine Freude – kommen sie am 22. Oktober an die Zweite Kapeller Milchsuppe und lernen sie ihn kennen. Er erzählt ihnen dann vielleicht, wie er Dalai Lama vor kurzem in Zürich kennen gelernt hat.


Master Karan Singh mit meinen Sohn Thomas.

Text und letzte Foto: Stephan Marti-LandoltFinanzblog